Die Folgen des Klimawandels sind nicht überall gleich. Auch die daraus resultierenden Anpassungsmaßnahmen unterscheiden sich in den Bundesländern. Hier finden Sie einen Überblick, welche Auswirkungen des Klimawandels in Berlin zu erwarten sind und mit welchen Strategien und Maßnahmen das Bundesland darauf reagiert.
LÄNDERSPEZIFISCHE KLIMAÄNDERUNGEN
Bereits aufgetretene und erwartete Klimaänderungen
In der Region Berlin-Brandenburg ist die Jahresmitteltemperatur innerhalb des letzten Jahrhunderts um durchschnittlich 1 °C angestiegen. Insbesondere in den letzten Dekaden hat die Anzahl der heißen Tage und tropischen Nächte in den Sommermonaten deutlich zugenommen. Die Anzahl der Frost- und Eistage hat sich hingegen vermindert. Sofern sich dieser Trend fortsetzt, könnte sich in Berlin bis zum Jahr 2100 ein Klima einstellen, das etwa dem derzeitigen Klima des südfranzösischen Toulouse entspricht.
Die durchschnittlichen jährlichen und monatlichen Niederschlagssummen sind im Berliner Raum innerhalb der letzten 100 Jahre weitestgehend konstant geblieben. Das Niederschlagsgeschehen hat sich jedoch dahingehend verändert, dass zunehmend ausgedehnte Trockenperioden auftreten, nach denen es zu Starkregenereignissen kommt, die von heftigen Gewittern begleitet werden können.
Länderspezifische Klimamodelle und Klimaprojektionen
Im Rahmen einer vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) im Juli 2016 vorgelegten Konzeptstudie „Anpassung an die Folgen des Klimawandels in Berlin“ (AFOK) wurde die Klimazukunft Berlins für die Zeiträume 2031-2070 und 2071 bis 2100 auf der Grundlage eines Ensembles aus fünf globalen und sechs regionalen Klimamodellen und des IPCC-Emissionsszenarios RCP 8.5 berechnet.
LÄNDERSPEZIFISCHE KLIMAFOLGEN UND VULNERABILITÄT
Bereits beobachtete und erwartete Klimafolgen
Im Zuge der voranschreitenden Klimaerwärmung und verstärkt durch den städtischen Wärmeinseleffekt kommt es bereits jetzt in Berlin in den Sommermonaten zu hohen thermischen Belastungen. Das spiegelt sich auch in einer deutlichen Zunahme der Tropennächte wider. Während der ausgedehnten Trockenperioden reichern sich in der Luft Schadstoffe und Feinstaubpartikel an, die eine Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen. In Kombination mit erhöhten Temperaturen werden die gesundheitlichen Risiken nochmals verstärkt. In Folge von Starkregenereignissen kann bedingt durch oberflächliche Einspülungen und Überläufe aus der Mischwasserkanalisation die Qualität der Oberflächengewässer beeinträchtigt werden. Ebenso können wichtige Infrastrukturen wie z.B. Verkehrsanlagen betroffen sein und so kommt es immer wieder zu Flutungen von U-Bahnhöfen und Tunneln.
Auf Grundlage der bisherigen Klimaentwicklung und der aktuellen regionalen Klimaprojektionen ist davon auszugehen, dass sich die bislang zu beobachtenden Klimafolgen zukünftig noch verstärken werden.
Wichtige Studien und Projekte
In einem „Ersten Bericht zum Klimawandel in Berlin“ aus dem Jahr 2009 werden Klima- und Entwicklungstrends für die Region Berlin-Brandenburg ausgeführt und Handlungserfordernisse für die Stadt Berlin in den Bereichen Stadtklima, Gesundheitswesen, Wasserwirtschaft, Biodiversität und Naturschutz sowie Land- und Forstwirtschaft abgeleitet.
In der Studie „Klimawandel und Kulturlandschaft Berlin“ werden darüber hinaus konkrete Anpassungsempfehlungen gegeben, die zukünftig weiterentwickelt und in die gesamtstädtische räumliche Planung einbezogen werden können.
