Kosten der Anpassung an den Klimawandel - Eine ökonomische Analyse ausgewählter Sektoren in Sachsen-Anhalt

Ziel der Studie

Ziel der Studie ist es, die Kosten der ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ im Rahmen eines Bottom-up-Ansatzes für das Bundesland Sachsen-Anhalt zu entwickeln. Die Studie gliedert sich in die folgenden Unterziele:

  1. Bestandsaufnahme und Analyse der ökonomischen Verfahren der Kostenermittlung von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel auf regionaler Ebene,
  2. Darlegung der Effekte des Klimawandels auf die wirtschaftlichen Sektoren im Land Sachsen-Anhalt im Sinne einer Klimasensibilitätsanalyse,
  3. Entwicklung und Umsetzung eines Bottom-up-Ansatzes zur Ermittlung der ökonomischen Anpassungskosten für ausgewählte Sektoren und Bereiche, von denen angenommen wird, dass sie vom Klimawandel in besonderer Weise betroffen sind.

Erscheinungsjahr

Untersuchungsregion/-raum

Bundesland Sachsen-Anhalt
Untersuchungsraum Sachsen-Anhalt
Räumliche Auflösung 

keine Karten, keine räumlichen Aussagen; Input-Daten z. T. auf Kreisebene

Verwendete Klimamodelle / Ensembles

Emissionsszenarien allgemeine Einführung, nur qualitative Aussagen zur Exposition; kein Bezug zu konkreten Modellläufen oder Emissionsszenarien
Klimamodelle keine
Ensembles nein
Anzahl der Modellläufe keine
Regionales Klimamodell 

keine

Weitere Parameter 

keine

Zeitraum 

keiner

Klimawirkungen

Klimawirkungen in Handlungsfeld
  • Tourismuswirtschaft

"Einige Regionen werden voraussichtlich von der Reduzierung des Kältestresses in der Nebensaison profitieren. Die Mehrzahl der Destinationen muss vor dem Hintergrund einer erwarteten Zunahme der heißen Tage und des Rückgangs der Niederschläge im Sommerhalbjahr, einer Zunahme der Niederschläge in Form von Regen anstatt von Schnee und einer Abnahme der Frosttage im Winterhalbjahr sowie der ganzjährigen Zunahme extremer Witterungsereignisse mit negativen Beeinträchtigungen rechnen." (UFZ 2011: 84)
"Die direkten Auswirkungen des Klimawandels werden Zusatzaufwendungen bspw. für die Deckung des Wasserbedarfs, die verstärkte Nutzung von Klima- und Beschneiungsanlagen oder die Absicherung gegenüber Naturkatastrophen notwendig machen. Nicht nur die Anbieter touristischer Angebote, sondern auch deren Kunden müssen vor dem Hintergrund zunehmender Klimaschutzanstrengungen mit weiteren finanziellen Belastungen rechnen." (UFZ 2011: 85)
"Gerade der Wintertourismus ist jedoch in den Mittelgebirgen vom prognostizierten klimawandelbedingten Temperaturanstieg unmittelbar betroffen. In Sachsen-Anhalt wird sich dies v.a. im Harz und hier im Besonderen in Schierke in den Wintermonaten negativ auf den Wintersporttourismus auswirken. Gleichzeitig eröffnet der Klimawandel aber auch neue Möglichkeiten. Eine geeignete Anpassungsstrategie vermag daher nicht nur etwaige Schäden zu begrenzen, sondern kann auch neue Tourismus-Konzepte befördern." (UFZ 2011: 86 f.)

Klimawirkungen in Handlungsfeld
  • Wald- und Forstwirtschaft

"Besonders die wenig hitze- und trockenheitstolerante Fichte wird v.a. auf unangepassten Standorten im Tiefland von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein. Ähnliches wird aber auch für die Lärche und in eingeschränkter Weise für die Buche erwartet. Die im Vergleich zu anderen Regionen untypische Dominanz der Kiefer gegenüber der Fichte in Sachsen-Anhalt stellt auf den ersten Blick einen Vorteil dar. Die Kiefer gilt als robuster und genügsamer Baum, der weniger Trockenstress anfällig ist als die vom Klimawandel stärker betroffene Fichte. Aus ertragsorientierter Perspektive ist die Kiefer der Fichte oder bspw. Der Douglasie jedoch weit unterlegen. Hinzu kommt, dass die Kiefer den Gefahren des Schädlingsbefalls bereits in erheblichem Maße ausgesetzt ist und diese Gefährdung in Zukunft klimawandelbedingt noch zunehmen wird. Zudem besteht ein größeres Waldbrandrisiko in Kiefernbeständen. Insgesamt scheinen für Sachsen-Anhalt die negativen Auswirkungen des Klimawandels, wie vermehrter Schädlingsbefall, Stürme, Trockenstress und Waldbrände, gegenüber möglichen positiven Folgen für die Ertragsleistung der Wälder zu überwiegen." (UFZ 2011: 75)

