Luft-Wasser-Wärmepumpe mit natürlichem Kältemittel für Familie aus NRW
Im Herbst 2020 musste die defekte Gastherme getauscht werden. Um ihre fossile Abhängigkeit zu reduzieren, entschieden sich die Eigentümer für eine Wärmepumpe mit natürlichem Kältemittel.
Das Einfamilienhaus aus dem Jahr 1999 wurde mit einer Gastherme beheizt, bis diese aufgrund eines Defekts ersetzt werden musste. Die Installation einer neuen Heizung sollte zeitnah passieren, da der Defekt kurz vor der Heizperiode im Zuge einer regelmäßigen Wartung festgestellt wurde.
Das wichtigste Kriterium bei der Wahl der neuen Heizung war die Klimafreundlichkeit. Im Laufe der letzten Jahre entwickelte sich bei den Eigentümern immer stärker der Anspruch, auf fossile Energieträger zu verzichten und damit den Klimaschutz zu unterstützen. Deshalb installierten sie im Jahr 2019 eine Photovoltaikanlage und tauschten den Benziner gegen ein Elektroauto aus. Der Gedanke, auch die eigene Heizung ohne fossile Energieträger zu betreiben, motivierte die Familie. Sie begannen, sich zum Thema Wärmepumpe zu informieren.
Zuerst testeten sie, ob das Haus unter den aktuellen Voraussetzungen mit einer niedrigen Vorlauftemperatur beheizt werden konnte und stellten die Vorlauftemperatur auf 35° C ein. Schnell stellte sich heraus, dass das Haus durch den bereits bestehenden energetischen Standard auch mit der niedrigen Vorlauftemperatur angenehm warm gehalten werden konnte. Nach Gesprächen mit einigen Heizungsfachbetrieben fiel die Wahl auf eine Luft-Wasser-Wärmepumpe in Monoblock-Bauweise. Um eine ganzheitlich klima- und umweltfreundliche Wärmepumpe zu haben, haben sich die Eigentümer für das natürliche Kältemittel Propan (R290) entschieden. Der Aufstellungsort der Wärmepumpe im Vorgarten wurde zusammen mit dem Heizungsbauer mit viel Bedacht auf Nachbarschaft, Natur und den Installationsaufwand gewählt.
Etwa 60 Zentimeter trennen die Wärmepumpe vom Gebäude. Um die Übertragung von eventuell auftretenden Vibrationen der Wärmepumpe ins Haus von zu minimieren, wurde die Verrohrung zum Haus mit flexiblen Anschlussrohren entkoppelt. Die Wärmepumpe wurde auf zwei Streifenfundamente aus Beton gestellt. Das umgebende Schotterbett ermöglicht, dass das Kondenswasser abfließt.
Projekteinreichende*r
Conny und Carsten Krüger
Eckdaten Gebäude
PLZ Gebäudestandort
42929
Ort Gebäudestandort
Wermelskirchen
Gebäudeart
Ein-/Zweifamilienhaus
Baujahr
1995-2001
Sanierungsstand
Altbau unsaniert
Beheizte Fäche
148 m²
Wärmeversorgung vor Einbau Wärmepumpe
Heizungsart alt
Gasheizung
Art Brauchwassererwärmung
Zentral
Art der Raumwärmeübergabe
Heizkörper
Energieverbrauch
16.000 kWh pro Jahr
Vorlauftemperatur (vorher)
bis 45 °C
Leistung Wärmeerzeuger
15 kW
Spezifischer Heizenergieverbrauch
108 kWh/m²a
Herausforderungen
Zu Beginn der Heizsaison 2021/2022 stand die Familie mit einer teils defekten Gastherme vor der generellen Herausforderung, zeitnah die Angebote zu sondieren und eine Entscheidung zu fällen. Denn sie musste jeden Tag damit rechnen, dass die Heizung komplett ausfällt. Aufgrund von langen Liefer- und Wartezeiten bei einzelnen Komponenten der Wärmepumpe, insbesondere des Ventilators, musste sich die Familie jedoch noch drei Monate nach Zusage des Angebots gedulden. Glücklicherweise hielt die Gastherme noch bis zu ihrem Austausch gegen eine Wärmepumpe durch, sodass Familie Krüger den Winter nicht ohne Heizung überbrücken musste.