Um die Arbeits- und Entscheidungsgrundlagen in den Berliner Senats- und Bezirksverwaltungen zu verbessern, hat die für Umwelt zuständige Senatsverwaltung bundesweit erstmalig ein neues Stadtbeobachtungssystem (Umweltgerechtigkeitsmonitoring) entwickelt. Dabei wurden anhand der fünf Indikatoren Lärmbelastung, Luftbelastung, Grünflächenversorgung und Bioklima bzw. thermische Belastung die mehrfach belasteten Quartiere im Land Berlin identifiziert. Die so gewonnenen Aussagen wurden für einen Gesamtüberblick zur Umweltsituation im Land Berlin in einer Karte zusammengeführt, in der die Stadtbereiche, die aus umweltmedizinischer Sicht besonders belastet sind, entsprechend gekennzeichnet wurden. Die Räume mit Mehrfachbelastungen werden gleichzeitig als vulnerable Gebiete im Hinblick auf den Klimawandel eingestuft. In diesem Zusammenhang und mit Blick auf den Klimawandel wurden auch die auf Berlin bezogenen Klimaprojektionen (2046 -2055) kleinräumig, das heißt quartiersbezogen ermittelt und als potentielle weitere Belastung in den Umweltgerechtigkeitsansatz einbezogen. Durch die integrierte Sichtweise des Berliner Umweltgerechtigkeitsansatzes können über die Ressortgrenzen hinaus gemeinsame Zielvorstellungen entwickelt und Handlungsfelder identifiziert werden, die dann durch klimabezogene Strategien, Maßnahmen und Projekte untersetzt werden. Einen Überblick über das Thema bietet die Rubrik „Umweltgerechtigkeit - Berlin“ auf der Internetseite der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz.
Das in 2016 im Abgeordnetenhaus verabschiedete Berliner Energiewendegesetz (EWG Bln) wurde in 2021 als Klimaschutz- und Energiewendegesetz novelliert. Mit diesem Landesgesetz zur Umsetzung der Energiewende und zur Förderung des Klimaschutzes im Land Berlin wurde erstmals auch die Anpassung an die Folgen des Klimawandels als eine Aufgabe von Politik und Verwaltung festgeschrieben.
In 2016 wurde die Konzeptstudie „Anpassung an die Folgen des Klimawandels in Berlin“ (AFOK) veröffentlicht. Darin wurde auf der Grundlage von aktuell zu beobachtendem veränderten Witterungsgeschehen und Wetterextremen sowie vorgenommenen Klimaprojektionen eine Vulnerabilitätsanalyse durchgeführt. Für die neun identifizierten Handlungsfelder wurden daraufhin Empfehlungen für konkrete Anpassungsmaßnahmen formuliert. Die aus Verwaltungssicht kurz- und mittelfristig umsetzbaren Maßnahmen aus dem Anpassungskonzept wurden in das Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm (BEK) 2030 überführt und bildeten somit die Grundlage für ein zielgerichtetes Handeln im Bereich der Klimaanpassung im Land Berlin. In 2018 wurde das BEK 2030 für den ersten Umsetzungszeitraum bis 2021 im Berliner Abgeordnetenhaus beschlossen.
Im Sommer 2021 begann der Fortschreibungsprozess für den Klimaanpassungsteil des BEK 2030 für den Umsetzungszeitraum 2022 bis 2026. In einem gut einjährigen Prozess wurde unter Einbindung der fachverantwortlichen Stellen der Hauptverwaltungen, ihrer nachgeordneten Behörden und der Bezirksverwaltungen sowie weiteren Vertretern aus Wissenschaft und Stadtgesellschaft die bisherige Maßnahmenumsetzung evaluiert. Darauf aufbauend und im Kontext der bestehenden Klimarisiken und Vulnerabilitäten wurden für die 10 identifizierten Handlungsfelder insgesamt rund 50 Maßnahmen formuliert, mit denen die Klimaanpassung im Land Berlin weiterhin vorangetrieben werden soll.
