Zwischenunterbringung mit Laborneubau Dahlemer Dreieck in Berlin

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Da die Labore am UBA-Standort Berlin-Corrensplatz möglichst bald aus dem schon lange grundsanierungsbedürftigen Gebäude ausziehen müssen, wird am nahegelegenen Dahlemer Dreieck eine Zwischenunterbringung hergerichtet. Hierfür wird ein denkmalgeschützter Altbau saniert und ein moderner Anbau für die Labore errichtet, der später von anderen Institutionen nachgenutzt werden kann.

Das ⁠UBA⁠ befasst sich am Standort Berlin-Corrensplatz mit der Untersuchung von Aspekten der Umwelthygiene und der Abwassertechnikforschung. Neben Büroarbeitsplätzen werden dazu unterschiedliche biologische, physikalische und chemische Labore betrieben. Das am Standort Corrensplatz genutzte Haupthaus wurde in den 1910er Jahren als Forschungsgebäude erbaut und steht unter Denkmalschutz. Es wurde wiederholt an die aktuellen Anforderungen angepasst und ist schon länger grundsanierungsbedürftig. Da eine umfassende Grundsanierung im laufenden Betrieb jedoch nicht möglich ist, wird eine Zwischenunterbringung benötig.

In unmittelbarer Nachbarschaft zum Standort Corrensplatz liegt die bundeseigene Liegenschaft Thielallee 88-92, das sogenannte Dahlemer Dreieck, eine Liegenschaft, die bis 2012 vom Bundesinstitut für Risikobewertung als Forschungs- und Verwaltungs­standort genutzt wurde.

Die Liegenschaft Dahlemer Dreieck steht als Gesamtanlage unter Denkmalschutz, von den 24 Einzelgebäuden sind 15 Gebäude, wie auch der Altbau des Hauses 1, in der Denkmalkarte als Baudenkmäler gelistet. Einige Gebäude sind noch in Nutzung (u.a. auch vom UBA), andere werden saniert und hergerichtet. Das Hautgebäude dieser Liegenschaft, das Haus 1, wird nach Herrichtung vom UBA als Zwischenunterbringung genutzt.

Warum eine Zwischenunterbringung?

Das UBA plant die Zusammenführung der Laborstandorte auf der Liegenschaft in Berlin-Marienfelde. Die Zusammenführung dient der Schaffung von optimalen Arbeitsbedingungen für Laborcluster und damit verbunden der umfänglichen Nutzung von Synergien. Statt vier einzelner Laborstandorte ist dann nur einer zu betreiben und alle Laborarbeitsaufgaben lassen sich optimal zusammen organisieren.

So werden langfristige auch die Aufgaben des Standort Berlin-Corrensplatz nach Berlin-Marienfelde verlagert. Da es sich dabei um ein sehr komplexes Bauvorhaben handelt, welches auf einer sich in Betrieb befindlichen Liegenschaft umgesetzt wird, sind umfangreiche Planungen erforderlich. Auch muss zunächst Baurecht über einen Bebauungsplan (B-Plan) geschaffen werden. In den bestehenden Bundesprozessen ist von einer Laufzeit von rund zwei Dekaden für diese Projekt auszugehen. Die Fertigstellung des letzten Bauabschnittes ist für 2040 avisiert.

Aufgrund des baulichen Zustandes des Haupthauses am Standort Corrensplatz und des Alters der technischen Gebäudeausstattung kann der Gebäudebetrieb bis zur Fertigstellung der Büros und Labore in Marienfelde nicht mehr gewährleistet werden. Der Dienstbetrieb wäre gravierend gefährdet, da eine Generalsanierung bereits seit etwa 15 Jahren im Sanierungsstau überfällig ist.

Da der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (⁠BImA⁠) als Bauherrin immer wieder Bedarfe an Laborflächen im Bund gemeldet werden, wird das Gebäude für die Zwischenunterbringung des UBA am Dahlemer Dreieck in Berlin nach Umzug des UBA an den Standort Berlin-Marienfelde als Verfügungsgebäude für andere Institutionen zur Verfügung stehen.

