Bundesland Schleswig-Holstein

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Bundesland Schleswig-Holstein
Quelle: KomPass / UBA

Die Folgen des Klimawandels sind nicht überall gleich. Auch die daraus resultierenden Anpassungsmaßnahmen unterscheiden sich in den Bundesländern. Hier finden Sie einen Überblick, welche Auswirkungen des Klimawandels in Schleswig-Holstein erwartet werden und mit welchen Maßnahmen das Bundesland darauf reagiert.

Klimafolgen

Inhaltsverzeichnis

 

Länderspezifische Klimaänderungen

 

BEREITS AUFGETRETENE UND ERWARTETE KLIMAÄNDERUNGEN

Im Klimareport Schleswig-Holstein, der in enger Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Wetterdienst und dem Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein (LLUR) erstellt wurde, sind die bisher aufgetretenen und die zu erwartenden Entwicklungen des Klimas für Schleswig-Holstein zusammengefasst.

Die bisherigen Entwicklungen zeigen, dass sich Schleswig-Holstein im Zuge des Klimawandels in den letzten Jahrzehnten bereits deutlich erwärmt hat: Die Jahresdurchschnittstemperatur ist seit 1881 bis heute um etwa 1,3 °C angestiegen. Auch das Auftreten bestimmter Temperaturkenntage hat sich in Schleswig-Holstein verändert: So hat z. B. die Anzahl von Sommertagen (max. Tagestemperatur >25 °C) und von heißen Tagen (max. Tagestemperatur >30 °C) zugenommen, Frost- und Eistage (min. bzw. max. Tagestemperatur <0 °C) traten hingegen seltener auf.

Die jährlichen Niederschläge unterliegen in Schleswig-Holstein deutlichen Schwankungen: Insgesamt nehmen die Niederschläge in allen Jahreszeiten zu, wobei im Winter die höchste und im Frühjahr die geringste Zunahme zu verzeichnen ist.

Gemäß Generalplan Küstenschutz des Landes Schleswig-Holstein (Fortschreibung 2022) stieg im letzten Jahrhundert der mittlere Meeresspiegel an der Nordseeküste um etwa 19 cm, an der Ostseeküste um etwa 16 cm an. Während die Sturmflutwasserstände an der Ostseeküste sich über diesen Zeitraum nicht wesentlich veränderten, nahmen sie an der deutschen Nordseeküste insbesondere in der zweiten Jahrhundert-Hälfte deutlich zu.

Durch Klimaprojektionen können Aussagen zur zukünftigen Entwicklung des Klimas getroffen werden. Für Schleswig-Holstein zeigen die Klimaprojektionen einen weiteren Anstieg der Jahresmitteltemperatur bis zum Ende des Jahrhunderts. Mit der Temperaturzunahme könnte auch eine markante Zunahme der Temperaturextreme einhergehen. Mit tiefen Temperaturen verbundene Extreme nehmen deutlich ab, während mit Wärme verbundene Extreme zunehmen. Damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit von Hitzewellen. Die Jahresniederschläge könnten laut Klimaprojektionen in Schleswig-Holstein um mehr als 10 % bis zum Ende des Jahrhunderts ansteigen. Dabei könnte sich der schon heute erkennbare Trend von einer Zunahme der Winterniederschläge fortsetzen.

Hinsichtlich des künftig zu erwartenden Meeresspiegelanstiegs projiziert das ⁠UNO⁠-Klimagremium ⁠IPCC⁠ in seinem letzten Bericht aus dem Jahre 2021 eine weitere deutliche Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs im Vergleich zum letzten Jahrhundert; die aktuellen Projektionswerte liegen zwischen etwa 0,3 und 1,0 Meter. Nach ⁠IPCC⁠ könnten sich diese Werte weiter erhöhen, wenn die Landeiskappen auf Grönland und in der Antarktis instabil werden.

