ANFO - Anpassungsstrategie an die Folgen von Trockenheit in Olfen

Hintergrund und Ziele

Die Folgen des Klimawandels sind in Deutschlands Kommunen deutlich spürbar. Nicht nur Starkregenereignisse und Hochwasser werden immer mehr zu Herausforderungen, sondern auch Hitze und Trockenheit. Angesichts der sich bundesweit verschärfenden Problematik von Trockenheit und deren Auswirkungen auf Raum und Gesellschaft wurde im Rahmen des Projektes ANPASSUNGSSTRATEGIE ZUM UMGANG MIT DEN FOLGEN VON TROCKENHEIT IN OLFEN (ANFO) ein Vorgehen entwickelt, welches die klimatischen Veränderungen mit Bezug zur Trockenheit in den Handlungsfeldern Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Siedlungsentwicklung und Wasserwirtschaft erfasst und nach Strategien und Maßnahmen sucht, um sich an diese anzupassen.

Das Projektziel von ANFO war es, für den Untersuchungsraum Olfen einerseits Handlungserfordernisse im Bereich Trockenheit herauszustellen, und andererseits konkrete Möglichkeiten zum Umgang mit den Folgen von Trockenheit und somit zur Bearbeitung dieser Erfordernisse in der Kleinstadt Olfen zu identifizieren.
Dabei sollten unter anderem auch die folgenden Fragen, die durch die Stadt Olfen formuliert wurden, beantwortet werden:
Wie kann die Vorsorge vor Trockenheit in die Gestaltungsplanung neuer Baugebiete und in die Bereiche Entwässerungsplanung sowie Gestaltung öffentlicher und privater Grünflächen einfließen?
Wie sollten öffentliche Grünflächen gestaltet sein, um sich an längere Trockenperioden anzupassen?
Wie lassen sich die zunehmenden Bewässerungsanforderungen möglichst kosteneffizent und ressourcenschonend umsetzen?
Welche Sorten und Bewirtschaftungsformen sind erforderlich, um mit längeren Trockenperioden umzugehen?
Wie kann Wasser für Bewässerungszwecke gespeichert werden?
Um das genannte Projektziel zu erfüllen, wurde ein Maßnahmenkatalog erarbeitet, der vielfältige Maßnahmen zur Anpassung an Trockenheit beinhaltet und als wesentliche Grundlage für die Identifizierung von geeigneten Pilotmaßnahmen für die Stadt Olfen diente. Anhand dieser Pilotmaßnahmen konnten schließlich neue Handlungsansätze initiiert und implementiert werden. Parallel wurde ein Handlungsleitfaden erarbeitet, der das Vorgehen schildert. Er soll es anderen Kommunen ermöglichen, von den in Olfen gemachten Erfahrungen zu Erfahrungen zu lernen und sich ebenfalls den Herausforderungen zum Umgang mit den Folgen von anhaltenden Trockenperioden zu stellen.

Laufzeit

bis

Untersuchungsregion/-raum

Land
  • Deutschland
Bundesland
  • Nordrhein-Westfalen
Räumliche Auflösung / Zusatzinformationen 

Die Stadt Olfen mit etwa 12.000 Einwohnern ist Teil des Landkreis Coesfeld und befindet sich im südlichen Münsterland in Nordrhein-Westfalen.

Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel

Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben

Ansatz und Ergebnisse 

Im Rahmen des Projektes wurde eine Klimawirkungsanalyse für die Handlungsfelder Siedlungsentwicklung, Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Wasserwirtschaft durchgeführt. Innerhalb dieser Handlungsfelder wurden alle theoretisch möglichen Auswirkungen von Trockenheit bzw. Klimawirkungen erfasst. Dazu wurden Klimawirkungsketten erstellt, die den Zusammenhang zwischen den einzelnen Trockenheitsfolgen illustrieren. Auf Grundlage dieser Wirkungsketten wurden die einzelnen Trockenheitsfolgen untersucht und die möglichen zukünftigen Veränderungen herausgearbeitet. Ergebnisse sowie die Erläuterung des Vorgehens können unter folgendem Link abgerufen werden: https://www.olfen.de/fileadmin/templates/olfen/PDFs/FB_6/Klimawirkungsanalyse_Trockenheit_in_Olfen.pdf

