Pelzkäfer

Quelle: LAVES-FB Schädlingsbekämpfung
In Deutschland kommen mehrere Arten der Gattung Attagenus (Familie der Speckkäfer, Dermestidae) vor, die in Haushalten als Schädlinge relevant sind. Im Folgenden werden drei relevante Arten vorgestellt: der Braune Pelzkäfer , der Gefleckte Pelzkäfer und der Dunkle Pelzkäfer (Attagenus ).
Der Braune Pelzkäfer (Attagenus smirnovi) ist 2,3 bis 4 mm groß und länglich, Kopf und Halsschild sind dunkelbraun bis schwarz. Die Flügeldecken sind hellbraun und dicht behaart. Die goldgelb bis hellbraun gefärbten Larven sind mit etwa 7 mm (ohne die Borsten am Hinterende) deutlich länger als der ausgewachsene Käfer und besitzen Schuppenborsten auf den Segmenten. Charakteristisch sind auch die längeren Borsten am Hinterende, der sogenannte Borstenschwanz.
Der Gefleckte Pelzkäfer (Attagenus pellio) ist länglich-oval, 3 bis 5,5 mm lang und braunschwarz bis schwarz gefärbt. Auf den Flügeldecken hat der Gefleckte Pelzkäfer jeweils einen weißen Haar-Fleck, drei weitere derartige Haar-Flecken befinden sich am hinteren Rand des Halsschilds. Die Käfer sind fein behaart. Wie alle Speckkäfer hat auch der Gefleckte Pelzkäfer kurze Fühler mit einer charakteristischen Endkeule. Larven sind bis 12 mm lang und goldgelb bis hellbraungefärbt. Die Haarbüschel am Hinterleibsende sind fast so lang wie die Larve.
Der Dunkle Pelzkäfer (Attagenus unicolor) ähnelt im Aussehen dem Gefleckten Pelzkäfer, hat aber nicht die für den Gefleckten Pelzkäfer charakteristischen weißen Flecken. Auch die Larven der beiden Arten ähneln sich stark.
Der Gefleckte und der Dunkle Pelzkäfer sind in Deutschland heimische Arten und übernehmen in der Natur wichtige Aufgaben beim Abbau toter organischer Substanz, wie zum Beispiel Tierkadavern. Der Braune Pelzkäfer stammt wohl ursprünglich aus Afrika und ist seit den 80-er Jahren auch in Deutschland zu finden. Die erwachsenen Tiere ernähren sich von Blütenpollen und Nektar. Weibchen können auf der Suche nach geeigneten Eiablageplätzen in Wohnungen einfliegen. Dort legen sie Eier an geeignetem Substrat, speziell an trockenen Materialien pflanzlichen und tierischem Ursprungs wie zum Beispiel Fleisch- und Fischwaren, Tierfutter, Getreideprodukte, Felle, Pelze und Wollwaren. Die Pelzkäferlarven sind in der Lage, das unter anderem in Haaren und Federn enthaltene Protein Keratin zu verdauen. Erwachsene Käfer werden sowohl von natürlichen als auch von künstlichen Lichtquellen angezogen, ihre Larven hingegen scheuen das Licht.
Nahe Verwandte der Pelzkäfer und ebenfalls Materialschädlinge sind Teppichkäfer (Anthrenus sp.). Häufig als Materialschädlinge vorkommende Arten werden in einem weiteren Steckbrief gesondert beschrieben. (Link folgt)
Pelzkäfer sind in erster Linie Materialschädlinge. Da sie sich jedoch auch in pflanzlichen Fasermaterialien und Vorräten entwickeln können, können diese durch den Befall verunreinigt und unbrauchbar werden. Pelzkäfer haben sich an den menschlichen Siedlungsbereich angepasst und leben in der Nähe von Häusern und Wohnungen. Die Larven der Pelzkäfer richten durch ihre Fraßtätigkeit Schäden an Wolltextilien, Teppichen, Fellen, Pelzen und anderen organischen Materialien an.