Die Planung:

Haus 1 auf dem Dahlemer Dreieck setzte sich aus einem denkmalgeschützten Altbau und einem Erweiterungsbau zusammen, der in den 1960er-Jahren errichtet wurde. Im Altbau sollen zukünftig die Büro- und Konferenzraumflächen untergebracht werden. Da der Erweiterungsbau nicht mehr dem Stand der Technik für eine Labornutzung entsprach und wirtschaftlich sinnvoll auch nicht hergerichtet werden konnte, wurde er 2022 rückgebaut.

In einer Defizitanalyse zum Zustand des Laborgebäudes aus den 1960er-Jahren, die zu Beginn der ⁠Machbarkeitsstudie⁠ für eine temporäre Unterbringung erstellt wurde, wurden insbesondere die folgenden strukturellen Mängel festgestellt:

  1. Das bestehende Laborraumraster im Altlaborgebäude von 1,55 m ist für die heutigen Forschungsbedarfe ineffizient, da der Bestandsbau zu viel Bewegungsfläche im Verhältnis zu den fest eingebauten Laboreinrichtungen (Bench-Fläche) aufweist. Aktuelle Anforderungen im Laborbau gehen von einem Laborraster von 1,15 bis max. 1,20 m aus. Dazu weist der Bestand zu geringe Flurbreiten für aktuelle Anforderungen aus dem Arbeitsstättenrecht im Laborbau bei einem 2-Spänner mit Mittelflur auf.
  2. Im Altlaborgebäude sind für Laborabluft viele dezentrale Schächte vorhanden, was ein großer energetischer Nachteil ist. Aktuelle Anforderungen im Laborbau gehen von wenigen, aber größeren Schächte aus.
  3. Die Raumhöhen im Altlaborgebäude sind nur in zwei Geschossen für eine flexible, zeitgemäße Labornutzung ausreichend. In vier weiteren Geschossen ist die lichte Höhe von 3 m für Labornutzung zu gering. Erforderlich sind heute ca. 3,8-4,0 m lichte Höhe.
  4. Im Altlaborgebäude fehlt ein baulicher 2. Rettungsweg, der neben der bauordnungsrechtlichen Erforderlichkeit auch für eine flexible Nachnutzung und getrennte Vermietbarkeit einzelner Gebäudebereiche (Etagen / Bauteile), wie vom Maßnahmenträger (BImA) gefordert, notwendig ist. Der Maßnahmenträger fordert für das Bauvorhaben eine Teilbarkeit in einzeln zu vermietende Flächen je Gebäudeteil sowie flexible Nachnutzbarkeit als Laborflächen.
  5. Im Altlaborgebäude sind zu wenig Technikflächen vorhanden (ca. 5% Anteil Technikfläche). In der Planung wird von ca. 40% Anteil Technikfläche ausgegangen.
  6. Die Barrierefreiheit ist in den Bestandsgebäuden unzureichend und muss baulich erweitert werden (Aufzüge, Zugänge etc.).
  7. Im Altlaborgebäude besteht eine erhebliche Schadstoffbelastung, was einen Komplettrückbau des Innenausbaus und teilweise der tragenden Baukonstruktion erfordert.
  8. Der Nutzerbedarf erfordert die Erweiterung des Bauvolumens des Laborgebäudes in der Tiefe zur Unterbringung des Bedarfs. Daher wären bei Erhalt und Weiternutzung der vorhandenen Baukonstruktion erhebliche Eingriffe in die Bestandsstatik erforderlich.
  9. Grundsätzlich ist eine komplette energetische Sanierung erforderlich, die bei Erhalt des Bestands gegenüber einem Ersatzneubau weniger wirtschaftlich wäre.

Dieser Gebäudeteil wird daher durch einen zeitgemäßen, den aktuellen Anforderungen entsprechenden Laborneubau ersetzt.

Der Laborneubau verfügt zukünftig über vier Vollgeschosse, die vertikal über vier Treppenhäuser und zwei Aufzüge erschlossen werden. Der Neubauteil wird unterkellert sein, dort befinden sich zukünftig Lagerflächen und technische Ausstattung zum Gebäudebetrieb. Weitere Anlagentechnik wird in den beiden Technikgeschossen des Neubaus und im Dachgeschoss des Altbaus installiert. Der Altbau ist teilunterkellert, im Sockelgeschoss werden Werkstätten untergebracht und in den drei Etagen darüber Büros und Konferenzräume eingerichtet.