Parameter (Klimasignale)
  • Veränderte Niederschlagsmuster
  • Höhere mittlere Temperaturen
  • Trockenheit
Weitere Parameter 

Die klimatischen Einflüsse für anhaltende Trockenheit basieren auf den Klimagrößen Temperatur und Niederschlag. Von der Temperatur ist maßgeblich die potentielle Evapotranspiration abhängig. Die Differenz zwischen dem Niederschlag und der potentiellen Evapotranspiration wird in der klimatischen Wasserbilanz ausgedrückt. Die Länge der trockenen Zeiträume und das Maß der negativen klimatischen Wasserbilanz beschreiben die Ausprägung der klimatischen Einflüsse auf langanhaltende Trockenheit.

Weitere Zeitangaben 

Im durchgeführten Forschungsvorhaben in Olfen werden für den Referenzzeitraum (t0) die Daten der Zeitscheibe 1971-2000 gewählt, während die Daten für die nahe Zukunft (t1) durch Projektionen für die Zeitscheibe 2031-2060 abgebildet werden. Da es sich bei anhaltender Trockenheit um ein Extremwetterereignis handelt, können die gewählten 30-jährigen Zeitscheiben solche Ereignisse allerdings kaum abbilden, sondern nur durchschnittliche Trends aufzeigen.

Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)

Analyseansatz 

Die Klimawirkungsanalyse Trockenheit zielt darauf ab, die Auswirkungen des gegenwärtigen und zukünftigen Klimas auf den gegenwärtigen und zukünftigen Raum abzubilden. Im Rahmen dieser wurden Handlungserfordernisse herausgestellt, die aufzeigen, an welchen Stellen Handlungsbedarf in den vier Handlungsfeldern besteht.
Für die Ableitung der Handlungserfordernisse ist zwischen Sach- und Wertebene zu unterscheiden. Die Klimawirkungsanalyse bereitet die Sachebene auf, da dabei untersucht wurde, welcher Trend der Wirkung zugrunde liegt. Die Wertebene beurteilt unabhängig vom Trend, welche Bedeutung konkrete sensitive Systeme (bspw. Erträge, Artenzusammensetzung) für die Bevölkerung haben. Die Wertebene bildet somit die Bedeutung der Klimawirkung ab, während die Sachebene die konkrete Klimawirkung bestimmt.
Die Zusammenführung von Sach- und Wertebene drückt sich in der Identifizierung des Handlungsbedarfs aus. Beide Ebenen wurden dabei gleich gewichtet und in einer Matrix zusammengeführt. Bei einer starken Klimawirkung und einer hohen Bedeutung ist das Handlungserfordernis dementsprechend am höchsten.

Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen

Maßnahmen und/oder Strategien 

Auf Grundlage der Ergebnisse der Klimawirkungsanalyse wurden für jedes der vier Handlungsfelder grobe Zielvorstellungen und Strategien entwickelt. Aufbauend auf den Strategien wurden sowohl mit Hilfe ausführlicher Recherchen als auch durch die Zusammenarbeit mit lokalen Akteur*innen Maßnahmen zusammengetragen, die der Umsetzung der Strategien und damit der Erreichung der Zielvorstellungen dienen. Diese wurden in einem Maßnahmenkatalog gebündelt und steckbriefartig zusammengefasst. Die Steckbriefe enthalten sowohl eine Beschreibung der jeweiligen Maßnahme und eine Auflistung der Strategien, zu deren Umsetzung die Maßnahme beiträgt, als auch Angaben zum Zeithorizont bis zur Umsetzung der Maßnahme, zur Wirksamkeit, zu Erstellungs- und Unterhaltungskosten, zur Kosteneffizienz, zu beteiligten Akteur*innen bei der Planung und Umsetzung und zu Umsetzungsinstrumenten. Außerdem wurden die Synergien und Konflikte zwischen der beschriebenen Maßnahme und den anderen Maßnahmen des jeweiligen Handlungsfeldes ermittelt. Der Maßnahmenkatalog mit Steckbriefen ist unter folgendem Link abrufbar: https://www.olfen.de/fileadmin/templates/olfen/PDFs/FB_6/Klimaschutz/2023_Endbericht_Strategie-_und_Ma%C3%9Fnahmenentwicklung_.pdf

