Erneuerbare und konventionelle Stromerzeugung

Dem stetig wachsenden Anteil erneuerbarer Energien an der Bruttostromerzeugung steht nicht im gleichen Maße ein Rückgang der konventionellen Stromerzeugung gegenüber. Seit 2003 wird in Deutschland mehr Strom produziert als verbraucht und somit netto Strom exportiert. Erneuerbare Energien wie Wind, Sonne und Biomasse sind zusammen der mit Abstand wichtigste Energieträger für die Stromerzeugung.

Inhaltsverzeichnis

 

Zeitliche Entwicklung der Bruttostromerzeugung

Die insgesamt produzierte Strommenge wird als Bruttostromerzeugung bezeichnet. Sie wird an der Generatorklemme vor der Einspeisung in das Stromnetz gemessen. Zieht man von diesem Wert den Eigenverbrauch der Kraftwerke ab, erhält man die Nettostromerzeugung.

  • In den Jahren 1990 bis 1993 nahm die Bruttostromerzeugung ab, da nach der deutschen Wiedervereinigung zahlreiche, meist veraltete, Industrie- und Kraftwerksanlagen in den neuen Ländern stillgelegt wurden.
  • Seit 1993 stieg die Stromerzeugung aufgrund des wachsenden Bedarfs wieder an. In der Spitze lag der deutsche ⁠Bruttostromverbrauch⁠ im Jahr 2007 bei 624 Terawattstunden (Milliarden Kilowattstunden). Gegenüber diesem Stand ist der Verbrauch bis 2022 um etwa 12 % gesunken.
  • Im Jahr 2009 gab es einen deutlichen Rückgang in der Stromerzeugung. Ursache dafür war der starke konjunkturelle Einbruch und die folgende geringere wirtschaftliche Leistung (siehe Abb. „Bruttostromerzeugung und Bruttostromverbrauch“).
  • Seit 2017 nimmt die inländische Stromerzeugung stark ab. Grund dafür ist die Außerbetriebnahme von konventionellen Kraftwerken und ein rückläufiger Stromverbrauch. Im Jahr 2020 war der Rückgang der Stromerzeugung bedingt durch die Corona-Pandemie besonders stark.
  • Nach einem vorübergehenden Anstieg im Jahr 2021 sank die Stromerzeugung in den Jahren 2022 und 2023 erneut deutlich. Grund war vor allem der Krieg in der Ukraine und die damit einhergehende wirtschaftliche Rezession der deutschen Volkswirtschaft.
Ein Säulendiagramm zeigt die jährliche Bruttostromerzeugung und den jeweiligen Bruttostromverbrauch für die Jahre 1990 bis 2022. In den vergangenen Jahren lag die Stromproduktion über dem Verbrauch.
Bruttostromerzeugung und Bruttostromverbrauch
Quelle: Umweltbundesamt auf Basis Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen Diagramm als PDF
 

Entwicklung des Stromexportes

Importe und Exporte im europäischen Stromverbund gleichen die Differenzen zwischen Stromverbrauch und -erzeugung aus. Die Abbildung „Bruttostromerzeugung und Bruttostromverbrauch“ zeigt, dass der ⁠Bruttostromverbrauch⁠ seit 2003 geringer ist als die Erzeugung. Entsprechend weist Deutschland seit dem Jahr 2003 beim Stromaußenhandel einen Exportüberschuss auf, der im Jahre 2017 mit über 52 TWh einen Höchststand erreichte. In den folgenden Jahren ging der Netto-Export wieder zurück und betrug im Jahr 2022 27 TWh. Im Jahr 2023 stiegen die Stromimporte nach Deutschland an, so dass Deutschland netto etwa 11 TWh importierte. 

 

Bruttostromerzeugung aus nicht erneuerbaren Energieträgern

Die Struktur der ⁠Bruttostromerzeugung⁠ hat sich seit 1990 deutlich geändert (siehe Abb. „Bruttostromerzeugung nach Energieträgern“). Im Folgenden eine kurze Darstellung der nicht erneuerbaren Energieträger. Erneuerbare Energieträger werden im folgenden Abschnitt näher dargestellt.