Insgesamt ist hierfür im Altbau eine Nutzfläche von ca. 2.940 m² und im „Ersatzneubau“ von ca. 2.150 m² vorgesehen. So werden Büro- und Laborarbeitsplätze für ca. 120 Mitarbeitende geschaffen.

Ziel ist, bei dieser Sanierung des Altbaus und Neubau des Laborflügels, wie in allen Projekten des UBA, einen möglichst geringen Energiebedarf des zukünftigen Gebäudes und einen hohen Anteil an regenerativer Energie zum Gebäudebetrieb zu erreichen. Da es sich jedoch um eine bebaute, innerstädtische Liegenschaft mit denkmalge­schützten Gebäuden handelt, stellt auch dies eine der Herausforderungen an das Projekt dar.

Ein weiteres Ziel ist, wie bei allen Bundesbauten, mindestens das BNB-Siegel in Silber des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB) zu erreichen.

Da die BImA als Bauherrin nach dem Umzug des UBA nach Berlin-Marienfelde ein Verfügungsgebäude erhalten möchte, indem auch einzelne Etagen unterschiedlichen, zukünftigen Nutzern zur Anmietung zur Verfügung gestellt werden können sollen, sind auch diese Anforderungen in der Planung zu berücksichtigen.

Die Beteiligten:

  • Nutzer: Umweltbundesamt (UBA)
  • Bauherr: Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (⁠BImA⁠)
  • Baudurchführung: Bundesamt für Bauwesen und ⁠Raumordnung⁠ (BBR)
  • Architekt: rw+ Gesellschaft von Architekten mbH
  • Laborplanung: EUROLABORS AG
  • Technische Gebäudeausstattung: B&S Baupartner GmbH
  • Elektrotechnik: D.I.E. Projekt GmbH
  • Landschaftsarchitekt: LANDA GmbH Landschaftsarchitektur

Was bisher geschah:

  • 2016 wurde das Konzept für die Zusammenführung der Laborstandorte des UBA durch das Bundesumweltministerium (BMUV) und das Bundesfinanzministerium (BMF) gebilligt.
  • 2017 erfolgte die haushaltsmäßige Anerkennung des Raum- und Stellenzuwachs am Standort Berlin-Corrensplatz, der nach Berlin-Marienfelde ziehen wird.
  • 2019 wurde die Bedarfsplanung für den Standort Berlin-Corrensplatz erstellt und die Zwischennutzung von Haus 1 auf dem Dahlemer Dreieck aufgrund der Planungsfristen für das Projekt Berlin-Marienfelde und der baulichen und technischen Mängel am Corrensplatz geprüft.
  • 2019/20 wurde eine Machbarkeitsstudie zur Unterbringung des Bedarfs in Haus 1 sowie zur Nutzung kleinerer Nebengebäude auf dem Dahlemer Dreieck erstellt.
  • 2020 erfolgte die haushaltsmäßige Anerkennung des Stellen- und Flächenbedarfs.
  • 2020/21 wurde ein Planungswettbewerb durchgeführt und das Planungsteam beauftragt.
  • 2021 begann die Erstellung der 1. Bauunterlage (1. Phase, ES-Bau).
  • 2022 begannen die Bauarbeiten mit Rückbau des alten Labortraktes aus den 1960er-Jahren und die Schadstoffsanierung im denkmalgeschützten Altbauteil.

Wie es weitergeht:

  • 2023 soll die Erstellung der 2. Bauunterlage (2. Phase, EW-Bau bzw. FPU, nach neuer RBBau) abgeschlossen werden.
  • Für 2024 ist der Baubeginn für den Neubauteil geplant.
  • 2025/26 sollen die Bauarbeiten inklusive Einregulierungsphase abgeschlossen werden.
  • 2026 soll das UBA das Gebäude übergeben bekommen und nutzen können.
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