Untersuchungen des Kantonalen Labors Zürich vom Herbst 2009 hatten ergeben, dass Tageszeitungen durchschnittlich ca. 3000 mg Mineralöl pro kg Tageszeitung und daraus hergestellte Lebensmittelkartonverpackungen 300 - 1000 mg Mineralöl pro kg Verpackungskarton enthalten. Diese Mineralöle können über die Gasphase - teilweise auch durch Zwischenverpackungen hindurch - auf Lebensmittel übergehen. Somit können unbedruckte Verpackungen aus Recyclingkarton um den Faktor 10 höhere Mineralölgehalte als Frischfaserkartonverpackungen aufweisen. Die erhöhte Mineralölbelastung in den Recyclingkartons ist nach Expertenmeinung auf das Recycling von Zeitungspapier und die darin enthaltene Druckfarbe zurückzuführen. Auch in Deutschland wurden Gehalte an Mineralöl in verschiedenen Lebensmitteln gefunden, die deutlich über den tolerierbaren Mengen liegen. Wegen des hohen Anteils an Mineralölfraktionen mit kürzerkettigen und aromatischen Kohlenwasserstoffen sind derartige Kontaminationen von Lebensmitteln unerwünscht. Kürzerkettige Kohlenwasserstoffe werden vom Körper leicht aufgenommen, so dass bei häufigerem Verzehr belasteter Lebensmittel die toxikologischen Grenzwerte überschritten werden können. Aus Sicht des UBA und des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) sollten daher die Übergänge von Mineralöl aus Recyclingpapier und -pappe auf Lebensmittel umgehend minimiert werden.
Durch den Ersatz mineralölhaltiger Druckfarben könnte auch in Deutschland ein wichtiger Schritt in Richtung Ausschleusung unerwünschter Stoffe aus dem Altpapierkreislauf getan werden. Damit könnte sowohl dem Verbraucherschutz wie auch dem Umweltschutz nachhaltig Rechnung getragen werden. Verpackungen aus recyceltem Altpapier sind im Vergleich zu Verpackungen aus Frischfasern als umweltfreundlicher und ökologisch sinnvoller zu betrachten. Die deutschen Verlagshäuser und die Druckbranche sind aufgefordert, eine Übertragbarkeit der Ergebnisse aus der Schweiz auf den Druck von Presseprodukten in Deutschland zu prüfen.
Mineralölfreie Druckfarben können einen wichtigen Beitrag für eine umfassende und schadstoffärmere Kreislaufwirtschaft leisten. Das UBA plant derzeit großtechnische Druckversuche zur Gebrauchstauglichkeit und Recyclingfähigkeit dieser neuen Druckfarben zur Absicherung der Schweizer Ergebnisse zur Herstellung anspruchsvoller, mineralölfreier Druckerzeugnisse.