Der Stadtentwicklungsplan (StEP) Klima bietet einen Orientierungsrahmen für die räumlichen und stadtplanerischen Aspekte der Anpassung an den Klimawandel in Berlin. Aufbauend auf dem StEP Klima wurde mit dem StEP KONKRET ein Maßnahmenprogramm geschaffen, mit dessen Hilfe die Anpassung der städtischen Strukturen der wachsenden Stadt an die Folgen des Klimawandels realisiert werden kann. Ziel ist es, das Stadtwachstum von negativen Folgen auf das Klima zu entkoppeln. Das Hauptaugenmerk ist dabei auf einzelne Stadtstruktur- und Flächentypen gerichtet, für die konkrete Maßnahmen und Optimierungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. In 2022 wurde dieses strategische Planwerk als StEP Klima 2.0 fortgeschrieben. Der Fokus wurde darauf gerichtet, wo Berlin klimaschützend wachsen kann, wo die Herausforderungen im Neubau und Bestand liegen und wie diese im Klimawandel gestaltet werden können. Weiterhin wird dargestellt, wo und wie die Stadt durch blau-grüne Maßnahmen zu kühlen ist und wo Entlastungs- und Potenzialräume liegen, in denen sich durch Stadtentwicklungsprojekte Synergien für den Wasserhaushalt erschließen lassen.
Die Ergebnisse des EFRE-Vorhabens „Stadtklima Berlin“ (Langtitel: „GIS-gestützte Modellierung von stadtklimatisch relevanten Kenngrößen auf der Basis hochaufgelöster Gebäude- und Vegetationsdaten“) repräsentieren den Baustein „EFRE_Stadtklimakarte Berlin“ der Klimaanpassungsstrategie Berlin. Die Planungshinweiskarte Stadtklima 2016 ist über das Geoportal Berlin verfügbar. Die Darstellung der neuen Bewertungskarten und die Sachdaten für das Medium Stadtklima werden ergänzt durch einen Katalog von 30 individuellen Maßnahmenvorschlägen sowie ein Begleitdokument, in welchem neben methodischen Erläuterungen vor allem diese Maßnahmen, die den einzelnen Flächen der digitalen Grundkarte sowie dem Straßenraum zugeordnet sind, erläutert werden. Alle Daten sind via WFS verfügbar. Mit der Online-Stellung der für die Bewertung entscheidenden Analysedaten sind für jeden thematischen Rasterdatensatz rund 17 Millionen Einzeldaten in der Auflösung von 10 * 10 m² für Berlin und das einbezogene Umland verfügbar. An einem weiteren Auftrag zur Ableitung von klimatologischen Kennwerten für die Zeiträume (2011-2040, 2041-2070, 2071-2100) wird gearbeitet.
Ein auf Indikatoren basierendes Klimafolgenmonitoring soll die Auswirkungen des sich bereits vollziehenden Klimawandels verdeutlichen. Dabei dienen sogenannte State-Indikatoren der Zustandsbeschreibung klimatischer Parameter (Temperatur, Niederschlag, Temperaturkenntage) in der Vergangenheit und Gegenwart und sind so Grundlage für abzuleitende Entwicklungstrends. Mit Hilfe von Impact-Indikatoren sollen eingetretene Klimafolgen frühzeitig erkannt werden. Bislang umfasst das Monitoring Impact-Indikatoren aus den Handlungsfeldern Boden, Luft, Gesundheit, Naturschutz/Biodiversität, Forstwirtschaft sowie Stadtentwicklung/Stadtgrün. Die Auswahl der Indikatoren erfolgte ohne Gewichtung und ist auf die jeweilige Datenverfügbarkeit zurückzuführen. Der Erste Sachstandsbericht zum Klimafolgenmonitoring des Landes Berlin ist im Oktober 2016 auf der Internetseite der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt veröffentlicht worden. Seit 2018 wird das Klimafolgenmonitoring im digitalen Monitoring- und Informationssystem für das BEK 2030 (kurz diBEK) veröffentlicht und fortlaufend aktualisiert.
Auch die im Rahmen des BEK 2030 ergriffenen Maßnahmen zur Klimaanpassung und zum Klimaschutz bzw. deren Umsetzung und Effektivität werden im diBEK dargestellt.
Länderspezifische Anpassungsmaßnahmen
Die deutliche Zunahme von Extremwetterereignissen wie beispielsweise heiße Tage, Tropennächte und Starkniederschläge nach langen Trockenphasen stellen Politik und Verwaltung vor enorme Herausforderungen.
