Müll im Meer

Dreiviertel des Mülls im Meer besteht aus Kunststoffen. Es dauert Jahrhunderte sie abzubauen.
Quelle: Juandive / Fotolia
Dreiviertel des Mülls im Meer besteht aus Kunststoffen. Es dauert Jahrhunderte sie abzubauen.
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Dreiviertel des Mülls im Meer besteht aus Kunststoffen, deren Abbau Jahrhunderte benötigt. Durchschnittlich 13.000 Plastikmüllpartikel treiben mittlerweile auf jedem Quadratkilometer Meeresoberfläche. Vor allem Verpackungsmaterialien und Abfälle aus Fischerei sowie Schifffahrt wie Netzreste oder Taue sind für das Leiden von mehr als einer Million Seevögeln und weiteren circa 100.000 Meereslebewesen verantwortlich, die dadurch jährlich umkommen. Für 136 Arten von Meereslebewesen ist bekannt, dass sie sich regelmäßig in Müllteilen verheddern und strangulieren. Für mindestens 43 Prozent aller Wal- und Delfinarten, allen Arten von Meeresschildkröten sowie 36 Prozent der Seevögel und viele Fischarten können Müll fressen und verschlucken.
Bei der Zersetzung geben Kunststoffe giftige und hormonell wirksame Zusatzstoffe wie Weichmacher, Flammschutzmittel und UV-Filter in die Meeresumwelt oder den Organismus ab, der sie aufnimmt. Mikroorganismen sind nicht in der Lage, die Kunstoffe vollständig zu zersetzen. Deshalb verbleiben die pulverartigen Kleinstpartikel in der Meeresumwelt, wahrscheinlich für immer. Weltweit wird eine Zunahme dieses Mikroplastiks in den Meereswirbeln, den Sedimenten und an den Stränden beobachtet. In allen kürzlich untersuchten Kotproben von Seehunden und Kegelrobben im niedersächsischen Wattenmeer wurde durch die Universität Oldenburg Mikroplastik gefunden.
Mikroplastik gelangt aber auch direkt ins Meer: die Verwendung in Kosmetikprodukten wie Peelings oder Zahnpasten ist mittlerweile Standard. Bis zu 2.000 Kunstfasern aus Fleece-Kleidungsstücken, einem Velourstoff, der meist aus Polyester oder Polyacryl besteht, gelangen pro Waschgang in die Meeresumwelt, da sie von den Klärwerken nicht zurückgehalten werden. Geht ein typischer Transportcontainer mit Industriepellets aus Kunststoff zur späteren Weiterverarbeitung auf See verloren, gelangen 50 Milliarden davon ins Meer und sind an den Stränden von Sandkörnern kaum unterscheidbar. Laut Angaben der Kunststoffindustrie landen diese Pellets auch oft im Produktionsprozess in der Kanalisation und je nach Lage der Kläranlagen anschließend in Flüssen oder Küstengewässern.
Mikroplastikpartikel binden persistente toxische Schadstoffe, die sich im Meer befinden, an ihrer Oberfläche. Das können auch bereits verbotene Substanzen wie das Insektizid Lindan oder das Pestizid DDT sein, die sich nach wie vor in der Meeresumwelt befinden. Diese Eigenschaft kann zu einer Anreicherung von Schadstoffen im Nahrungsnetz führen und möglicherweise auch Relevanz für den menschlichen Verzehr von Fischen und Meeresfrüchten haben.
Werden Sie aktiv und treten Sie der Müllbelastung der Meere entgegen:
Die neue EG-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie fordert von den Mitgliedsstaaten, das Müllvorkommen in den europäischen Meeresregionen zu bewerten, eine entsprechende Überwachung zu etablieren und die Einträge so zu regulieren, dass bis 2020 Abfälle keine weiteren schädlichen Effekte auf Meeresbewohner ausüben. Das UBA leitet gemeinsam mit dem „Joint Research Center“ der Europäischen Kommission und dem französischen Forschungsinstitut „Ifremer“ die entsprechenden EU-Arbeitsgruppe. 2011 legte sie einen Bericht mit Empfehlungen für eine umfassende Überwachung der Müllbelastung der einzelnen Meereskompartimente und der Auswirkungen von Müll auf Meereslebewesen vor. Eine unlängst erschienene Publikation des Alfred-Wegener-Instituts spezifiziert diese Empfehlungen zusätzlich für den Aspekt Mikroplastik. Das UBA setzt sich global und regional für Aktionspläne ein, um strategisch koordinierte Maßnahmen der ständig fortschreitenden Müllbelastung der Meere entgegenzusetzen. Nach der Honolulu-Strategie von 2011, die einen globalen Ansatz für Aktionspläne darstellt, sollen nun spezifische Aktionen für die europäischen Meeresregionen identifiziert und umgesetzt werden.
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