Mit Produktdesign Umweltbelastungen reduzieren
Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit der Menschen, die mit den Vorstufen der Herstellung, der Herstellung selbst, der Verteilung, Verwendung und Entsorgung von Produkten verbunden sind, bekommen eine immer größere Bedeutung auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung.
Die Festlegungen in der Produktplanungs- und -designphase bestimmen zu einem wesentlichen Anteil sowohl die produktbezogenen Kosten, als auch die Umweltauswirkungen. Die am Produktentwicklungsprozess beteiligten Akteure können hier Einfluss auf jede Phase der Wertschöpfung und des stofflichen Lebensweges des Produktes nehmen und umweltgerechte Innovationen gezielt voranbringen. Ökodesign hat zum Ziel, in einer integrierten Lebenswegbetrachtung umweltgerechte Lösungen zu finden, um die Umweltwirkungen eines Produktes insgesamt zu mindern. Es ergänzt also die klassischen Anforderungen an die Produktentwicklung, wie Funktionalität, Sicherheit, Ergonomie und Preis/Leistungsverhältnis, um die Anforderung der Umweltfreundlichkeit. Ökodesign ist damit eine umfassende Gestaltungsaufgabe der nachhaltigen Unternehmensführung.
Die umweltverträgliche Gestaltung von Produkten erfordert quantitative und qualitative Bewertungsmaßstäbe und unterstützende Instrumente. Hierfür stehen eine Reihe von Checklisten, Handbüchern bis hin zu Softwarelösungen basierend auf der methodischen Grundlage der Ökobilanzierung zur Verfügung. Konkrete Anleitung für die Einbeziehung von Umweltaspekten bei der Planung und Entwicklung von Produkten bieten mittlerweile auch Normen und Leitfäden der internationalen, europäischen und deutschen Normenorganisationen. Die Vergabekriterien von Umweltzeichen wie dem Blauen Engel können ebenso als Orientierung für eine umweltgerechte Gestaltung der jeweiligen Produkte dienen.
Mit der Ökodesign-Richtlinie hat die Europäische Kommission erstmals einen Rahmen für die Festlegung produktgruppenspezifischer Mindestanforderungen geschaffen. Ziel der Richtlinie ist es, die Umweltverträglichkeit energieverbrauchsrelevanter Produkte unter Einbeziehung des gesamten Lebensweges mittels Vorgabe von Ökodesign-Anforderungen zu verbessern.
Um Ökodesign stärker in den öffentlichen Fokus zu rücken und Innovationen zu fördern, loben Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt seit 2012 jährlich den Bundespreis Ecodesign aus. Der Bundespreis Ecodesign zeichnet als erster und einziger Preis der Bundesregierung Produkte, Dienstleistungen und Konzepte aus, die sowohl innovativ, als auch aus Umwelt- und gestalterischer Sicht von höchster Qualität sind. Der Wettbewerb richtet sich an Unternehmen aller Größen und Branchen, an Designerinnen und Designer sowie an Studierende.
Im Rahmen des Bundespreises Ecodesign wurde eine Kriterienmatrix entwickelt. Sie soll zum einen den Wettbewerbsteilnehmerinnen und -teilnehmern sowie den Jurorinnen und Juroren des Bundespreises Ecodesign Orientierung bieten, zum anderen kann sie auch als Werkzeug und Hilfestellung in der Designpraxis genutzt werden.
Leitlinien einer umweltgerechten Produktgestaltung
Folgende Ansätze tragen dazu bei, die durch Produkte entlang ihres Lebensweges verursachten Umweltbelastungen und Ressourcenverbräuche („ökologische Rucksäcke“) wirkungsvoll zu mindern:
- Verringerung des Energie- und Rohstoffbedarfs entlang des gesamten Lebensweges von Produkten;
- zunehmender Einsatz erneuerbarer Rohstoffe, unter Berücksichtigung ihrer Verfügbarkeit und Regenerationsrate sowie der damit verbundenen Umweltwirkungen im Vergleich zur Nutzung nicht erneuerbarer Rohstoffe;
- Erhöhung der Gebrauchstauglichkeit und Langlebigkeit von Produkten sowie Optimierung des Nutzens (Haltbarkeit, Reparaturfreundlichkeit, Anpassbarkeit, Funktionserweiterung und Multifunktionalität);
- Stärkung der Wiederverwendung und Verbesserung der umweltverträglichen Verwertung (Wiederverwendung und Wiederaufbereitung von Produkten und Produktteilen, recyclinggerechte Konstruktion, Verminderung von Stoffverlusten);
- Minimierung der von Produkten während ihres Lebensweges ausgehenden Emissionen (Schadstoffe, Strahlung, Lärm etc.) auf das technisch unvermeidbare oder nach Umwelt- und Gesundheitsaspekten vertretbare Maß;
- Reduktion oder Substitution von umwelt- und gesundheitsbelastenden Stoffen sowie Entwicklung der dafür notwendigen Stoffe mit umwelt- und gesundheitsverträglichen Eigenschaften.
Darüber hinaus wurden die oben genannten Leitlinien in einem Vorhaben konkretisiert und in einer anschaulichen Form für Designstudierende und -praktiker zugänglich gemacht. Entstanden ist das Lern- und Informationsportal Ecodesign Kit. Es bietet einen strukturierten „Materialienpool“ mit Informations- und Lernmaterialien, die ganz konkret auf die vielen Detailfragen eingehen, die sich regelmäßig aus den allgemeinen Ansätzen für die Designpraxis ergeben. Angefangen bei Umweltwirkungsbereichen sowie Material- und Prozessfragen über die Auseinandersetzung mit Ökodesignprinzipien und Analyse- und Bewertungsmethoden wird umweltwissenschaftliches Wissen dort aufgearbeitet. Mittels illustrativer Praxis- und Rechenbeispiele sollen mit Hilfe des Ecodesign Kit Studierende und Lehrende ein Verständnis über mögliche Umweltwirkungen von Produkten erhalten und Werkzeuge „an die Hand“ bekommen, mit deren Hilfe sie sich einen orientierenden Eindruck von der Umweltrelevanz von Designentscheidungen verschaffen können.
Ein weiterer Baustein im Bemühen des Umweltbundesamtes, unterstützende und Kompetenz aufbauende praktische Handreichungen zu entwickeln, ist die Neuauflage der Publikation „Was ist Ecodesign?“. Sie soll Gestalterinnen und Gestaltern und Anderen aus der Praxis der ökologischen Produktgestaltung eine Richtschnur und Hilfe in der täglichen Arbeit bieten. Die als E-Book herausgegebene Publikation geht auf Fragen der ökologischen Produktgestaltung und des Lebenszyklusdenkens ein. Sie richtet sich an alle, die an zeitgemäßer Gestaltung interessiert sind, die Design und Umweltschutz gleichermaßen im Blick haben.