Klimawirkungen in Handlungsfeld
  • Wasser

"Der Klimawandel beeinflusst die Hochwassergefahrenlage durch die regionalspezifische Veränderung des Wasserkreislaufs. Durch den sinkenden Anteil von Schnee am Gesamtniederschlag wird im Winterhalbjahr eine Zwischenspeicherung der Niederschläge verringert. Daher ist für diese Monate mit einer Zunahme des unmittelbaren Wasserabflusses zu rechnen. Die durch Intensität und Häufigkeit bestimmten Niederschlagsmengen sind für den Wasserkreislauf besonders relevant. Der bereits beobachtete und zukünftig erwartete Temperaturanstieg hat eine Erwärmung der unteren Schichten der Atmosphäre zur Folge. Dies führt dazu, dass diese Schichten mehr Energie enthalten und größere Mengen Wasserdampf speichern können. Bei extremen Witterungsereignissen kann es somit zur höheren Freisetzung von Energie und größeren Niederschlagsmengen kommen. Vor dem Hintergrund der vorliegenden Temperatursimulationen scheint somit eine Zunahme und Intensivierung von Unwetterereignissen wahrscheinlich." (UFZ 2011: 45)
"Auf Grundlage der vorliegenden Klimamodellierungen kann für Sachsen-Anhalt je nach Modell und Szenario bis Ende des Jahrhunderts mit einem Anstieg der durchschnittlichen Lufttemperatur von 1,9 °C bis 3 °C gerechnet werden. Sowohl die Anzahl der heißen Tage und Sommertage als auch die Häufigkeit von Hitzewellen werden zunehmen. Der mittlere Jahresniederschlag wird hingegen relativ unverändert bleiben (WETTREG) bzw. leicht zunehmen (REMO). Die jahreszeitliche Modellierung ergibt jedoch für den Sommer über alle Szenarien hinweg einen Rückgang der Niederschläge um 20%. Dies wirkt sich trotz der Niederschlagszunahme im Winterhalbjahr um 10-30% besonders im zentralen und nordöstlichen Teil Sachsen-Anhalts negativ auf die Grundwasserneubildung aus. Für den Harz wird hingegen mit deren Zunahme gerechnet (Landesregierung Sachsen-Anhalt 2010: 14-17)." (UFZ 2011: 60 f.)
"Es wurde festgehalten, dass der Klimawandel:
- Schwankungen des Nachfrageverhaltens verstärkt;
- die Entwicklung des Wasserdargebots beeinflusst;
- sich auf die Wasserqualität auswirkt;
- eine Zunahme von extremen Wetterereignissen Folgen für die Gewährleistung der Versorgungssicherheit haben kann." (UFZ 2011: 62)

Methodischer Ansatz

Kurzbeschreibung des methodischen Ansatzes 

Klimafolge/Infikationsfeld: nur indirekte Aussagen, da nicht konkret mit Daten zur exposition verknüpft

Methodischer Ansatz: Die Nutzenseite wurde aus dieser Betrachtung (zunächst) bewusst ausgeklammert, um die Problemstellung nicht zu überfrachten. Zur Ermittlung der Anpassungskosten wurde der Weg eines Bottom-up-Prozesses gewählt; zusammen mit den verantwortlichen Entscheidungsträgern aus den mit der Umsetzung beauftragten Verwaltungen wurden die Maßnahmen zur ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ bestimmt und die dafür anfallenden Kostendaten ermittelt. Damit unterscheidet sich die Vorgehensweise deutlich von ökonomischen Ansätzen, die über modellbasierte Topdown-Ansätze versuchen, die Kosten der Anpassung an den Klimawandel zu bestimmen. Der mit diesem Vorgehen verbundene Aufwand machte eine Fokussierung auf in besonderem Maße vom Klimawandel betroffene Sektoren notwendig.

Analysekonzeptansatz Eigener Ansatz
Komponenten im Analysekonzept  Klimatischer Einfluss, Sensitivität, Vulnerabilität, Anpassungskapazität
Methodik zur Operationalisierung Qualitative Informationen (z.B. Experteninterviews)

Wer war oder ist beteiligt?

Herausgeber Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt (MLU)
Kontakt 

Auftraggeber: Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt
Auftragnehmer: Prof. Dr. Bernd Hansjürgens (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ))

Bibliographische Angaben 

Gebhardt, Oliver; Kumke, Sven; Hansjürgens, Bernd 2011: Kosten der Anpassung an den Klimawandel - Eine ökonomische Analyse ausgewählter Sektoren in Sachsen-Anhalt. UFZ-Bericht 05/2011

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Handlungsfelder:
 Energieinfrastruktur  Finanzwirtschaft  Industrie und Gewerbe  Tourismuswirtschaft  Verkehr und Verkehrsinfrastruktur  Wald- und Forstwirtschaft  Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft