Relevante Klimawirkungen ermitteln und auswählen
Stellen Sie zunächst anhand einer Matrix dar, welche Handlungsfelder bzw. Systeme direkt von bestimmten Gefährdungen infolge des Klimawandels, wie beispielsweise Hitze beeinflusst werden können. Ermitteln („screenen“) Sie anschließend für die Handlungsfelder mögliche Klimawirkungen auf gefährdete, d.h. menschliche und ökologische Systeme. Hierfür ist meist fachliche Expertise erforderlich. Sie sollten dies deshalb gemeinsam mit der verwaltungsübergreifenden Arbeitsgruppe, ggfs. unter Einbindung externer Fachpersonen und Interessierten der Zivilgesellschaft in einen gemeinsamen Workshop diskutieren. Für die Recherche zu potentiellen Klimawirkungen können Sie die Berichte zur Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 für Deutschland (KWRA 2021) sowie die Klimaanpassungsstrategien der Bundesländer heranziehen. Eine Orientierung bietet Ihnen die zudem die Vorlage „Übersicht Klimawirkungen“ zum Klimalotsen sowie Klimarisikoanalysen auf kommunaler Ebene, Handlungsempfehlungen zur Umsetzung der ISO 14091 (siehe hier Tabelle 2: Auswahl möglicher, für Kommunen relevanter Klimawirkungen mit hohen Klimarisiken gemäß KWRA 2021).
Die folgende Tabelle zeigt Ihnen beispielhaft den Aufbau einer Screening-Matrix. Mit dieser können Sie eine erste grobe Einschätzung eines möglichen Klimarisikos für die von Ihnen identifizierten Klimawirkungen vornehmen. Dargestellt ist dabei eine Klimawirkung als Kombination einer Gefährdung infolge des Klimawandels (z. B. Auswirkung von Hitze oder Sturzfluten) und eines gefährdeten Systems (z. B. Seniorenwohnheim, Gewerbegebiet). Das Klimarisiko ergibt sich aus der Bewertung der Klimawirkung, wozu Ihnen eine fünfstufige Skala dient (siehe hierzu Legende zur Tabelle 2).
Sie sollten diese Screening-Matrix getrennt für die Gegenwart und für die erwartete Zukunft ausfüllen, vorausgesetzt es liegen Ihnen bereits erste Einschätzungen zu den Klimaveränderungen in Ihrer Kommune bzw. Region vor.
Lokalspezifische Klimawirkungskette erstellen
Zusätzlich zu einer Matrix können Ihnen Klimawirkungsketten helfen, Zusammenhänge zwischen den Klimawirkungen zu verstehen und sogenannte Dominoeffekte zu identifizieren. Als praktische Arbeitshilfe zur Erstellung von Klimawirkungsketten können Ihnen die unter Leitung des Umweltbundesamts durch das Netzwerk Vulnerabilität entwickelten Klimawirkungsketten für die Handlungsfelder der Deutschen Anpassungsstrategie (DAS) dienen. Hier werden für jedes DAS-Handlungsfeld Klimawirkungsketten dargestellt. Die Wirkungsketten bilden ab wie klimatische Einflüsse und Klimawirkungen sowie Sensitivitäten und die räumliche Exposition sowie Klimawirkungen handlungsfeldübergreifend zusammenhängen. Die Wirkungsbeziehungen zwischen klimatischen Einflüssen und Klimawirkungen sowie zwischen den Klimawirkungen selbst werden mit Pfeilen gekennzeichnet. Derartige Wirkungsketten bieten Ihnen eine Hilfestellung, diejenigen Faktoren, die das Risiko in Ihrer Kommune erhöhen, besser zu verstehen, zu veranschaulichen, zu systematisieren und zu priorisieren. Die folgende Abbildung zeigt Ihnen ein Beispiel für eine Wirkungskette mit geringer Komplexität.
In Anlehnung an eine derartige Darstellung können Sie die Ergebnisse Ihres Screenings zu den Klimawirkungen in Form von lokalspezifischen Klimawirkungsketten aufbereiten. Einige Kommunen haben dies bereits im Rahmen der Erarbeitung ihrer jeweiligen Klimaanpassungsstrategien umgesetzt.
Klimawirkungen auswählen
Eine Herausforderung wird für Sie der Umgang mit der sehr hohen Anzahl an möglichen Klimawirkungen in den einzelnen Handlungsfeldern sein. Aus Kapazitätsgründen werden Sie nicht alle Klimawirkungen bearbeiten können. Es gilt diejenigen auszuwählen, die Sie für Ihre Kommune für besonders wichtig halten und daher prioritär weiter untersuchen möchten. Die nicht ausgewählten Klimawirkungen sollten Sie dokumentieren und zu einem späteren Zeitpunkt in der Arbeitsgruppe neu diskutieren und dann ebenfalls untersuchen.
Aufgabe: Analyse bisheriger Klimawirkungen
Bestimmen Sie im Rahmen eines internen Workshops, welche klimatischen Einflüsse und Sensitivitäten in Ihrer Kommune zu den bisherigen Klimawirkungen bei extremen Wetterereignissen geführt haben oder wo in Zukunft solche erwartet werden können. Finden Sie auch heraus, ob es bereits Anzeichen gibt, dass der schleichende Klimawandel bereits zu Veränderungen geführt hat oder führen wird, beispielsweise Abnahme des Grundwasserspiegels oder die Ausbreitung von Krankheitsüberträgern.
- Beziehen Sie das gesamte Projektteam in die Planung und Durchführung des Workshops ein. Bauen Sie hierbei auf die Ergebnisse Ihrer Recherchen zu Extremwetterereignissen in Modul 1 "Vorgehen vorbereiten" auf (Steckbriefe, Zeitstrahl). Übertragen Sie die zentralen Erkenntnisse vor dem Treffen in die Vorlage zur Klimarisikoanalyse (Screening).
- Regionale Studien, Anpassungsstrategien oder Leitfäden des Bundes, der Länder und von Regionen können einen ersten Einstieg bieten, um die Betroffenheit Ihrer Kommune zu bestimmen. Bei KomPass finden Sie weitere Beschreibungen von Anpassungsaktivitäten und Forschungsergebnisse für einzelne Bundesländer. Sollten für Ihre Region oder Ihre Handlungsfelder keine Informationen verfügbar sein, können auch Analysen ähnlich strukturierter Regionen weiterhelfen.
- Nutzen Sie für die Vorbereitung des Workshops die Übersichtsliste mit Informationsportalen aus Kapitel 1.1, die beispielhafte Workshop-Agenda zu lokalen Extremereignissen und deren Folgen, die Vorlage „Übersicht Klimawirkungen“ sowie das Dokument Klimarisikoanalysen auf kommunaler Ebene, Handlungsempfehlungen zur Umsetzung der ISO 14091.
- Beschränken Sie sich nur auf die wichtigsten Wirkzusammenhänge und achten Sie darauf, dass die Darstellung nicht zu komplex wird.
- Nutzen Sie den Workshop, um Erfahrungen lokaler Akteure (z. B. Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, Gesundheitsämter, Krankenhäuser, Altenheime, Kindergärten, Bürger*innen) mit Betroffenheiten zusammenzuführen.
- Vervollständigen Sie die Vorlage zur Klimarisikoanalyse (Screening) auf Basis der Ergebnisse des Workshops.