Mit dem in 2011 vom Berliner Senat beschlossenen StEP Klima wurden bereits Handlungsempfehlungen für die räumliche Planung gegeben. Diese sind im 2016 veröffentlichten StEP Klima KONKRET aktualisiert und auf die Herausforderungen der wachsenden Stadt fokussiert worden. Mit der Fortschreibung zum StEP Klima 2.0 werden über vier Handlungsansätze die räumlichen Prioritäten zur Klimaanpassung für Bestand und Neubau, für Grün- und Freiflächen, für Synergien zwischen Stadtentwicklung und Wasser sowie mit Blick auf Starkregen und Hochwasserschutz adressiert. Darüber hinaus wird erstmals eine räumliche Kulisse, in der die bauliche Entwicklung einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, berücksichtigt. Mit Hilfe der seit 2016 vorliegenden Planungshinweiskarte Stadtklima wurde es möglich, Handlungsempfehlungen für blockscharfe Erfordernisse auszugeben. In der ebenso in 2016 finalisierten Konzeptstudie AFOK wird hingegen nicht die räumliche, sondern eine sektorale Perspektive betrachtet. Mit Hilfe von Maßnahmenvorschlägen und dem Verweis auf strategische Ansatzpunkte wird darin das Ziel verfolgt, eine Verbesserung der Anpassungsfähigkeit natürlicher, gesellschaftlicher und ökonomischer Systeme und den Erhalt der Funktionsfähigkeit städtischer Infrastrukturen sowie den Erhalt der urbanen Lebensqualität zu gewährleisten.
Im Teil „Anpassung an die Folgen des Klimawandels“ des BEK 2030 werden 10 Handlungsfelder adressiert:
Gesundheit: Das zentrale Thema im diesem Handlungsfeld ist der gesundheitliche Hitzeschutz. Die Maßnahmen umfassen die Erstellung eines Hitzeaktionsplans für das Land Berlin, die Erstellung und Verbreitung zielgruppenspezifischer Informationen zu Hitze und UV-Strahlung und die Sensibilisierung der Bevölkerung zur Eigenvorsorge. Weiterhin soll erreicht werden, dass in stationären Pflegeheimen die erforderlichen Hitzeschutzmaßnahmen gewährleistet werden und dass das Trinkwasserbrunnennetz im öffentlichen Raum und in öffentlichen Einrichtungen weiterhin ausgebaut wird. Darüber hinaus soll gegen die Ausbreitung von stark allergenen Ambrosia-Pollen vorgegangen werden und die Prüfung zum Erfordernis eines Vektor-Monitorings für das Land Berlin erfolgen.
Stadtentwicklung: Im Rahmen der Stadtentwicklung geht es darum, die Klimaanpassung bereits bei der Planung von neuen Stadtquartieren und anderen Neubauvorhaben entsprechend zu berücksichtigen. Beim Bestand liegt der Fokus auf der Entwicklung blau-grüner Infrastrukturen und der Schaffung multicodierter Klimakomfortplätze sowie auf der Identifizierung zusätzlicher Potenziale für Dach- und Fassadenbegrünungen und der Schaffung wohnortnaher klimaresilienter Grünanlagen. Ergänzend dazu soll ein Hofbegrünungsprogramm ins Leben gerufen und der Stadtbaumbestand um klimatolerante Bäume erweitert werden.
Wasser: Die Maßnahmen zielen auf die Neuausrichtung des Regenwassermanagements im öffentlichen Raum und eine grundstücksübergreifende Regenwasserbewirtschaftung ab. Im Rahmen der Quartiersentwicklung und für Schwerpunktgebiete sollen Regenwasserkonzepte entwickelt werden. Als Grundlage für ein strategisches Starkregenrisikomanagement sollen Starkregenhinweiskarte und Starkregengefahrenkarten erstellt bzw. fortgeschrieben werden. Ebenso sollen Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten erarbeitet werden.
