Erweiterung des Laborstandortes Bad Elster

fotorealistische Darstellung eines quadratischen Gebäudes mit Flachdach und Fassade aus Holz, Glas und Fassadenbegrünung, über dem Haupteingang steht "Umweltbundesamt Bad Elster"zum Vergrößern anklicken
Siegerentwurf des Architekten- und Ingenieurwettbewerbs 2024 für den UBA-Neubau in Bad Elster
Quelle: F+P ARCHITEKTEN ZT GMBH / Barna Bozso

Am UBA-Standort Bad Elster in Sachsen soll ein Demonstrationsprojekt im Rahmen einer Neubaumaßnahme realisiert werden.

Warum ein Neubau?

Im sächsischen Bad Elster arbeitet und forscht das ⁠UBA⁠ rund um die Themen Trinkwasser sowie Schwimm- und Badebeckenwasser. Zu den Aufgaben gehört es, die wissenschaftlichen Grundlagen und Maßstäbe für eine sichere Trinkwasserversorgung und eine gute Wasserqualität stets aktuell zu halten und weiterzuentwickeln. Erstmalig im Umweltbundesamt sollen dazu unter anderem Labore der Sicherheitsstufe 3 an diesem Standort eingerichtet werden.

Innerhalb der Liegenschaft besteht an den Gebäuden und den technischen Anlagen starker Sanierungsbedarf: Die Abwasser-, Trinkwasser-, Gas- und Fernwärmeleitungen sollten erneuert, das Hauptgebäude energetisch saniert und Laborflächen im Laborgebäude 2 modernisiert werden. Darüber hinaus sollten neue Flächen für Labore, Drittmittelprojekte, wissenschaftliches Arbeiten und Konferenzen entstehen.

Die Voruntersuchungen und die ⁠Machbarkeitsstudie⁠ ergaben, dass eine Sanierung der Bestandsgebäude mit Teilneubauten nicht wirtschaftlich ist, da eine kostenintensive Zwischenunterbringung geschaffen werden müsste. Weiter sind die Bestandsflächen nicht geeignet, um die Raumbedarfe des UBA zu realisieren. Die baulichen Gegebenheiten würden die Nutzung zu stark einschränken.

Die Planung:

Ein Demonstrationsprojekt für das Umweltbundesamt am Wissenschaftsstandort Bad Elster als Teil der zentralen Umweltbehörde Deutschland soll entstehen: ein Neubau eines Labor- und Bürogebäudes mit hochwertigen Laboren, in denen das Arbeiten eng in die nationale und internationale Wissenschaftswelt und Gremienarbeit eingebunden ist. Ein Gebäude, das die Grundlage schafft für ein Kooperieren mit Behörden und Universitäten in Deutschland, Europa sowie der restlichen Welt und als Kooperationszentren der Weltgesundheitsorganisation (⁠WHO⁠) fungiert. 

Die Erkundung im Raum Bad Elster ergab, dass es mögliche Baugrundstücke in Bad Elster gibt. Ein Gutachten gibt Auskunft über den sinnvollsten und nachhaltigsten Standort, um den Raumbedarf Nutzfläche zu realisieren. Das Raumprogramm des Neubaus umfasst eine Nutzungsfläche von 2.720 m². Davon entfallen 623 m² auf Büroräume und 1.337 m² auf Laborräume und Werkstätten. Der Großteil der Labore ist in die Sicherheitsstufe 2 eingeordnet. Erstmalig im Umweltbundesamt sollen zudem Labore der Sicherheitsstufe 3 eingerichtet werden.

Alle Planungsschritte und die Bauausführung sollen nach den Kriterien des Bewertungssystems für Nachhaltiges Bauen (BNB) durchgeführt werden. Ein Qualitätsmanagement und ⁠Monitoring⁠ sollen die Voraussetzungen für einen nachhaltigen Gebäudebetrieb schaffen.

Der Standort soll zu einer treibhausgasneutralen Liegenschaft entwickelt werden und möglichst hundert Prozent regenerative Energien im Betrieb nutzen.

