Klimaanpassung: Fachkräfte als ein Schlüssel zum Erfolg

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Waldbrände werden auch in Deutschland häufiger
Quelle: Tino Hemmann / Fotolia

Für die Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen werden Fachkräfte mit entsprechenden Kenntnissen, Fähigkeiten und Kompetenzen benötigt. Diese Fachkräfte rechtzeitig zu identifizieren, ist angesichts des herrschenden Fachkräftemangels elementar. Fehlendes Wissen und Fachkräfteengpässe in den betroffenen Branchen und deren Unternehmen können die Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen gefährden.

Im Rahmen der Studie wurden diejenigen Berufe identifiziert, in denen Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels einerseits zu einem zusätzlichen Bedarf an Fachkräften führen und in denen andererseits davon ausgegangen werden kann, dass sich auch die Qualifikationsanforderungen in den Berufen verändern.

Die zugrundeliegenden Modellrechnungen basieren auf dem Modellsystem des QuBe-Projektes, das die volkswirtschaftlichen Wirkungen von potenziellen Anpassungsmaßnahmen, die in der Regel mit Investitionskosten einhergehen, auf Branchen und Berufe ermittelt.

Die Festlegung der Annahmen zu den umzusetzenden Klimaanpassungsmaßnahmen orientiert sich an den Klimawirkungen mit dringendem Handlungsbedarf gemäß der Klimawirkungs- und Risikoanalyse für Deutschland (Kahlenborn et al. 2021). Es wurden vier Handlungsfelder modelliert:

  1. Die Klimaanpassung in urbanen Räumen wird durch die Zunahme der Dach- und Fassadenbegrünung dargestellt. Darüber hinaus wird von einer Zunahme der Baumpflanzungen und einem verstärkten Fokus auf Regenwassermanagement in Städten ausgegangen.
  2. Klimaanpassung in der Arbeitswelt wird durch hitzebedingte Arbeitsausfälle, durch Weiterbildung in besonders anpassungsrelevanten Bereichen sowie durch den Aufbau von Klimaanpassungsexpertise in der öffentlichen Verwaltung abgebildet.
  3. Klimaanpassung in der Primärproduktion wird durch den erhöhten Bewässerungsbedarf in der Landwirtschaft mit entsprechenden Ausrüstungsinvestitionen und durch den Umbau der Forstwirtschaft abgebildet.
  4. Klimaanpassung in der Vorsorge und Gesundheit wird im Modell durch eine Zunahme von Vorsorgeleistungen und Gebäudesanierungen in öffentlichen Einrichtungen berücksichtigt.

Die Annahmen zu diesen Klimaanpassungsmaßnahmen wurden durch eine Literaturrecherche und -auswertung und durch Interviews mit Expertinnen und Experten weiter konkretisiert.

Es zeigt sich, dass bestimmte Berufsgruppen durch die prioritären Anpassungsmaßnahmen besonders gefordert sind. Von den insgesamt 144 Berufsgruppen der Klassifikation der Berufe (KldB) konnten 21 als die relevantesten Berufsgruppen im sogenannten Klimaanpassungsszenario identifiziert werden, die sich wiederum insgesamt sechs Berufssegmenten zuordnen lassen. Neben den „Händen“, die die Anpassung in die Tat umsetzen, werden auch Dienstleistungen benötigt, die die Tätigkeit begleiten. Darüber hinaus werden entsprechende Qualifizierungen, Schulungen und Beratungen für Beschäftigte und Bevölkerung benötigt.

Die für das Klimaanpassungsszenario relevantesten Berufsgruppen sind vor allem den Berufssegmenten zuzuordnen:

  • „Land-, Tier- und Forstwirtschaftsberufe“
  • „Bau- und Ausbauberufe“
  • „IT- und naturwissenschaftliche Dienstleistungsberufe“
  • „soziale und kulturelle Dienstleistungsberufe“
  • „unternehmensbezogene Dienstleistungsberufe“
  • „medizinische und nicht-medizinische Gesundheitsberufe“

Fachkräfteengpässe sind vor allem in den „Bau- und Ausbauberufen“ zu erwarten. Innerhalb der genannten Berufssegmente ist in den Berufsgruppen „Bauplanung und -überwachung, Architektur“, „Hochbau“, „Tiefbau“ sowie „Aus-, Trockenbau, Isolierung, Zimmer-, Glas- und Rollladenbau“ das Risiko, eine offene Stelle im Jahr 2040 nicht besetzen zu können, höher als die Aussicht auf eine Neubesetzung. Gleiches gilt für die Berufsgruppen „Gartenbau“ und „Gesundheits-, Krankenpflege, Rettungsdienst, Geburtshilfe“.

In den verschiedenen Branchen und Berufen variiert sowohl die Betroffenheit von den Folgen des Klimawandels als auch der konkrete Bedarf an neuen Kompetenzen, die für die Umsetzung von Maßnahmen erforderlich sind. Diese Klimaanpassungskompetenzen müssen für relevante Berufe identifiziert werden. Darüber hinaus müssen Wege gefunden werden, wie Klimaanpassungskompetenzen in die berufliche Bildung integriert werden können. Dabei sollte an verschiedenen Stellen angesetzt werden, z.B. bei der Neuordnung von Ausbildungsberufen, aber auch bei der Nachqualifizierung durch Fort- und Weiterbildung. Das Forschungsprojekt wird hierzu im weiteren Verlauf Wege aufzeigen.

 

Die Studie Auswirkungen von Klimaanpassung auf den Arbeitsmarkt wurde im Rahmen eines Forschungsvorhabens im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz und des Umweltbundesamtes vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) durchgeführt.
Erste Forschungsergebnisse hat das Projektteam auf dem Online-Fachworkshop "Klimaanpassung in der beruflichen Bildung: Kompetenzen, Bedarfe und Praxiserfahrungen" vorgestellt und mit Akteuren aus der Forschung und Praxis diskutiert. Die Dokumentation eines zweiten Fachworkshops, der im Februar 2024 in Dessau-Roßlau stattfand, werden demnächst veröffentlicht.

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Schlagworte:
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