Boden: Das zentrale Thema in diesem Handlungsfeld ist die Erhaltung und Wiederherstellung natürlicher Bodenfunktionen. Als Bewertungsgrundlage dafür sollen Bodendauerbeobachtungsflächen etabliert und ein Bodenmonitoring eingerichtet werden.
Forstwirtschaft: Angesichts der zunehmenden Trockenheit und der hohen sommerlichen Temperaturen in der Region liegt der Schwerpunkt auf der Anpassung der Berliner Wälder mit gezielten Waldumbaumaßnahmen, mit denen ebenso die Anfälligkeit des Baumbestandes für Schädlinge und Krankheiten und das Waldbrandrisiko vermindert werden soll.
Biologische Vielfalt: Die Schwerpunkte in diesem Handlungsfeld bilden Maßnahmen zur Erhöhung der biologischen Vielfalt im Gebäudebestand, die Umsetzung und Qualifizierung eines Berliner Biotopverbundes, die Bekämpfung invasiver Arten sowie der Erhalt und die Wiederherstellung von Klein und Kleinstgewässern mit einem ergänzenden Monitoring.
Mobilität: Neben Klimaanpassungsmaßnahmen wie die sommerliche Kühlung von öffentlichen Verkehrsmitteln, die durch die BVG bereits ergriffen wurden, sollen auch die Wartebereiche des öffentlichen Personennahverkehrs klimaangepasst gestaltet werden. Darüber hinaus sollen, wo es möglich ist, die Verkehrsflächen zur Retention genutzt werden.
Industrie und Gewerbe: Hier sollen Informations- und Beratungsdienstleistungen zur Klimaanpassung in der Industrie sowie beim Gewerbe und Handwerk angeboten werden. Ebenso können sich Betriebe bei der Aufstellung von Klimaanpassungskonzpten unterstützen lassen.
Tourismus, Kultur und Sport: Insbesondere bei den sommerlichen Freiluft- und Sportveranstaltungen müssen Teilnehmer und Gäste vor den gesundheitlichen Gefahren, die durch Hitze und starke UV-Strahlung hervorgerufen werden können, ausreichend geschützt werden. Dafür sollen entsprechende Risikoanalysen durchgeführt und Anpassungskonzepte entwickelt werden.
Bevölkerungsschutz: Im Rahmen des Bevölkerungsschutzes ist vorgesehen, eine Behördenkooperation zur Gefahrenabwehr bei Extremwetterereignissen zu schließen.
Im StEP Klima sind vier Handlungsfelder mit zahlreichen Anpassungsmaßnahmen definiert:
Bioklima im Siedlungsraum: Pflege und Pflanzung von Bäumen, Erhaltung und Schaffung von Grün- und Freiflächen, Fassaden- und Dachbegrünung, Nutzung von Verschattung und Kühlung bei Neubauten, Erhöhung der Albedo durch geeignete Materialien und Farben, Sicherung von Kaltluftentstehungsgebieten
Grün- und Freiflächen: Ausbau des Grünflächenmanagements, Gestaltung versickerungsoffener Grünflächen, Nachrüstung von Bewässerungsanlagen für Grünflächen, Pflanzung hitze- und trockenstresstoleranter Gehölze, Waldumbau und naturgemäße Waldbewirtschaftung, Wassermanagement für Moore und Feuchtgebiete, Vernetzung von Grün- und Freiflächen
Gewässerqualität und Starkregen: Umsetzung der EG-WRRL, Erarbeitung von Entwicklungskonzepten für Berliner Gewässer, Realisierung und Umsetzung des „Handlungskonzepts der Bundesländer Berlin und Brandenburg zur Reduzierung der Nährstoffbelastungen“, Schutz und Renaturierung von Uferbereichen, Verbesserung von Gewässerhabitaten, Entwicklung und Einsatz innovativer Technologien bei der Regenwasserreinigung, Verringerung der Überläufe der Mischkanalisation, Verringerung des Oberflächenabflusses
Klimaschutz: Energetisch optimierte Planung und Realisierung von Neubauten, energetische Sanierung des Gebäudebestandes, Nutzung geeigneter Flächen für die Erzeugung regenerativer Energien, Erhaltung und Renaturierung von Mooren und Feuchtgebieten, qualitative Verbesserung von Grünflächen im Siedlungsbereich, naturgemäße Waldwirtschaft und Waldumbau.
