1986

in einem verschneiten Wald steht ein Warnschild vor Radioaktivitätzum Vergrößern anklicken
Verstrahlt: Die Tschernobyl-Katastrophe zeigte, welch hohe Risiken mit der Atomkraft verbunden sind.
Quelle: Taken / Pixabay.com

Der Reaktorunfall von Tschernobyl erschüttert die Welt. In der BRD wird deshalb das Bundesumweltministerium gegründet. Am Rhein gibt es einen schweren Chemieunfall. Und es wird klar: Dieselruß kann Krebs auslösen! Die guten Nachrichten: Die Technische Anleitung Luft sorgt für strengere Grenzwerte. UBA startet sein Infoangebot zur grünen Beschaffung. Ein WHO-Kooperationszentrum Luft entsteht.

Inhaltsverzeichnis

 

Tschernobyl-Katastrophe führt zur Gründung des Bundesumweltministeriums

Der schwerste Reaktorunfall aller Zeiten passiert am 26. April 1986 in Tschernobyl (Ukraine, damals Sowjetunion). In Deutschland wird als Reaktion auf die Katastrophe das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (⁠BMU⁠) gegründet. Hier sollen alle Zuständigkeiten für die Umwelt zusammengefasst werden. Aus dem Bundesinnenministerium fließen die Zuständigkeiten für Umweltschutz, Sicherheit kerntechnischer Anlagen und Strahlenschutz ein. Aus dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten geht die Zuständigkeit für Naturschutz auf das BMU über.

 

Chemieunfall verursacht verheerendes Fischsterben im Rhein

30 Tonnen giftige Chemikalien gelangen in den Oberrhein. Auf einer Länge von etwa 100 Kilometern sterben alle Fische und Kleintiere. Das ⁠UBA⁠ drängt mehr denn je auf rechtliche Regelungen. Das zeigt Wirkung: Störfallverordnungen, Hochwasserschutz und Aktionsprogramme sind die Folge. Übrigens wird 1996 ein anspruchsvolles Ziel erreicht: Die Lachse kehren in den Rhein zurück. Das entsprechende „Aktionsprogramm Rhein“ wird 1987 ausgerufen.

 

Lungenkrebs durch Dieselruß?

Was heute fast zum Allgemeinwissen zählt, sorgt 1986 noch für großes Erstaunen: Es gibt einen Zusammenhang zwischen Dieselrußabgasen und der Entstehung von Lungenkrebs; und die kleinen Rußpartikel sind verantwortlich für viele schwere Erkrankungen. Inzwischen ist die krebsauslösende Wirkung der Dieselrußpartikel in der Wissenschaft anerkannt. Und auch für die Autoindustrie sind Rußfilter eine Selbstverständlichkeit geworden.

Männer in Anzügen stehen dicht gedrängt vor einer Schautafel zum Dieselrußfilter
Der Dieselrußfilter wird vorgestellt.
Quelle: Umweltbundesamt
 

Technische Anleitung Luft sorgt für strengere Grenzwerte für die Industrie

Die „Erste Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Bundes-Immissionsschutzgesetz“ wird 1986 neu gefasst. Es werden Emissions-Grenzwerte von Luftschadstoffen für die gesamte Industrie verschärft: bei Neuanlagen entsprechend dem Stand der Technik. Altanlagen müssen die Grenzwerte nach bestimmten Übergangsfristen einhalten. Rund 15 Milliarden Mark fließen insgesamt in den alten Bundesländern in die Sanierung. Damit wird eine weitgehende Modernisierung der Industrie erreicht. Bis 1994 geht allein der Ausstoß krebserregender Stoffe einer Studie aus Nordrhein-Westfalen zufolge um 65 Prozent zurück.

 

UBA-Handbuch „Umweltfreundliche Beschaffung“ gibt Tipps für die Beschaffung umweltfreundlicher Produkte und Dienstleistungen

Mit dem Handbuch „Umweltfreundliche Beschaffung“ legt das ⁠UBA⁠ 1986 Informationen vor, wie öffentliche Einrichtungen durch die Beschaffung umweltfreundlicher Produkte und Dienstleistungen einen Beitrag zum Umweltschutz leisten können. Später wird ein Informationsdienst im Internet aufgebaut. Das Angebot enthält Ausschreibungsempfehlungen ebenso wie Antworten auf rechtliche Fragen bei der Einbeziehung von Umweltkriterien in Vergabeverfahren.

Cover des UBA-Handbuchs „Umweltfreundliche Beschaffung“ in seiner ersten Auflage 1986
Cover des UBA-Handbuchs „Umweltfreundliche Beschaffung“ in seiner ersten Auflage 1986
Quelle: Umweltbundesamt
 

Gründung des Kooperationszentrums zur Überwachung der Luftqualität und Bekämpfung der Luftverschmutzung der Weltgesundheitsorganisation

1986 benennt das ⁠WHO⁠-Regionalbüro Europa das Institut für Wasser-, Boden- und Lufthygiene (WaBoLu) des deutschen Bundesgesundheitsamtes wegen seiner langjährigen und erfolgreichen Arbeiten in Forschung und Wissenschaft auf dem Gebiet der gesundheitlichen Bewertung von Luftverunreinigungen zum WHO CC (The Collaborating Centre for Air Quality Management and Air Pollution Control of the World Health Organization at the Federal Environment Agency). Die sich dynamisch entwickelnde Zusammenarbeit der ersten Jahre wird auch nach dem organisatorischen Übergang des WaBoLu in das Umweltbundesamt (1994) fortgesetzt. Das Zentrum koordiniert erfolgreich in der europäischen Region der WHO Arbeiten zu Gesundheitsgefahren von Luftverunreinigungen.

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 Lungenkrebs  Dieselruß  Außenluftqualität; Luftqualität  TA-Luft  Fischsterben  Katastrophe von Tschernobyl