Die bestehende Liegenschaft, die in einem Wohngebiet liegt, wird nach Auszug des UBA an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (⁠BImA⁠) übergeben.

Das Wettbewerbsergebnis:

Eine neunköpfige Fachjury kürte Ende November 2024 aus den 14 qualitativ hochwertigen Beträgen den Siegerentwurf von F+P Architekten ZT GmbH aus Wien.

Der rechteckige, kompakte Baukörper mit einem großzügig proportionierten Innenhof ist an seinen Außenkanten sinnfällig durch Gebäudeeinschnitte und prägnant gestaltete Fassadenbegrünungen gegliedert. Alle vier Fassaden werden gleichwertig behandelt und präsentieren das Haus am Ortseingang von Bad Elster vor der prägnanten Landschaftskulisse mit einer klaren Formensprache, welche der öffentlichen Nutzung und der Bedeutung des Gebäudes als Forschungseinrichtung gerecht wird. Die Dachaufsicht, von der umliegenden Landschaft aus gut einsehbar, ist ohne räumlich wirksame Haustechnikaufbauten konsequent als fünfte Fassade mit Dachbegrünung und Photovoltaik-Modulen gestaltet.

Den Verfassern gelingt es, Aspekte der ⁠Nachhaltigkeit⁠, wie das Thema der Fassadenbegrünung, der Energiegewinnung über vertikale Photovoltaik-Module und einen variablen Sonnen- und Blendschutz in das stringente Gestaltungsthema der Fassaden zu integrieren. Dies wird nicht schematisch angewendet, sondern differenziert umgesetzt, sodass sich beispielsweise der zum Vorplatz orientierte Haupteingang erkennbar absetzt und somit eine gute Adressbildung des Hauses bewirkt.

Die windmühlenartige Organisation von vier Gebäudeflügeln um vier Treppenhäuser ermöglicht durch eine effiziente, ringförmige Erschließung eine sehr gute Orientierung im Gebäude, eine sinnfällige Vernetzung der einzelnen Bereiche und eine übersichtliche Entfluchtung. Somit ist im Sinne der Nachhaltigkeit eine nutzungsneutrale Grundstruktur des Gebäudes gegeben, welche die Anforderungen an Labor- und Büronutzungen heute sehr gut erfüllt. Die gewählte Gebäudetypologie ermöglicht gleichzeitig eine hohe Flexibilität und ⁠Anpassungsfähigkeit⁠ an zukünftige Bedarfe und schafft mit gut platzierten Kommunikationszonen eine Basis für eine zukunftsorientierte und angenehme Arbeitsatmosphäre.

Die Beteiligten:

  • Nutzer: Umweltbundesamt (UBA)
  • Bauherr: Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA)
  • Baudurchführung: Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB)

Was bereits geschafft ist:

  • 2016: Billigung des Stellen- und Raumprogramms
  • 2017: Abschluss des Erkundungsverfahrens, Ergebnis: Neubau
  • 2018: Abschluss der Bedarfsplanung
  • 2018: Festlegung des Orts der Baumaßnahme in Bad Elster über ein Erkundungsverfahren
  • 2019 / 2020: Aufstellung der Entscheidungsunterlage – Bau (ES-Bau)
  • 2021: Ein- und Aufarbeitung von Hinweisen des Bundesfinanzministeriums (BMF)
  • 2021: Einleitung des Bebauungsplanverfahrens (B-Plan-Verfahren)
  • 2022 / 2023: Umstellung des Gesamtverfahrens auf die neuen Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes (nRBBau) und Umarbeitung der Unterlagen auf eine Initiale Projektunterlage (IPU)
  • 2023: Genehmigung der Initialen Projektunterlage (IPU)
  • 2024: Abschluss des Verfahrens zur Aufstellung des Bebauungsplans (B-Plan)
  • 2024: Durchführung des Architekten- und Ingenieurwettbewerbs

Wie es weitergeht:

  • 2025/26: Aufstellung und Genehmigung der Finalen Projektunterlage (FPU)
  • 2026: Erwerb des Neubaugrundstücks über die BImA für den Bund
  • Bauphase
  • Fertigstellung eventuell 2030/31
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