Mit dem ergänzenden StEP Klima KONKRET ist eine Fokussierung auf ein wirkungsvolles Regenwassermanagement vorgenommen worden, das nach dem Prinzip der Schwammstadt dafür Sorge trägt, dass die Stadt mittels Evaporation gekühlt und gleichzeitig durch Retention eine Überlastung der Kanalisation vermieden wird.
Umgesetzte Projekte:
HYPO PAkT – Präventives Aktionsprogramm für Pflegeheime zum optimalen Trinkverhalten bei Hitzegefährdung: Noch bis zum Ende des Jahres 2024 untersucht die Charité Universitätsmedizin Berlin im Rahmen des Projektes HYPO-PAkT, ob ältere, insbesondere pflegebedürftige Menschen in Berlin bei Hitzeperioden durch Verschiebungen im Wasser- und Elektrolythaushalt verstärkt durch Hyponatriämien (erniedrigte Natriumwerte im Blut) und damit verknüpfte Krankenhausaufenthalte gefährdet sind. Zur Finalisierung des Projektes wirdein präventives Aktionsprogramms für Pflegeempfänger veröffentlicht und über einen breiten Verteiler im Pflegebereich gestreut werden. Damit soll erreicht werden, dass bei Hitzeperioden die Anzahl von Hyponatriämien und der damit verbundenen Gesundheitsstörungen gesenkt und Krankenhauseinweisungen verhindert werden.
Kleingehölze und krautige Pflanzen im Klimawandel: Im Dezember 2020 hat die Lehr- und Versuchsanstalt Gartenbau und Arboristik e.V. (LVGA) damit begonnen, einen Lehr- und Sichtungsgarten zu Kleingehölzen und krautigen Pflanzen zu errichten, um die Anforderungen klimaangepasster Flora zu untersuchen und gezielte Empfehlungen für die Neuanlage von Parkanlagen und Grünflächen sowie Nachpflanzungen auf bestehenden Flächen geben zu können. Die Inhalte und Ergebnisse des Projektes werden bereits in Kurse der überbetrieblichen Ausbildung sowie die Fort- und Weiterbildung der LVGA eingebunden und können somit kurzfristig in der Praxis Anwendung finden.In 2024 wurde ein erster Projektbericht veröffentlicht.
Entsiegelungspotenziale in Berlin: Mit dem Projekt wird das Ziel verfolgt, eine aktive Verbesserung der Berliner Bodenqualität zu erreichen. Dafür werden versiegelte ungenutzte Flächen, die im Ausgleich dauerhaft entsiegelt werden können, erfasst. Wenn an anderer Stelle Böden z. B. durch den Bau von Gebäuden und Straßen versiegelt werden, können auf den entsiegelten Flächen die Bodenfunktionen wiederhergestellt und vorzugsweise naturschutzfachlich wertvolle Lebensräume für Pflanzen und Tiere entwickelt werden. Unter dem Aspekt der wachsenden Stadt soll so die Umwelt geschützt und die Lebensqualität in Berlin erhalten werden. Mit der Entwicklung einer Entsiegelungspotenzialkarte im Umweltatlas Berlin und ihrer Integration in das Geoportal wird die Visualisierung der Ergebnisse und die Bereitstellung der Informationen ermöglicht.
Wasserhaushaltsmodellierung zur Erhöhung der Resilienz von Straßenbäumen in Berlin: Innerhalb eines dreijährigen Projektes erarbeitete das Berliner Pflanzenschutzamt in Kooperation mit dem Deutschen Wetterdienst ein praxistaugliches Wasserhaushaltsmodell, mit dessen Hilfe eine optimale Wasserversorgung von Straßenbäumen sichergestellt werden soll. Die im Rahmen dieses Projektes erhobenen Daten wurden unter anderem dazu genutzt, das Wasserhaushaltsmodell des DWD „Agrowetter Beregnung“ zu validieren und zu optimieren sowie Prognosen für den Bodenwasserhaushalt vorzunehmen und in Form einer Bewässerungsampel online zur Verfügung zu stellen. Die Bewässerungsempfehlungen werden interessierten Nutzern auch noch nach dem Projektende im Dezember 2021 auf der Internetseite des Pflanzenschutzamtes zur Verfügung stehen.
