CORSIA – Klimaschutz im internationalen Luftverkehr
Dr. Olaf Hölzer-Schopohl von der Deutschen Emissionshandelsstelle über Vielfliegerei und das neue globale Klimaschutzinstrument „CORSIA“.
Dr. Olaf Hölzer-Schopohl von der Deutschen Emissionshandelsstelle über Vielfliegerei und das neue globale Klimaschutzinstrument „CORSIA“.
Alle O-Töne können Sie als mp3-Datei herunterladen und für Medienberichte verwenden. Interview: 3:52 Minuten
Anmoderationsvorschlag: Sommerurlaub unter Palmen, Shoppen in einer europäischen Großstadt oder einfach nur ein Kurzbesuch bei der Familie: Dafür nehmen immer mehr Menschen das Flugzeug. 2018 starteten laut Statistischem Bundesamt 122,6 Millionen Passagiere von den deutschen Flughäfen – 4,2 Prozent mehr als im Jahr davor, und ein Rückgang ist nicht in Sicht. Wie schädlich diese Vielfliegerei für unser Klima ist und wie in Zukunft mithilfe des neuen globalen Klimaschutzinstruments „CORSIA“ das Wachstum des internationalen Luftverkehrs CO2-neutral gestaltet werden soll, verrät Ihnen Dr. Olaf Hölzer-Schopohl von der Deutschen Emissionshandelsstelle (DEHSt) im Umweltbundesamt (UBA), hallo.
Begrüßung: „Hallo!“
1. Herr Hölzer-Schopohl, wie problematisch ist der Luftverkehr für unser Klima?
O-Ton 1 (Dr. Olaf Hölzer-Schopohl, 36 Sek.): „Aktuellen wissenschaftlichen Studien zufolge hat der Luftverkehr heute einen Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen zwischen 2,5 und 3 Prozent. Berücksichtigt man die stärkere Klimawirksamkeit des Luftverkehrs in großen Höhen, liegt der Anteil sogar bei mehr als 5 Prozent. Keine andere Art der Fortbewegung ist so klimaschädlich wie eine Flugreise. Neben dem hohen Energieverbrauch sind dafür verschiedene Stoffe wie z.B. Stickoxide oder Wasserdampf verantwortlich, die bei der Verbrennung von Kerosin im Flugbetrieb entstehen. Die gesamte Klimawirkung pro Passagier und Kilometer ist sechsmal so hoch wie durch den Fernverkehr der Bahn.“
2. Verkehrsexperten gehen davon aus, dass der Boom beim Fliegen weitergehen wird. Was bedeutet das für den Klimaschutz?
O-Ton 2 (Dr. Olaf Hölzer-Schopohl, 35 Sek.): „Ja schon jetzt wachsen die Treibhausgasemissionen in der Luftfahrt so stark wie in kaum einem anderen Sektor. Die Branche geht davon aus, dass der Energiebedarf des internationalen Luftverkehrs und damit auch die CO2-Emissionen Jahr für Jahr um weitere 3 Prozent steigen werden. Das hängt natürlich auch mit dem steigenden Passagieraufkommen von ca. 5 Prozent pro Jahr zusammen. Setzt sich das weltweite Wachstum des Luftverkehrs fort, ist davon auszugehen, dass mögliche Klimaschutzerfolge in anderen Bereichen dadurch zunichte gemacht werden. Deshalb müssen wir alles dafür tun, dass in Zukunft die CO2-Emissionen durch den Luftverkehr sinken.“
3. Wie soll das gehen?
O-Ton 3 (Dr. Olaf Hölzer-Schopohl, 42 Sek.): „Nur durch einen Instrumentenmix: Zum einen mithilfe neuer Technologien und effizienterer Turbinen sowie mit dem Einsatz von nachhaltigen Treibstoffen und klimaoptimierter Flugroutenführung. Wir werden zusätzlich ökonomische Maßnahmen einführen müssen, wie eine Erhöhung der Luftverkehrssteuer, die Einführung der Kerosinsteuer und einer Reform des Emissionshandels. Ein neues globales Instrument ist auch die marktbasierte Klimaschutzmaßnahme CORSIA das heißt, Carbon Offsetting and Reduction Scheme. Sie wurde von der internationalen Zivil-Luffahrtorganisation der Vereinten Nationen 2016 beschlossen und seit dem ersten Januar 2019 schrittweise eingeführt.“
4. Was genau ist CORSIA und wie funktioniert es?
O-Ton 4 (Dr. Olaf Hölzer-Schopohl, 28 Sek.): „CORSIA ist ein internationaler Kompensationsmechanismus und gilt für Fluggesellschaften mit mehr als 10.000 Tonnen jährlichen CO2-Emis¬sionen aus internationalen Flügen und Flugzeugen, die ein Höchstabfluggewicht von mehr als 5,7 Tonnen haben. Diese müssen Zertifikate erwerben, um einen bestimmten Anteil ihrer Emissionen zu kompensieren. Damit soll ein CO2-neutrales Wachstum des internationalen Luftverkehrs ab dem Jahr 2020 erreicht werden.“
5. Was heißt „Kompensation“ in diesem Fall konkret?
O-Ton 5 (Dr. Olaf Hölzer-Schopohl, 40 Sek.): „Bei der gesetzlich verpflichtenden Kompensation unter CORSIA werden Klimaschutzaktivitäten finanziert, die zu einer Reduktion des Treibhausgasausstoßes außerhalb des Luftverkehrssektors führen. Diese Klimaschutzprojekte, wie zum Beispiel der Betrieb von Windkraftanlagen oder Kleinstbiogasanlagen in Entwicklungsländern, müssen Qualitätskriterien erfüllen, die unter CORSIA festgelegt werden. Für die Umweltintegrität der Kompensation ist es entscheidend, dass es ohne die Finanzierung durch CORSIA das Klimaschutzprojekt nicht gegeben hätte. Darüber hinaus muss sichergestellt sein, dass die Treibhausgasreduktion dauerhaft ist und dass diese CO2-Minderung tatsächlich nur einmal angerechnet wird.“
6. Wie bewerten Sie CORSIA? Kann man sich jetzt wieder guten Gewissens ins Flugzeug setzen?
O-Ton 6 (Dr. Olaf Hölzer-Schopohl, 25 Sek.): „Nein - CORSIA ist – vor allem aufgrund seines globalen Charakters – eine Chance für mehr Klimaschutz im weltweiten internationalen Luftverkehr. Allerdings müssen die Regelungen weiterentwickelt und verschärft werden. In seiner jetzigen Ausgestaltung ist CORSIA nur ein erster Schritt und nicht ausreichend für die Erreichung der Klimaschutzziele von Paris. Vielmehr bleibt es deshalb notwendig, dass jeder für sich prüft, ob ein Flug wirklich nötig ist.“
Dr. Olaf Hölzer-Schopohl von der Deutschen Emissionshandelsstelle im Umweltbundesamt über mehr Klimaschutz im Luftverkehr. Danke Ihnen für das Gespräch!
Verabschiedung: „Gerne!“
Abmoderationsvorschlag: Mehr Infos zu CORSIA und zum Emissionshandel im Luftverkehr finden Sie im Internet unter www.dehst.de.