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Alternative Bekämpfungsmaßnahmen
Hier gelten die allgemeinen Regeln zur Vermeidung der Entwicklung von Stechmücken. Alle als Brutstätten nutzbaren stehenden Gewässer sind zu vermeiden bzw. Regenfässer oder Vogeltränken sollten mindestens wöchentlich restlos entleert werden. Zudem sollten alle Behälter (z.B. Eimer, Gießkannen etc.), so aufbewahrt werden, dass sich darin kein Regenwasser unbemerkt ansammeln kann. Container können mit Deckeln oder Netzen ein- und ausflugsicher gemacht werden. Schutz vor Stichen bieten entsprechende Kleidung und Fliegengitter, die das Eindringen ins Haus verhindern.
Aussehen
Die Asiatische Tigermücke ist ein Insekt und gehört zur Familie der Stechmücken (Culicidae).
Die Asiatische Tigermücke ist eine relativ kleine Stechmücke, die selten die maximale Körpergröße von ca. 0,9 cm erreicht, durch ihre schwarz-weiße Färbung aber sehr auffällig ist. Insbesondere der Hinterleib und die Hinterbeine haben eine ausgeprägte schwarz-weiße Musterung. Ein weiteres typisches Merkmal ist eine am Hinterkopf ansetzende weiße Linie, die sich bis zum Flügelansatz fortsetzt. Die Flügel der Asiatischen Tigermücke sind mehr oder weniger transparent ohne Musterung.
Trotz des auffälligen Aussehens kommt es manchmal zu Verwechselungen mit meist größeren und weitaus häufigeren einheimischen Stechmückenarten wie z. B. der Ringelschnake (Culiseta annulata).
Lebensraum / Vorkommen
Aus dem ursprünglichen Verbreitungsgebiet im Asiatisch-Pazifischen Raum hat sich die Asiatische Tigermücke mit dem internationalen Waren- und Personenverkehr weltweit massiv ausbreiten können. Dabei spielen bei der interkontinentalen Verschleppung der Mücken insbesondere der Handel mit Gebrauchtreifen und Glücksbambus eine wesentliche Rolle, wohingegen die Ausbreitung über Land offensichtlich durch den Kraftzeugverkehr bedingt ist. Ae. albopictus zeichnet sich durch eine starke Anpassungsfähigkeit (gegen Austrocknung resistente Eier, Ruhepause im Eistadium (Diapause) bei Stämmen, die in gemäßigten Breiten auftreten) aus. Diese Anpassungsfähigkeit ist der Grund für ihre erfolgreiche weltweite Ausbreitung. In Europa konnte Ae. albopictus bis jetzt in 26 Ländern nachgewiesen werden, in 19 gilt die Stechmücke als etabliert. Auch in Deutschland tritt sie mittlerweile regelmäßig auf. Während in dem Zeitraum 2007-2013 überwiegend Einzelexemplare gefunden wurden, werden mittlerweile in den Sommermonaten auch größere Populationen nachgewiesen.
Verhalten
Ae. albopictus ist eine äußerst aggressive Stechmücke, die nicht nur in der Dämmerung, sondern auch tagsüber sticht.
Die Asiatische Tigermücke sucht bevorzugt Säugetiere (insbesondere den Menschen) als Wirt auf, aber auch Vögel, Amphibien und Reptilien werden gestochen. Sie wird vor allem von dem Hautgeruch angezogen. Ae. albopictus gilt als schlechter Flieger (Flugdistanzen von max. 200 m), meidet stärkere Winde und hält sich meist in Bodennähe auf. Bei der Auswahl der Brutstätten zeigt Ae. albopictus eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit und nutzt zur Eiablage eine große Bandbreite an natürlichen (z. B. Astlöcher) und künstlichen (z. B. Regentonnen, Vogeltränken oder Blumenvasen) wassergefüllten Behälter.
