Was sind Weichmacher?
Weichmacher sind Stoffe, die spröden Materialien zugesetzt werden, um sie weich, biegsam oder dehnbar zu machen, damit sie einfacher zu bearbeiten sind oder bestimmte Gebrauchseigenschaften erreichen. Sie sind in großen Mengen in Kunststoffen, Lacken, Anstrich- und Beschichtungsmitteln, Dichtungsmassen, Kautschuk- und Gummi-Artikeln sowie in Klebstoffen enthalten. Auch bei der Textilveredlung spielen weichmachende Substanzen eine Rolle, um die Griffigkeit und Geschmeidigkeit zu verbessern. Die Weichmacher können aus dem Material austreten. Sie gelangen dabei in die Umwelt und aus verschiedenen Produkten auch in die Nahrung. Daher können sie in nennenswertem Umfang mit der Nahrung aufgenommen werden. Die direkte Aufnahme über die Haut ist nur bei den kurzkettigen Phthalatestern ausgeprägt, bei den übrigen Phthalatestern ist sie beim Menschen von untergeordneter Bedeutung.
Als Weichmacher setzt die Industrie sehr unterschiedliche Stoffe ein, mengenmäßig überwiegen gegenwärtig noch schwerflüchtige Phthalsäureester. Es können aber auch Weichharze, ölartige Stoffe oder Naturstoffe wie Kampfer, Rizinusöl oder Zitrate genutzt werden. Di(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP) ist als Weichmacher für PVC noch in großen Mengen und in sehr vielen Produkten des Alltags im Einsatz. DEHP-haltiges PVC ist auch Bestandteil zahlreicher Medizinprodukte, zum Beispiel Infusionsschläuchen und Magensonden. In Spielzeug für Kinder ist dieser Weichmacher verboten.
Wegen verschiedener negativer Einschätzungen – unter anderem stufte eine EU-Arbeitsgruppe DEHP als fruchtschädigend und fruchtbarkeitsschädigend ein – hat die europäische Kunststoffindustrie den DEHP-Anteil am Weichmacherverbrauch zwischen 1999 und 2004 von 42 auf 22 Prozent gesenkt. Die Verwendung von DEHP sinkt weiter. Stattdessen werden vermehrt längerkettige Phthalate wie Diisononylphthalat und Diisodecylphthalat genutzt, die nach EU-Kriterien nicht kennzeichnungspflichtig sind und gegenwärtig hinsichtlich ihrer Wirkungen auf die menschliche Gesundheit günstiger beurteilt werden.
Um bestimmte Materialeigenschaften zu erreichen, kombinieren Hersteller häufig verschiedene Typen von Weichmachern. Hierzu werden unter anderem Chlorparaffine, Phosphorsäureester, Fettsäureester, Hydroxycarbonsäureester oder Polyester eingesetzt. Auch einige der in diesen Weichmachern enthaltenen Stoffe sind hinsichtlich ihrer Wirkungen auf Mensch oder Umwelt bedenklich. Ihre Anwendungsmengen könnten zukünftig weiter steigen.
Neben Produkten, bei denen der Weichmacher beigemischt wird, gibt es auch solche, in denen er durch Copolymerisation fest und dauerhaft mit dem Kunststoff verbunden ist. Weichmachereinträge in die Umwelt sind aus dieser Art Kunststoffe bisher nicht nachgewiesen worden.
Weichmacher im Innenraum
Bedeutende Quellen für Weichmacher in der Innenraumluft und im Hausstaub sind Bauprodukte wie Fußbodenbeläge, Handläufe, Tür- und Fensterdichtungen, sofern sie Hart- oder Weich-PVC enthalten, Elektrokabel, manche Möbel, die unter Verwendung phthalathaltiger Kleber oder Farben hergestellt worden sind und Einrichtungsgegenstände, Badewannen- und Duscheinlagen sowie Duschvorhänge. Verbraucherinnen und Verbraucher können versuchen, weitgehend auf mit Weichmachern versetzte Kunststoffe, vor allem auf Weich-PVC, zu verzichten und auf andere Produkte, zum Beispiel aus Polyethylen (PE) auszuweichen.
Belastung der Bevölkerung
Das Umweltbundesamt untersucht unter anderem im Umwelt-Survey und der Teilbank Humanproben der Umweltprobenbank seit vielen Jahren die Belastung Erwachsener und Kinder mit Phthalaten und anderen Schadstoffen. Die Befunde der Pilotstudie zum Kinder-Umwelt-Survey im Jahr 2001 zeigten, dass bei einigen Kindern, vorwiegend Jungen, die duldbare tägliche Aufnahmemenge von DEHP überschritten ist. Ein Zusammenhang zwischen den DEHP-Gehalten im Hausstaub und der inneren Belastung der Kinder ließ sich jedoch nicht feststellen.
Auch in den nächsten Jahren wird das Thema Weichmacherbelastung in Forschungsprojekten – gefördert vom Umweltbundesamt – bearbeitet .Die bereits vorliegenden Ergebnisse hat das Umweltbundesamt als Übersicht zusammengefasst sowie in weiteren Publikationen veröffentlicht. Die Human-Biomonitoring-Kommission leitete Referenzwerte zur Beschreibung der Hintergrundbelastung der Bevölkerung mit DEHP ab und veröffentlichte diese.