Chancen für transformatives Lernen in der Corona-Krise

Die Corona-Pandemie bringt einschneidende Veränderungen für sehr viele Menschen mit sich. Wenn das gesellschaftliche Leben nach Corona wieder angefahren wird, dann öffnet sich ein Gelegenheitsfenster, um innovative Konzepte und Ideen für eine nachhaltige Entwicklung einzubringen.

Chancen für transformatives Lernen in der Corona-Krise

Blogartikel von Prof. Dr. Heike Walk

Die Corona-Pandemie bringt einschneidende Veränderungen für sehr viele Menschen mit sich. Wenn das gesellschaftliche Leben nach Corona wieder angefahren wird, dann öffnet sich ein Gelegenheitsfenster, um innovative Konzepte und Ideen für eine nachhaltige Entwicklung einzubringen. Hier sind auch Hochschulen gefordert, Verantwortung zu übernehmen. Wie das aussehen kann, wird am Beispiel der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung (HNE) Eberswalde gezeigt:

  • Innovationsziel Nachhaltigkeitstransformation: Die HNE Eberswalde hat gemeinsam mit sehr unterschiedlichen Akteuren aus der Praxis Nachhaltigkeitsinnovationen und Modelllösungen entwickelt. Mit Stakeholdern aus der Gesellschaft werden in Lernforen und Reflexionsräumen Leitbilder und Konzepte für eine nachhaltige Entwicklung formuliert. Sie geben Orientierung bei der Suche nach tragfähigen Entwicklungspfaden und beflügeln gesellschaftliche Innovationsprozesse. Studierende bilden dabei eine wichtige Brücke in unterschiedliche gesellschaftliche Bereiche und tragen wissenschaftliches Wissen und neuartige Ideen in die Praxis. 
  • Erfahrungen mit Transformation: So unterschiedliche Trends wie Fridays for Future, die Klimapolitik der Bundesregierung, der ungebremste Anstieg von SUV-Zulassungen und Demonstrationen von Landwirt*innen gegen Umweltauflagen zeigen, dass die Gesellschaft schon vor Corona in Bewegung war. Aus der Transformationsforschung ist bekannt, dass Krisen zu weitreichenden Veränderungen führen können. In dieser Gemengelage braucht es Gestaltungswissen für nachhaltige Entwicklung, um die sich bietenden Spielräume beim Neustart nach Corona gut zu nutzen. Dieses Gestaltungswissen wird in inter- und transdisziplinären Forschungs- und Modellprojekten gewonnen, in denen Nachhaltigkeitskonzepte umgesetzt und dabei Erfahrungen mit Erfolgsbedingungen und Hemmnissen gemacht werden. Diese Kompetenzen werden durch Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) an Studierende und in Partnerschaften für Nachhaltigkeitstransfer in die Praxis vermittelt.
  • Logbuch der Veränderungen: Was bedeutet die Corona-Krise für nachhaltige Entwicklung? Die HNE Eberswalde lädt mit dem Projekt „Logbuch der Veränderungen“ Bürger*innen ein, ihre Beobachtungen in einem Logbuch festzuhalten, um gesellschaftlichen Wandel in Zeiten von Corona zu dokumentieren. Mit den Logbüchern wird untersucht, ob und wie dieses Transformationswissen für die Zeit nach Corona genutzt werden kann.

Hochschulen können einen wichtigen Beitrag leisten, den gesellschaftlichen Neustart nach der Corona-Pandemie im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung mit zu gestalten. Dabei sind ein enger Austausch mit Stakeholdern, effektive Schnittstellen für Nachhaltigkeitstransfer, theoretisches, empirisches und methodisches Wissen sowie eine kritische Reflexion von Zielen und Konzepten nötig. Hochschulen können jetzt Gestaltungswissen für eine Nachhaltigkeitstransformation in die gesellschaftliche Debatte einbringen, um die historische Chance für transformatives Lernen und Handeln zu nutzen.
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Autorin:

Prof. Dr. Heike Walk ist die Vizepräsidentin für Akademische Angelegenheiten an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde und Professorin für Transformation Governance an der Fakultät für Wald und Umwelt. Politikwissenschaftlerin, ihre Hauptthemen sind Bürgerbeteiligung, Zivilgesellschaft und soziale Bewegungen. Seit 2003 ist Heike Walk Mitherausgeberin der Buchreihe "Bürgergesellschaft und Demokratie" im Verlag "Springer Fachmedien".

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 Corona  transformation