Auch die Integration der Wärmepumpe in das bereits bestehende Smart-Home-System für Monitoring und Steuerung stellte die Familie vor eine kleine Herausforderung. Denn die Wärmepumpe kann in der geplanten Konstellation keine direkte Wärmeanforderung von anderen Systemen verarbeiten.
Lösungsansatz
Die Lösung für die Integration in das Smart-Home-System war zunächst ein Kompromiss: Die Wärmepumpe ermittelt den Wärmebedarf anhand von theoretischen Werten, basierend auf Rücklauftemperatur und Außentemperatur, und steuert entsprechend die Heizleistung. Das Smart-Home-System erfasst die Raumtemperaturen und ermittelt darüber den Wärmebedarf. Die daraus resultierenden Solltemperaturen überträgt das Smart-Home-System seit Ende 2022 an die Steuerung der Wärmepumpe.
Durch diese indirekte Steuerung ist es nicht erforderlich, die interne Wärmepumpensteuerung zu ändern. Mit dem Wechsel hin zur Wärmepumpe brauchten der Puffer- sowie Warmwasserspeicher einen neuen Stellplatz im Haus. Familie Krüger verlegte sie vom Dachboden in den Hauswirtschaftsraum im Erdgeschoss. So konnten sie die Rohrverbindungen zur Wärmepumpe so kurz wie möglich halten.
Erfahrungen und Ausblick
Seit Beginn des Wärmepumpenbetriebs überprüft Familie Krüger den Betrieb der Heiztechnik auf deren Effizienz. Mit einem Betrieb von über einem Jahr sind die Monitoring-Daten aussagekräftig und bestätigen: Die Wärmepumpe arbeitet effizient und führt zu Einsparungen der Energiekosten. Die Jahresarbeitszahl (JAZ) der Wärmepumpe selbst beträgt nach 26 Monaten 4,84. Diese Zahl enthält die Effizienz des Verdichters der Wärmepumpe – dieser sorgt dafür, dass das Kältemittel komprimiert wird.
Aufgrund der von der Familie zusätzlich angebrachten Stromzähler für Steuerung, Umwälzpumpen und Zusatzheizung in Form des Heizstabs kann die gesamte Jahresarbeitszahl ebenfalls bestimmt werden. Die JAZ gesamt liegt bei 3,83. Damit können aus einer Stromeinheit fast vier Wärmeeinheiten erzeugt werden. Der Vergleich beider Jahresarbeitszahlen zeigt auf, dass in dem Fall der Familie Krüger die JAZ für das gesamte Heizsystem etwas geringer ist als die JAZ der Wärmepumpe selbst. Dennoch zeigt sich, dass der größte Teil des Energieverbrauchs (82,7 %) von der Wärmepumpe selbst kommt.
Die interne Zeitsteuerung der Wärmepumpe wurde 2023 so eingestellt, dass das Warmwasser im Pufferspeicher ab 15 Uhr erwärmt wird, um den Strom mit einer hohen Wahrscheinlichkeit von der Photovoltaikanlage beziehen zu können. Bei Bedarf, z.B. häufiges Duschen, wird das Wasser ohne Rücksicht auf die verfügbare Stromquelle erwärmt. 2024 wurde die Wärmebedarfsteuerung im Smart-Home-System derart angepasst, dass die Wärmepumpe das Haus tagsüber heizt und nächtliche Einschaltungen der Wärmepumpe weitestgehend vermieden werden. Damit soll die Photovoltaikanlage in den Übergangsjahreszeiten noch mehr ausgenutzt und weniger Strom aus dem öffentlichen Stromnetz bezogen werden.
Tipps für Dritte
Vor Einbau Wärmepumpe: Um herauszufinden, ob das Haus mit einer niedrigen Temperatur beheizt werden kann, sollte man die Vorlauftemperatur bzw. die Heizkurve niedriger einstellen (lassen). Wenn es zu kalt ist, ist die Vorlauftemperatur schrittweise wieder anzuheben, bis das Haus angenehm warm wird. Dies alle 1-2 Tage, da sich Temperaturen im Haus eher träge verändern.
Planungsphase: Wenn möglich, die Außen-, Vor- und Rücklauftemperatur und den Gasverbrauch pro Tag protokollieren, vor allem an ganz kalten Tagen. Hilft sehr bei Berechnung der Heizlast des Hauses und Dimensionierung der Wärmepumpe.