Über den aktuellen Forschungsstand zum bisherigen ⁠Klimawandel⁠ und zur zukünftigen Entwicklung des Klimas informiert auch das Norddeutsche Klimabüro des Helmholtz-Zentrums Hereon mit dem Norddeutschen Klimamonitor und dem Norddeutschen Klimaatlas.

 

Länderspezifische Klimafolgen und Vulnerabilität

Der Klimaschutzbericht 2009 der Landesregierung benennt erstmals Handlungsfelder für Schleswig-Holstein, die besonders vom ⁠Klimawandel⁠ betroffen sein werden. Dazu zählen die ⁠Biologische Vielfalt⁠, die Wasserwirtschaft, der Küstenschutz, die Land- und Forstwirtschaft, sowie der Tourismus und der Verkehr. Die im Jahr 2017 erschienene Broschüre „Anpassung an den Klimawandel – Fahrplan für Schleswig-Holstein“ greift diese Handlungsfelder auf und beschreibt Maßnahmen und Wege wie die Anpassung an den Klimawandel in den für das Land besonders relevanten Handlungsfeldern umgesetzt werden könnte. Im nächsten Schritt wird nun eine ⁠Anpassungsstrategie⁠ für Schleswig-Holstein entwickelt. Damit die beschriebenen Klimaveränderungen und deren Folgen frühzeitig erkannt werden können, wurde als erster Baustein der Anpassungsstrategie ein Klimawandelfolgenmonitoring für Schleswig-Holstein erarbeitet.

Anpassung

Politischer Rahmen

In Schleswig-Holstein wurden eine Reihe verschiedener Maßnahmen zum Schutz des Klimas und zur ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ eingeleitet. Im Landesplanungsgesetz Schleswig-Holstein vom 27.2.2014 wurde in Paragraph 5 erstmals festgeschrieben, dass bei der regionalen und überregionalen Landschaftsplanung die räumlichen Erfordernisse des Klimaschutzes und die ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ bei der Aufstellung von Raumordnungsplänen zu berücksichtigen sind. Außerdem sind im Energiewende- und Klimaschutzgesetz Schleswig-Holstein, das im Dezember 2021 novelliert wurde, Regelungen und Vorgaben zum ⁠Klimaschutz⁠ und zur Anpassung an den Klimawandel verankert. In Paragraph 15 des Energiewende- und Klimaschutzgesetzes ist die Erarbeitung einer Strategie zur Anpassung an den Klimawandel und die Umsetzung entsprechender Maßnahmen festgelegt.

Länderspezifische Anpassungsmaßnahmen

Schleswig-Holstein setzt Maßnahmen zur ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ – insbesondere im Küsten- und Hochwasserschutz – um und verfolgt auch in anderen Handlungsfeldern konkrete Aktivitäten zur Klimawandelanpassung.

Der Sonderrahmenplan „Maßnahmen des Küstenschutzes infolge des Klimawandels“ und der aktuelle „Generalplan Küstenschutz“ berücksichtigen den erwarteten beschleunigten Anstieg des Meeresspiegels. So werden zu verstärkende Landesschutzdeiche mit einem Klimazuschlag und einer Baureserve versehen. Die Deiche werden dabei um einen halben Meter höher als aus heutiger Sicht notwendig verstärkt und erhalten zusätzlich eine flachere Außenböschung. Durch die flachere Außenböschung kann der Deich in einer späteren Bauphase, wenn der Meeresspiegelanstieg höher als 0,5 m ausfällt, nochmals um bis zu einem Meter erhöht werden. In zwei Bauphasen kann somit ein Meeresspiegelanstieg von insgesamt bis zu 1,5 m ausgeglichen werden.

Angesichts des Klimawandels und des dadurch bedingten Meeresspiegelanstieges hat die Landesregierung 2015 die Weichen für die Zukunft des Wattenmeers in Schleswig-Holstein gestellt. Dazu beschloss das Kabinett die „Strategie für das Wattemeer 2100“. Die Strategie soll dazu beitragen, das Wattenmeer bei den zu erwartenden Veränderungen durch den beschleunigten Meeresspiegelanstieg in seiner heutigen Struktur und mit seinen heutigen Funktionen zu erhalten.

Weiterhin will die Landesregierung mit einem im Jahr 2016 beschlossenen Warftverstärkungs- und Entwicklungsprogramm die Zukunft von Schleswig-Holsteins Halligen in Zeiten des Klimawandels sichern. Kern des Programmes ist eine nachhaltige Verstärkung der Halligwarften, damit die Halligen auch bei steigendem Meeresspiegel bewohnbar bleiben.

Höhere Sturmflutwasserstände und ein beschleunigter Meeresspiegel betreffen nicht nur die Nordseeküste und das Wattenmeer, sondern auch die Ostseeküste. Deshalb wird bis Ende 2024 die Strategie „Entwicklung Ostseeküste 2100“ erarbeitet. Ziel dieser gemeinsam von Küstenschutz, Tourismus und Naturschutz zu erstellenden Strategie ist eine Ostseeküste, die nachhaltig und langfristig an die Folgen des Klimawandels angepasst ist, zum einen durch ökosystembasierte Schutzmaßnahmen und zum anderen durch klimaangepasste Nutzungsformen.

In Schleswig-Holstein liegt etwa ein Fünftel der Landesfläche unter Normalhöhennull. Diese als Niederungen bezeichnete Gebiete werden zu großen Teilen aktiv über Schöpfwerke und Siele entwässert, was durch den ansteigenden Meeresspiegel der Nord- und Ostsee sowie Starkregenereignisse zunehmend erschwert wird. Mit der „Strategie für die Zukunft der Niederungen bis 2100“ wird nun ein generationsübergreifender Anpassungsprozess initiiert, in dem die eng miteinander verknüpften Akteure und Handlungsfelder der Wasser- und Landwirtschaft, des Natur-, Gewässer- und Klimaschutzes sowie der Raumplanung zusammengeführt werden. Gemeinsam sollen bis Ende 2023 Strategien und Maßnahmen erarbeitet werden, um die Niederungen zukunftsfest und klimaangepasst zu entwickeln.

Die Folgen des Klimawandels wirken sich auf die biologische Vielfalt in Schleswig-Holstein aus. Um Ökosysteme, Arten und Lebensräume zu schützen und ihre ⁠Anpassungsfähigkeit⁠ an den Klimawandel zu fördern, wurde die „Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Schleswig-Holstein“ im Oktober 2021 veröffentlicht. Der Schutz von Ökosystemen wie Wäldern, Mooren und Niederungen, hat nicht nur positive Auswirkungen auf die biologische Vielfalt, sondern durch die Speicher- und Pufferfunktionen für Kohlenstoffdioxid und Wasser auch auf den ⁠Klimaschutz⁠ und die Klimawandelanpassung.

Schleswig-Holstein ist mit etwa 11 % Waldfläche an der Landesfläche das waldärmste Bundesland. Ein Teil der Wälder besteht aus reinem Nadelwald, der vor allem in Dürresommern durch akute Probleme wie Massen¬vermehrungen von Borkenkäfern und anderen Insekten oder durch Sturmereignisse besonders gefährdet ist. Damit die Wälder Schleswig-Holsteins den Herausforderungen des Klimawandels standhalten können, müssen diese in standortgerechte, widerstandsfähige und strukturreiche Mischwälder umgebaut werden. Im Rahmen des im August 2020 verabschiedeten Programms „Biologischer Klimaschutz“ werden neben dem Moorschutz, die Neuwaldbildung und der Waldumbau gefördert. Ziel des Programms ist es, stabile und an den Klimawandel angepasste Laub- und Mischwälder zu schaffen und damit den Wald mit seinen Ökosystemfunktionen und als langfristige Kohlenstoffdioxidsenke zu sichern.