Gemeiner Nagekäfer, im Volksmund auch „Holzwurm“ genannt

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Gemeiner Nagekäfer
Quelle: entomart

Inhaltsverzeichnis

 

sonstige Informationen

Vorsorgemaßnahmen

 

  • Unterschiedliche Klimaverhältnisse unter einem Dach, kalte unbeheizte Bereiche neben stark beheizten warmen Bereichen, sind nötige Voraussetzung für einen Befall. Daher sind starke Temperaturschwankungen in Wohngebäuden und Kältebrücken zu vermeiden.
  • Der Nagekäfer bevorzugt kühle, mäßige Temperaturen, da hier die ausreichende relative Luftfeuchte vorherrscht. Durch das Nutzen und Heizen von Räumen können die Lebensbedingungen für den Nagekäfer verschlechtert werden.
  • Nagekäfer bevorzugen Holzfeuchten von mindestens 14-16 %. Da dies z.B. an Möbelfüßen oder Holzfußböden durch feuchtes Wischen erreicht werden kann, zählt das trockene oder nebelfeuchte Wischen zu den Vorsorgemaßnahmen.
  • Holzbalken und Holzgegenstände sind regelmäßig auf Befall zu kontrollieren, um einen möglichen Befall so früh wie möglich zu entdecken.


Befallsabschätzung

Einen aktiven Befall mit Nagekäferlarven erkennt man, wenn viele kleine 1 bis 2 mm große Löcher im Holz zu sehen sind, aus denen Holzmehl quillt. Sieht man nur die Löcher, so legt man Papier unter die betroffene Stelle. Bei Befallsaktivität zeigt sich nach wenigen Tagen helles Holzmehl auf dem Papier. Die Zeitspanne von einigen Tagen ist erforderlich, da die Larven gelegentlich Fraßpausen einlegen.
Grundsätzlich sollte eine umfassende Bestimmung und Einordnung eines Befalls mit holzzerstörenden Insekten makroskopisch und mikroskopisch nach Erfahrung und Wissen und/oder nach Bestimmungsschlüsseln durch einen Sachverständigen erfolgen. Hierzu bestimmt der Sachverständige die im Holz gefundenen Larven und Puppen oder anhand gefundener ausgeschlüpfter adulter Insekten. Das Schadbild allein reicht nicht aus, um den Befall sicher festzustellen, da optisch nicht immer zwischen aktivem Befall und bereits abgeschlossenem alten Befall unterschieden werden kann. Außerdem ist stets zu klären, ob ggf. weitere Holzschädlinge am Werk sind.


Bekämpfungsmaßnahmen

Alle Bekämpfungsmaßnahmen bekämpfen nur den aktuellen Befall. Um einen erneuten Befall zu verhindern, sind gezielte Vorsorgemaßnahmen zu treffen (s.o.)

  • Befallene Bauteile auswechseln. Sind Bauteile, die der Stabilität dienen, befallen, so sollte ein Bausachverständiger zur Prüfung auf statische Mängel hinzugezogen werden. Ggf. sind die befallenen Hölzer durch vorbeugend behandeltes Holz zu ersetzen.
  • Befallene Hölzer durch Fachfirma einer thermischen Heißluftbehandlung (55°C über 60 min) unterziehen.
  • Der Einsatz chemischer Holzschutzmittel (Biozide) als Fraß- oder Kontaktgift ist von einem Fachmann durchzuführen. Die Ausschöpfung nicht-chemischer Verfahren zur Bekämpfung ist vorher zu klären. Wiederbetretungszeiten sind einzuhalten, Kinder sind besonders zu schützen.
  • Begasungen befallener Hölzer mit inhärenten Gasen, wie Kohlendioxid, Stickstoff oder Argon erfolgen in stationären Anlagen und sind meist auf sakrale oder museale Objekte beschränkt. Sie ermöglicht alle Arten und Stadien holzzerstörender Insekten zu bekämpfen. Eine vorbeugende Wirkung ist nicht gegeben. Die Einwirkungsdauer kann je nach Gasart in der Praxis zwischen 4-8 Wochen liegen.

Alternative Bekämpfungsmaßnahmen

  • Befallene Holzgegenstände und Möbelstücke können in einen zentral beheizten Wohnraum gestellt werden. Hier ist sicherzustellen, dass sie warm und trocken stehen (keine wiederholte feuchte Reinigung der Gegenstände). Die Larven sterben wegen zunehmender Trockenheit des Holzes von alleine ab.
  • Um einen Befall schneller zu stoppen, können kleine Gegenstände mittels Erwärmen vom Befall befreit werden. Hierzu ist eine Erwärmung für ca. eine Stunde auf 55°C sinnvoll. Die Erwärmung kann im Backofen oder in der Sauna erfolgen. Bei der Wärmebehandlung kann es zu Rissbildungen kommen. Weltvolle Holzgegenstände sollten zur Wärmebehandlung daher einer Fachfirma anvertraut werden, die über Anlagen zu feuchtegeregelten Wärmehandlungen verfügen.
  • Bei behandelten Hölzern werden die Befallslöcher anschließend mit farbigem Wachs verschlossen.
 

Aussehen

Ausgewachsene Gemeine Nagekäfer werden etwa 2,5 bis 5 Millimeter lang. Der Kopf des Käfers ist unter einem kapuzenförmigen Halsschild verborgen. Die Fühler sind elfgliedrig, die letzten drei Glieder sind stark verlängert. Das erste Bauchsegment ist länger als das dritte. Die Käfer sind sowohl auf der Oberseite als auch auf der Unterseite behaart, an den Flügeldecken sind die Haare so angeordnet, dass ein Streifenmuster entsteht. Die Larven sind weiß, 1 bis 6 mm lang, bauchseitig gekrümmt.

 

Lebensraum / Vorkommen

In der freien Natur findet man den Nagekäfer an trockenem Laub- und Nadelholz, häufig unter Efeu. Der gemeine Nagekäfer gilt als Trockenholzschädling: Seine Larven befallen verbautes, also kein frisches Holz. Der Nagekäfer ist grundsätzlich flugfähig und kann sich fliegend neue Eiablageplätze suchen. Der Fraß der Larven konzentriert sich auf das Splintholz. Kernholz wird nur selten angegriffen. Man findet den Holzwurm im Gebäude oft an den Zugängen zum und im Keller und Dachboden, in selten oder wenig genutzten (z.B. Kirchen, Freilichtmuseen, Magazinen) und leerstehenden Gebäuden.

 

Verhalten

Der gemeine Nagekäfer legt seine Eier in trockenes Holz, das den Larven als Nahrung dient. Die Larven fressen sich durch das Holz und hinterlassen so die typischen „Holzwurm“-Gänge und –Löcher.

 

Ernährung / Wachstumsbedingungen

Die Larve des Nagekäfers benötigt eine Mindestholzfeuchtigkeit von mehr als 10 % und bevorzugt kühlere Orte. In zentral beheizten Räumen findet nur selten ein Befall statt. Kritische Bereiche sind feuchte Räume und Stellen, an denen Bodenkühle oder ⁠Bodenfeuchte⁠ auftritt. Der gemeine Nagekäfer hat keine Vorlieben für spezifische Holzarten, frisst sowohl Nadel- als auch Laubholz, auch altes Holz wird befallen. Man findet Fraßspuren an Möbeln, Korbwaren, Balken, Brettern, Latten, Fußböden. Vor allen in unbeheizten, ganz sicher in ungenutzten Gebäuden oder Räumen.

 

Fortpflanzung

Nach erfolgter Befruchtung legt das Nagekäferweibchen seine Eier in Holzritzen, -spalten und -gänge. Aus den Eiern schlüpfen Larven, die sich durch das Holz fressen. Gefressen wird vor allem das weichere Frühholz (die hellen Jahresringe). Das Spätholz, das dickwandigere und dunklere Holz, das im Herbst angelegt wird, wird verschont und bleibt lamellenartig stehen. Nach mehreren Wachstumszyklen verpuppt sich die ausgewachsene Larve. Aus der Puppe schlüpft der geschlechtsreife Käfer. Er verlässt das Holz aus einem der runden ca. 1-2 Millimeter großen Ausfluglöcher und sucht einen Kopulationspartner. Hierauf beginnt der Fortpflanzungszyklus erneut. Bei günstigen Bedingungen dauert die Entwicklungszeit der Larve ein Jahr, bei ungünstigen bis zu acht Jahre. Der schlüpfende Käfer legt seine Eier vorzugsweise in das Holz, in dem er selbst aufgewachsen ist.

 

Gesundheitsrisiken für den Menschen

Bei dem gemeinen Nagekäfer handelt es sich um einen Materialschädling. Gesundheitsrisiken für den Menschen bestehen nicht.

 

Gefahrenabschätzung

Ein Befall mit Nagekäfern an tragenden Holzteilen im Haus ist ernst zu nehmen, da der Befall so stark sein kann, dass tragende Bauteile in ihrer Haltbarkeit gefährdet sind. Je eher ein Befall entdeckt wird, desto kleiner der Aufwand für dessen Bekämpfung. Befallene kleinere Holzgegenstände (Holzspielzeug, Möbelstücke) lassen sich bei geringem Befall gut behandeln.

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