Typisch bei einem Larvenbefall ist, dass sich die Tiere oft abseits vom Fraßort versteckt halten, beispielsweise in Fugen und Ritzen von Holzfußböden, unter Teppichen oder in dunklen Ecken von Kleiderschränken. Den Braunen Pelzkäfer trifft man häufig in Wohnungen mit Parkettböden an, in dessen Spalten und Ritzen sich Haare sammeln, von denen sich die Pelzkäferlarven ernähren. Oft geht der Befall mit Pelzkäfern von Wolltextilien aus, die jahrelang ungestört, in Schubladen und Schränken verwahrt wurden. In Museen können Pelzkäfer Tierpräparate befallen und zerstören und so großen Schaden verursachen.
Bei manchen Menschen können die Haare der Käferlarven zu Hautirritationen führen. Besonders die Haare am Körperende der Larven, die leicht abbrechen können, enthalten stark reizende Substanzen. Als Überträger von Krankheitserregern spielen Pelzkäfer keine Rolle.
Im Haushalt können einfache aber wirkungsvolle Vorsorgemaßnahmen helfen, um einen Pelzkäferbefall vorzubeugen. Teppiche und Möbel mit Naturmaterialien (zum Beispiel Schafswolle, Federn) sollten regelmäßig auf Befall kontrolliert werden. Wohnungen sollten regelmäßig gründlich gereinigt und Fugen gründlich ausgesaugt werden. Besonderes Augenmerk ist hierbei auf das Säubern versteckter Bereiche wie unter oder hinter Möbeln zu legen. Auf diese Weise wird verhindert, dass sich Staub und Haare ansammeln, die den Larven als Brutsubstrat dienen können. Dies ist besonders bei Haushalten wichtig, in den Haustiere leben.
Fliegengitter an Fenstern und Balkontüren verhindern das Hereinfliegen der Käferweibchen und somit die Eiablage in der Wohnung (sie bilden auch für andere Insekten wie Motten, Fliegen und Mücken eine effektive Barriere). Kleidungsstücke aus Wolle und Tierhaaren sowie Federbetten sollten vor dem Einlagern gewaschen und in gut verschlossenen Kunststofftüten oder Kisten aufbewahrt werden.
Naturkundliche Exponate wie ausgestopfte Tiere, Insektensammlungen sowie Leder- oder Horngegenstände sind regelmäßig auf Befall zu kontrollieren (beispielsweise über das Auslegen von Pheromon-Klebefallen, siehe unten) und wenn möglich in gut abgedichteten Glasvitrinen, Kästen oder Containern auszustellen oder zu lagern.
Ein Befall von Stoffen und Teppichen lässt sich an den unregelmäßig geformten Fraßlöchern erkennen. Im Unterschied zum Befall mit Kleidermotten fehlen die hierfür typischen weißen Gespinste. Der Fraß an Pelzen beginnt am unteren Ende der Haare. Die Pelzhaare können dabei büschelweise ausfallen. Auch ein Befall von Isolierfüllungen aus Wolle und Haaren kann auftreten. Wurde ein Befall festgestellt, hilft wiederholtes Staubsaugen, um abgelegte Eier und Larven von Materialien zu entfernen beziehungsweise um Ritzen und Fugen von Hautschuppen und Haaren zu reinigen. Dafür sollten auch Möbel beiseite gerückt werden. Ausgesaugt werden sollten ebenfalls Schränke, Truhen, Bettkästen und Fußleisten, die anschließend mit Essigreiniger oder verdünnter Essigessenz (Verdünnung: 1 Teil Essigessenz auf 4 Teile Wasser) gereinigt werden sollten. Waschbare Materialien können mit heißem Wasser behandelt werden – mindestens eine Stunde, besser zwei Stunden bei 60°C. Vorher sollte geprüft werden, ob das Material beziehungsweise das Textil eine solche Heißbehandlung unbeschadet überstehen kann. Befallene Textilien, Felle oder Pelze können bei mindestens -18°C im Gefrierschrank eingefroren werden. Bei Bedarf sollte die Maßnahme nach zwei bis drei Wochen wiederholt werden. Während des Einfrierens und der Zwischenlagerung sollten die Materialien in sehr gut verschlossenen Plastikbeuteln aufbewahrt werden.
Lässt sich ein Befall mit diesen Maßnahmen nicht eindämmen, ist es ratsam, einen professionellen Schädlingsbekämpfer zu konsultieren.