Durchführung einer Untersuchung zu den Folgen des Klimawandels in Sachsen-Anhalt (Klimafolgenstudie 2012) - Naturschutz

Analyse der Auswirkungen von Klimaveränderungen auf Ökosysteme in der Region Sachsen-Anhalt. Hier wird ein besonderes Augenmerk auf die zukünftigen Lebensbedingungen von Arten, die als schutzwürdig und gefährdet kategorisiert werden, gelegt.
Modellgebiet (zusammengesetzt aus verschiedenen Lanschaftsräumen)
WETTREG2010
Lufttemperatur, Niederschlag, Luftfeuchte, Windgeschwindigkeit, Globalstrahlung
2041–2070
"Grundwasserunabhängige Vegetation, wie trockene Heide- und Graslandvegetation und trockene Wälder auf sandigen Böden, werden größeren Wasserdefiziten während der Vegetationsperiode ausgesetzt sein (VONK et al., 2010). Mit dem Anstieg von Temperatur und atmosphärischer CO2-Konzentration nehmen ebenso Zersetzungsprozesse zu, sodass mehr Nährstoffe verfügbar werden."
"Mit der zunehmenden Erwärmung kommt es zur Veränderung der Artenspektren durch die Einwanderung wärmeliebender Arten. In einer langjährigen Untersuchung in der Bremer Flussmarsch war beispielsweise bei fast allen Insektengruppen die Einwanderung wärmeliebender Arten festzustellen:
– Libellen, z. B. Südliche Binsenjungfer (Lestes barbarus), Späte Adonislibelle (Ceriagrion tenellum), Kleines Granatauge (Erythromma viridulum), Große Heidelibelle (Sympetrum striolatum), Sumpf-Heidelibelle (Sympetrum depressiusculum), Gebänderte Heidelibelle (Sympetrum pedemontanum) [...]" (S.71)
"Aus den veränderten klimatischen Rahmenbedingungen ergeben sich jedoch auch positive Effekte für bestimmte Taxa. So stellen beispielsweise POMPE et al. (2009) bei ihrer Untersuchung von Pflanzenarealen fest, dass die Einwanderung oder Ausbreitung von Arten in Deutschland gegenwärtig auffälliger ist als ihr Rückgang, da sich letzterer vermutlich zunächst in Abundanzänderungen widerspiegelt. Vor allem für kälteempfindliche Arten (u. a. Stechpalme, Lorbeerkirsche, Meerfenchel, Affen-Knabenkraut) konnten bereits klimainduzierte Arealerweiterungen festgestellt werden. Grundsätzlich werden an Trockenheit und Wärme angepasste Arten bei einer generellen Temperaturerhöhung und einer Zunahme trockener Sommer eher positiv beeinflusst (POMPE et al., 2009)." (S.7)
"Allgemein nahm während der letzten Jahre die Artenzahl bei Tagfaltern, Libellen, Heuschrecken und Wanzen deutlich zu. Unter anderem haben sich verschiedene mediterrane Libellenarten nach Mitteleuropa ausgebreitet, in den letzten 20 Jahren des vergangenen Jahrhunderts auch in Deutschland. Damit verbunden sind Populationszunahmen und eine Ausbreitung nach Norden und in höher gelegene Regionen bzw. Gewässer (OTT, 2000). Deutlich wird dies z. B. bei der Feuerlibelle, die auch in Nordhessen vorkommt (BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ, 2004). Ein besonders auffälliges, wärmeliebendes Insekt ist die Gottesanbeterin, die sich in Süddeutschland ausbreitet (BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ, 2004)." (S.72)
"Vermehrt auftretende Sturm-, Dürre-, Hochwasser- und Spätfrostereignisse sowie großflächige Insektenkalamitäten stellen weitere Risiken für Waldökosysteme dar und können sich u. a. auf die Baumartenzusammensetzung, die Boden und Hangstabilität und die allgemeine Stabilität des Ökosystems auswirken (GEBHARDT, 2000; EFI, 2008; SCHLUMPRECHT et al., 2011)." (S.81)
Auftraggeber: Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt / Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Magdeburg
Auftragnehmer: Dr. Volker Thiele, Dipl.-Geogr. Anne Luttmann, Dipl.-Ing. (FH) Karoline Liebe Edle von Kreutzner, Assessor Bodo Degen, Dipl.-Biol. Angela Berlin, Dipl.-Ing. (FH) Andrea Lipinski, Dipl.-Biol. Jens Niederstraßer, M. Sc. Ralf Koch, Dipl.-Geoökol. Jens von dem Bussche (biota - Institut für ökologische Forschung und Planung GmbH, Bützow)
V. Thiele, A. Luttmann, K. Liebe Edle von Kreutzner, B. Degen, A. Berlin, A. Lipinski, J. Niederstraßer, R. Koch, J. von dem Bussche 2012: Durchführung einer Untersuchung zu den Folgen des Klimawandels in Sachsen-Anhalt: Wirkungen des Klimawandels auf europäisch geschützte Arten und Lebensräume. Halle (Saale)