Schritt 4: Maßnahmen planen und umsetzen

Maßnahmen und/oder Strategien 

Im Anschluss an die Erarbeitung des Maßnahmenkatalogs wurden geeignete Pilotmaßnahmen für die Stadt Olfen identifiziert, um neue Handlungsansätze zu initiieren und zu implementieren. In diesem Zusammenhang wurde das Ziel formuliert, in jedem der vier Handlungsfelder ‘Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Stadtentwicklung und Wasserwirtschaft’ mindestens eine Pilotmaßnahme einzuleiten und bei Möglichkeit innerhalb der Projektlaufzeit umzusetzen. Um die Einleitung und Implementierung von geeigneten Pilotmaßnahmen in der Stadt Olfen zu ermöglichen, wurden verschiedene Arbeitsschritte durchgeführt. Diese gliedern sich in die Auswahl von möglichen Pilotmaßnahmen sowie darauf aufbauend die Identifizierung von spezifisch geeigneten Pilotmaßnahmen, für die im Anschluss eine Ex-Ante Wirkungsanalyse durchgeführt wird. Die Durchführung einer Ex-Ante Wirkungsanalyse diente der Überprüfung der Auswirkungen einer Maßnahme auf die Schutzgüter, die durch das Gesetz über die ⁠Umweltverträglichkeitsprüfung⁠ und die Anlage I des BauGB benannt werden. Zu den Schutzgütern, die im Rahmen von ANFO betrachtet wurden, zählen unter anderem die Menschen und insbesondere ihre Gesundheit, Tiere, Pflanzen, biologische Vielfalt, Boden, Wasser, Luft und ⁠Klima⁠ sowie die Landschaft.

Für die Maßnahmen, die positive Auswirkungen versprachen, konnte im Anschluss die Umsetzung eingeleitet werden. Die Umsetzung bzw. Einleitung der als geeignet identifizierten Pilotmaßnahmen gestaltete sich als ein individueller Prozess. Dies resultierte aus verschiedenen Potenzialen und Hemmnissen, die sich in den einzelnen Handlungsfeldern bei der Implementierung ergaben. Die genauere Erläuterung des Umsetzungsprozesses ist unter folgendem Link abrufbar: https://www.olfen.de/de/umwelt-klimaschutz/forschungsprojekt-trockenheit.html

Wer war oder ist beteiligt?

Förderung / Finanzierung 

Das Projekt wurde durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert.

Projektleitung 

Prof. Dr. Stefan Greiving

Beteiligte/Partner 

Institut für Raumplanung an der Technischen Universität Dortmund

Stadt Olfen

Ansprechpartner

Institut für Raumplanung (IRPUD)
Prof. Dr. Stefan Greiving
Tel.: +49 231 755 2213
E-Mail: stefan [dot] greiving [at] tu-dortmund [dot] de

Stadt Olfen
Fachbereich 6 - Planen, Bauen, Umwelt
Christopher Schmalenbeck
Tel.: +49 2595 389 9602
E-Mail: schmalenbeck [at] olfen [dot] de

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Handlungsfelder:
 Küsten- und Meeresschutz  Landwirtschaft  Raumplanung, Stadt- und Siedlungsentwicklung  Wald- und Forstwirtschaft  Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft