Aufbau von zusätzlichen Regenwasserbecken u. Kanaldimensionierung

Durch Regenwasserbecken können Überflutungen verhindert werden.zum Vergrößern anklicken
Regenwasserbecken
Quelle: Triplec85 // Creative Commons

Starkregenereignisse erhöhen die Menge an Wasser, die von Kanalnetzen aufgenommen werden und sie durchlaufen. In Folge dessen tritt überschüssiges Wasser aus den Kanalnetzen aus, was zu Überflutungen und Schadstoffeinträgen in umliegenden Gewässern führt.

Inhaltsverzeichnis

 

Potentielle Maßnahme

Dem kann durch den Bau zusätzlicher sogenannter Entlastungsbauwerke (Regenwasserbecken in offener oder geschlossener Bauweise) und der Vergrößerung der Kanaldimensionierung entgegengewirkt werden. In Regenüberlaufbecken wird überschüssiges Wasser gesammelt. Dieses kann nach Ende des Niederschlags in die Kanalisation eingeleitet und dem Klärwerk zugeführt werden, wenn deren Kapazitäten es ermöglichen.

Ein Beispiel zur Umsetzung für die Maßnahme ist der Stauraumkanal im Mauerpark.

  • Klimatischer Einfluss: ⁠Starkregen
  • Handlungserfordernis: mittel
  • Handlungsfeld: Wasserhaushalt, Wasserwirtschaft
  • Anpassungsdauer: lang
  • Umsetzende Akteure: Kommunen
  • Kosten: 10 - 100 Mio. €/a
 

Mögliche Instrumente

  • Untersuchung von zukünftig geeigneten Finanzierungsinstrumenten zur Klimaanpassung in der Wasserwirtschaft
  • Vorrang der dezentralen Regenwasserrückhaltung in neuen Siedlungs- und Gewerbegebieten vor Ableitung in Kanalisationen
  • Systematische Ereignisanalyse im Nachgang von wetterbedingten Extremereignissen in enger Kooperation von Staat und Versicherungsgesellschaften
 

Modellgestützte Simulation der gesamtwirtschaftlichen Effekte

Für die Modellierung der ⁠Anpassungsmaßnahme⁠ werden zusätzliche Bauinvestitionen in Summe von jährlich 100 Mio. Euro durch die öffentliche Hand angenommen. Zum einen erhöht sich der Kapitalstock durch die zusätzlichen Bauinvestitionen, zum anderen fallen die Schäden in Schadensjahren niedriger aus, sodass im Vergleich zu einem ⁠Szenario⁠ ohne Anpassung die Defensivausgaben für den Wiederaufbau geringer ausfallen (in der Abbildung entsprechend die leichten Ausschläge nach unten beim Kapitalstock in Jahren mit Starkregenereignis). Die zusätzlichen Bauinvestitionen haben eine positive Wirkung auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP).

Die Bauinvestitionen wirken sich positiv auf den Kapitalstock aus.
Kapitalstock
Quelle: gws nach UBA Climate Change 43/2020

Im potenziellen Schadensjahr 2023 (links) stellt sich insgesamt ein leicht positiver BIP-Effekt ein, der durch die geringeren Defensivausgaben abgeschwächt wird. Preissteigerungen und Produktivitätssteigerungen sorgen in späteren Jahren dafür, dass sich durch die Umsetzung der ⁠Anpassungsmaßnahme⁠ insgesamt ein leicht negativer BIP-Effekt einstellt (z.B. Jahr 2036, rechts). Durch die nur geringen Investitionen fallen auch die Effekte auf die Beschäftigung nur gering aus; analog zur Entwicklung des BIP ergeben sich zu Beginn des Beobachtungszeitraums leicht positive Beschäftigungs-Effekte, gegen Ende des Beobachtungszeitraums sind die Beschäftigungseffekte eher neutral bzw. ganz leicht negativ.

Grafik stellt möglichen Einfluss von Anpassungsmaßnahmen auf BIP und Beschäftigung dar
BIP und Beschäftigungseffekte durch Anpassung
Quelle: gws nach UBA Climate Change 43/2020
 

Erweiterte Bewertung der Maßnahme

Legende:
Die Bewertungen können neutral ( 0 ), negativ ( - ), stark negativ ( - - ), positiv ( + ) oder stark positiv ( + + ) sein.