Wald-Berlin-Klima: In 2017 wurde im Berliner Grunewald die Ausstellung "Wald.Berlin.Klima." eröffnet. Entlang eines ca. 4 km langen Wald-Rundweges wurden Informationsinseln angelegt, sogenannte "Waldwohnzimmer", die über die Zusammenhänge zwischen Klimawandel, Wald und der Bedeutung für die Großstadt Berlin informieren und den Besuchern einen Einblick in die Arbeit der Berliner Förster geben. Übergeordnetes Thema der Ausstellung ist die Anpassung der Berliner Wälder an den Klimawandel. Die Umgestaltung der Kiefernbestände zu Mischwäldern unter konsequenter Weiterentwicklung der naturnahen Waldbewirtschaftung (Berliner Mischwaldprogramm) werden genauso erklärt, wie die Bedeutung von Mooren und Wäldern als CO2-Senke.
Berliner Moore im Klimawandel – Entwicklung einer Anpassungsstrategie zur Sicherung ihrer Ökosystemdienstleistungen: Das Projekt wurde von 2011 bis 2015 am Fachgebiet für Bodenkunde und Standortlehre der Humboldt-Universität zu Berlin realisiert. Ziel des Projektes war eine Abbildung der aktuellen Gefährdungssituation, das Aufzeigen des Umweltentlastungspotenzials Berliner Moore und eine Darstellung interdisziplinärer Lösungsansätze. Dazu erfolgte eine flächendeckende Erfassung und bodenkundliche Beurteilung aller Moorgebiete in Berlin. Mithilfe eines im Rahmen des Projektes entwickelten Indikatorensystems können die verschiedenen Ökosystemleistungen auf der Grundlage von Boden- und Vegetationsmerkmalen sowie verschiedenen Standorteigenschaften differenziert bewertet und Handlungsschwerpunkte konkretisiert werden.
Lokale Maßnahmen
Netzwerke und Kooperationen
Im März 2022 wurde durch die Senatsgesundheitsverwaltung, die Berliner Ärztekammer und die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) das Aktionsbündnis Hitzeschutz gegründet. Der Fokus liegt dabei auf dem Berliner Gesundheitswesen. Dementsprechend wurden verschiedene Akteurinnen und Akteure des Gesundheitswesens involviert. Die Ziele des Aktionsbündnisses umfassen:
den Schutz der Bevölkerung vor sommerliche Hitze,
die Erarbeitung von Mustermaßnahmenpläne für verschiedene Sektoren des Gesundheitswesens,
die Erarbeitung von Schulungsmaterialien,
die Einrichtung eines Hitzewarnsystems für das Berliner Gesundheitswesen (Weiterleitung der Hitzewarnungen des DWD an entsprechenden Verteiler, um rechtzeitig Maßnahmen ergreifen zu können).
Die Schulungsmaterialien und die Mustermaßnahmenpläne sind unter www.hitzeschutz-berlin.de zu finden.
Zur Unterstützung der Bezirke wurde in 2023 unter Leitung des (Landesamtes für Gesundheit und Soziales) LAGeSo eine AG Hitzeschutz gegründet. In diesem Kreis stimmen sich die Bezirke, das LAGeSo und die Senatsgesundheitsverwaltung zu weiteren Maßnahmen in Bezug auf den Hitzeschutz ab.
Einige Bezirksvertreter sind zudem in der 2022 vom difu gegründeten und koordinierten AGGSE (inter- und transdisziplinäre Arbeitsgruppe Gesundheitsfördernde Gemeinde- und Stadtentwicklung) vertreten. Die AG richtet sich überwiegend an Stadtplaner, die sich mit Gesundheitsthemen und speziell dem Hitzeschutz auseinandersetzen.
Anpassungsstrategien und -konzepte einzelner Kommunen
Das Land ist Mitglied im Cool Cities Network des globalen Netzwerkes C40. Hier erfolgt ein regelmäßiger Austausch mit anderen Städten auf internationale Ebene.