Mit mehreren Heizungsbauern sprechen, mitdenken, Fragen stellen, da es keine Universallösung gibt. Möglichkeiten, Wissensstand und Erfahrungen sind unserer Erfahrung nach bei Heizungsbauern unterschiedlich. Es kann nicht schaden, wenn der Hersteller den Heizungsbauer gut unterstützt.
Die Stromleitungen zum Außengerät sollten UV-beständig sein, da die Kabelisolierung sonst langfristig unter der UV-Strahlung der Sonne leidet und ihre isolierende Funktion nicht dauerhaft erfüllen kann.
Zu kleine Pufferspeicher für das erwärmte Wasser haben aus unserer Sicht den Nachteil, dass die Wärmepumpe oft und/oder kurz läuft. Ein Kombi-Pufferpeicher für Heiz- und Warmwasser hat den Nachteil, dass der Heizbetrieb im Sommer nicht komplett ausgeschaltet werden kann. Wir haben den Warmwasserspeicher so dimensioniert, dass er im Regelfall nur 1x am Tag beheizt werden muss, und zwar nachmittags, wenn hoffentlich die Sonne scheint. Wir haben uns daher für getrennte Pufferspeicher für Heizung und Warmwasser entschieden und dadurch sogar Geld gespart.
Zusatzheizung (Heizstab) nicht ausschalten, da dann die Steuerung von falschen Werten ausgeht und der Heizstab für die Entfrostung des Verdampfers wichtig sein kann. Besser den Heizstab beobachten und ggf. die Parameter in der Steuerung anpassen. Die geringe Einschaltdauer pro Jahr ist dann vom Stromverbrauch her unproblematisch.
Steckbrief Wärmepumpe
Datum Inbetriebnahme der Wärmepumpe
Dauer der Umsetzung
Lösungsfindung und Planung ca. 1 Jahr, ab Auftragsvergabe ca. 3 Monate, Anpassung des Zählerschranks und Erweiterung der Elektroinstallation 2 Tage, Bauzeit Heizungsbauer 5 Tage
Wärmequelle
Außenluft
Thermische Leistung
12 kW
Elektrische Leistung
3 kW
JAZ laut Planung
4,0
Maßnahmen Heizsystem
Hydraulischer Abgleich
Pufferspeicher
Erläuterungen zum Heizsystem
Bis die Wärmepumpe final in Betrieb gehen konnte, waren mehrere Zwischenschritte notwendig:
- Erweiterung der Elektroinstallation und des Zählerschrankes
- Aufstellung der neuen Puffer- und Warmwasserspeicher im Hauswirtschaftsraum
- Aufstellung der Wärmepumpe auf die vorbereiteten Fundamente im Vorgarten
- Durchführung der eigentlichen Installation und Anschluss der beiden Speicher
- Stilllegung des Gasanschlusses durch das Gasversorgungsunternehmen
- Anbringung des Außenfühlers zur Außentemperaturmessung, mithilfe dessen die Wärmepumpe die Sollvorlauftemperatur regelt
- Integration der Wärmepumpensteuerung in das lokale Netzwerk für das Monitoring, die Anbindung an das Smart-Home-System und den optionalen Remotezugang
Betriebsdaten Wärmepumpe
Vorlauftemperatur (neu)
40 °C
Stromverbrauch Wärmepumpe
2.520 kWh pro Jahr
JAZ Wärmepumpe
3,83
Erläuterungen
Die JAZ wurde berechnet und enthält die Stromaufnahme von Wärmepumpe, Wärmequelle, Heizstab sowie Heizkreis- und Trinkwarmwasserpumpe.
Drei Stromzähler wurden eingebaut: 1. Wärmepumpe, 2. Steuerung (Steuerung, Pumpen, Ventilator), 3. Heizstab. Die erzeugte Heizenergie wird über einen Wärmemengenzähler in der Heizung erfasst. Es liegen sehr viele Werte von der Heizung und vom Smart-Home-System (Temperaturen, Leistungswerte, etc.) vor, die alle in einer Datenbank gespeichert werden.
„Für Mensch und Umwelt“ ist der Leitspruch des UBA und bringt auf den Punkt, wofür wir da sind. In diesem Video geben wir Einblick in unsere Arbeit.
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