( - ) Reduzierung des Ressourcenverbrauchs
Da es sich beim Bau zusätzlicher Regenwasserbecken um eine bauliche Maßnahme handelt, wirkt sie sich negativ auf den Ressourcenverbrauch aus. Die Rohstoffintensität im Bausektor beträgt 1,88 kg/€. Das bedeutet, es werden pro erwirtschaftetem Euro durchschnittlich 1,88 kg Rohstoff im Bausektor eingesetzt.

( ++) Regulation des Wasserhaushalts
Regenwasserbecken regulieren den Wasserhaushalt, indem sie Überschwemmungen bei Starkregenereignissen verhindern oder verzögern. Das überschüssige Wasser, das die Kapazitäten der Kanalisation überschreitet, wird in diesen Becken gesammelt und erst verzögert in das Abwasser eingeleitet. So werden die Abwasserspitzen bei starkem Niederschlag verringert.

( + ) Reduzierung der Schadstoffbelastung
Ist die Kanalisation zu sehr überlastet, kann es im Zuge der Entlastung zur Einleitung des zwar stark verdünnten, aber trotzdem verunreinigten Abwassers in Gewässer kommen. Daraufhin kommt es zu einem erhöhten Stoffeintrag in Gewässern, Krankheitserreger können stellenweise sehr häufig vorkommen. Durch die zusätzlichen Regenwasserbecken wird das Abwassersystem bei extremen Niederschlägen entlastet und das zurückgehaltene Niederschlagswasser verzögert in die Kanalisation eingeleitet.

( + ) Gesamtbilanz der Wohlfahrtseffekte
Die Maßnahme hat grundsätzlich defensiven Charakter, allerdings kann ihre Umsetzung dazu beitragen, aktuell bestehende Defizite im Wasserrückhalt insbesondere in Städten zu vermindern. Damit kann zugleich ein positiver Effekt auf die Wasserqualität städtischer Fließgewässer erzielt werden, wenn dadurch zukünftig verstärkt vermieden werden kann, dass bei Starkniederschlägen ungeklärte Abwässer aus überlasteten Mischkanalisationen in die Vorfluter eingeleitet werden.

Regenwasserbecken wirken sich negativ auf die Reduzierung des Ressourcenverbrauchs aus. Eine positive Wirkung haben sie jedoch auf die Regulation des Wasserhaushalts, die Reduzierung der Schadstoffbelastung und die Gesamtbilanz der Wohlfahrtseffekte.
Erweiterte Bewertung der Maßnahme Regenwasserbecken
Quelle: IÖW nach UBA Climate Change 43/2020
 

Forschungs-Projekt „Vertiefte ökonomische Analyse einzelner Politikinstrumente und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel“

Dieses Steckblatt ist im Rahmen des Forschungsprojektes „Vertiefte ökonomische Analyse einzelner Politikinstrumente und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel“ (FKZ 3716 48 1000) im Auftrag des ⁠UBA⁠ entstanden und stellt einen forschungsbasierten Überblick zu möglichen Maßnahmen und ihren Bewertungen dar. Durchgeführt wurde das Projekt von der GWS und dem IÖW.

 

Quellen

Tröltzsch, J.; Görlach, B.; Lückge, H.; Peter, M. (2012): Kosten und Nutzen von Anpassungsmaßnahmen an den ⁠Klimawandel⁠ – Analyse von 28 Anpassungsmaßnahmen in Deutschland.

Blobel, D., Tröltzsch, J., Peter, M., Bertschmann, D., Lückge, H. (2015): Vorschlag für einen Policy Mix für den Aktionsplan Anpassung an den Klimawandel.

Lutter, S., Giljum, S., Lieber, M., Manstein, C. (2016): Die Nutzung natürlicher Ressourcen – Bericht für Deutschland 2016.

Bundesregierung (2008): Deutsche ⁠Anpassungsstrategie⁠ an den Klimawandel – vom Bundeskabinett am 17. Dezember 2008 beschlossen.

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