Ernährung / Wachstumsbedingungen
Die Asiatische Tigermücke ernährt sich im Allgemeinen von Nektar und Pflanzensäften, nur die Weibchen saugen Blut, da sie dieses für die Eibildung brauchen. Die Larven ernähren sich im Wasser von Mikroorganismen und organischem Material.
Fortpflanzung
Die Tigermücken paaren sich in der Regel im Flug, meist in der Nähe eines möglichen Wirtes der Weibchen. Nach etwa 3-5 Tagen werden die schwarzen, gegen Austrocknung resistenten Eier dicht oberhalb kleiner Wasseransammlungen abgelegt. Werden sie unter Wasser gesetzt (z. B. durch Überschwemmung), schlüpfen aus ihnen die Larven. Es folgt eine Entwicklung über vier Larven- und ein Puppenstadium, die je nach Umweltbedingungen unterschiedlich lang dauern kann (etwa 7-20 Tage). Die gesamte Entwicklung ist an das Vorhandensein von Wasser gebunden. Aus den Puppen schlüpfen die flugfähigen Mücken, die sich nach etwa 2-3 Tagen wieder paaren und Eier ablegen. Meist nehmen die Weibchen 24 h nach einer Eiablage wieder Blut auf, Zeit seines Lebens legt das Weibchen zwischen 300 und 350 Eier ab.
Natürliche Feinde
Die meisten Fraßfeinde der Asiatischen Tigermücke fressen diese im wasserlebenden Larvenstadium. Dazu gehören einige Vertreter der Ruderfußkrebse (Copepoda) und Plattwürmer (Plathelminthes) sowie räuberische Larven der Stechmückengattung Toxorhynchites.
Die ausgewachsenen Stechmücken werden von Fledermäusen und Vögeln und in einigen Gegenden auch von bestimmten Spinnenarten gefressen.
Gesundheitsrisiken für den Menschen
Ae. albopictus kann Überträger verschiedener Krankheitserreger wie bestimmter Fadenwürmer (Dirofilarien) und zahlreicher Viren sein. Man geht von einem Übertragungspotenzial aus, das mehr als 20 Viren umfasst, darunter die humanpathogenen West-Nil-, Dengue-, Chikungunya- und Zika-Viren.
Gefahrenabschätzung
Eine Übertragung von Krankheitserregern durch Ae. albopictus ist nur möglich, wenn die Stechmücken in ausreichender Dichte zeitgleich dort auftreten, wo sich infizierte Personen aufhalten. In diesem Zusammenhang müssen geeignete klimatische Bedingungen für die Entwicklung sowohl der Stechmücke als auch des Erregers herrschen.
In Südeuropa sind in den vergangenen Jahren wiederholt Krankheitsfälle und auch -ausbrüche von Dengue- (Frankreich, Kroatien) und Chikungunya-Fieber (Italien, Frankreich, Spanien) aufgetreten, bei denen es sich um vor Ort erworbene (autochthone) Infektionen handelte und bei denen Ae. albopictus als Überträger diente.
In Deutschland wird das Risiko einer Übertragung von Viren durch Ae. albopictus derzeit als gering erachtet, da die Anzahl von Virusträgern gering und das Vorkommen der Stechmücken begrenzt ist. Allerdings weisen die zunehmenden Nachweise der Asiatischen Tigermücke in Deutschland darauf hin, dass sich die Stechmücke auch hierzulande etablieren und ausbreiten kann. Darüber hinaus gibt es erste Berichte über eine erfolgreiche Überwinterung der Asiatischen Tigermücke in Baden-Württemberg. Die in den Sommermonaten auftretenden Populationen könnten bereits jetzt für den Ausbruch kleinerer Epidemien ausreichend sein. Auf Grund der Tatsache, dass auch die Anzahl der importierten Dengue- und Chikungunyafälle massiv zugenommen haben, ist auch schon jetzt das Auftreten von Ae. albopictus als potenzielles Risiko für die menschliche Gesundheit in Deutschland einzustufen.