  • Der Anteil der Energieträger Braunkohle, Steinkohle und Kernenergie an der Bruttostromerzeugung hat stark abgenommen. 2022 hatten alle drei Energieträger zusammen nur noch einen Anteil von 27,0 %. 1990 waren es noch 84,4 %.
  • Der Einsatz von Steinkohle zur Stromerzeugung ist gegenüber früheren Jahren deutlich zurückgegangen. Gründe waren die zunehmende Stromerzeugung aus Erdgas sowie die gestiegene Einspeisung von Strom aus Windenergieanlagen. Auch die Kosten für CO2-Emissionszertifikate machten den Betrieb zunehmend unwirtschaftlicher. 
  • Die Stromerzeugung aus Braunkohle verringerte sich seit einem vorübergehenden Höhepunkt im Jahr 2013 tendenziell. Für die Braunkohle sind die gestiegenen Kosten für CO2-Emissionszertifikate noch relevanter als bei der Steinkohle. 2023 lag die Stromerzeugung aus Braunkohle auf dem niedrigsten Wert seit 1990.
  • Die deutliche Abnahme der Kernenergie seit 2001 erfolgt auf der Grundlage des Ausstiegsbeschlusses aus der Kernenergie durch das Atomgesetz (AtG) von 2002. Die Stromerzeugung aus Kernenergie beträgt nur noch einen Bruchteil der Erzeugung von Anfang der 2000er Jahre. Im Frühjahr 2023 wurde die Stromerzeugung aus Kernkraft nach einer letzten mehrmonatigen Verlängerung der Laufzeiten zur Abmilderung der Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine endgültig eingestellt.
  • Der Anteil von Mineralöl hat sich nur wenig geändert. Er schwankt seit 1990 zwischen 1 % und 2 % der Stromerzeugung.
  • Die Stromerzeugung auf Basis von Erdgas lag 2022 etwa 120 % höher als im Jahr 1990, insbesondere durch neue Gaskraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung. Der Höhepunkt der Erzeugung wurde im Jahr 2020 erreicht (95 TWh). Seitdem ist die Erzeugung auf Basis von Erdgas wieder um etwa 18 % gefallen. Gründe waren die deutlich gestiegenen Gaspreise, insbesondere in Folge des Krieges in der Ukraine.
Ein Säulendiagramm zeigt die Unterschiede der Energieträger in den Jahren 1990 und 2022. Die Gesamtproduktion hat ebenso wie der Anteil erneuerbarer Energieträger zugenommen, fossile Energieträger haben mit Ausnahme von Erdgas abgenommen.
Bruttostromerzeugung nach Energieträgern
Quelle: Umweltbundesamt auf Basis Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen Diagramm als PDF
 

Bruttostromerzeugung auf Basis von erneuerbaren Energieträgern

Der Strommenge, die auf Basis erneuerbarer Energien (Wasserkraft, Windenergie, ⁠Biomasse⁠, biogener Anteil des Abfalls, Photovoltaik, Geothermie) erzeugt wurde, hat sich in den letzten Jahrzehnten vervielfacht. Im Jahr 2023 machte er erstmals mehr als 50 % der insgesamt erzeugten Strommenge aus. Erneuerbare Energieträger sind also inzwischen die wichtigsten Energieträger für die Stromerzeugung. Diese Entwicklung ist besonders auf die Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zurückzuführen (siehe Abb. „Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im Jahr 2023“) und hat ganz wesentlich zum Rückgang der fossilen ⁠Bruttostromerzeugung⁠ und dem damit verbundenen Ausstoß von Treibhausgasen beigetragen (vgl. Artikel „Erneuerbare Energien – Vermiedene Treibhausgase“).

Die verschiedenen erneuerbaren Energieträger tragen unterschiedlich zum Anstieg der Erneuerbaren Energien bei.

  • Die Stromerzeugung aus Wasserkraft war bis etwa zum Jahr 2000 für den größten Anteil der erneuerbaren Stromproduktion verantwortlich. Danach wurde sie von Photovoltaik-, Windkraft- und Biomasseanlagen jedoch deutlich überholt. Im Jahr 2023 wurden auf Basis der Wasserkraft etwa 7 % des erneuerbaren Stroms erzeugt – und 4 % der insgesamt erzeugten Strommenge.
  • In den letzten Jahren stieg die Bedeutung der Windenergie am schnellsten: Im Jahr 2023 wurde mehr als die Hälfte des erneuerbaren Stroms und fast 28 % des insgesamt in Deutschland erzeugten Stroms durch Windenergieanlagen an Land und auf See bereitgestellt (siehe Abb. „Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien“).
  • Bemerkenswert ist zudem die Entwicklung der Stromerzeugung aus Photovoltaik, die im Jahr 2023 22 % des erneuerbaren Stroms beisteuerte und 12 % der gesamten Bruttostromerzeugung ausmachte.

Ausführlicher werden die verschiedenen erneuerbaren Energieträger im Artikel „Erneuerbare Energien in Zahlen“ beschrieben.

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Regionale Unterschiede in der Struktur der Stromerzeugung

Innerhalb Deutschlands weisen die einzelnen Bundesländer – ihren regionalen Voraussetzungen entsprechend – deutliche Unterschiede auf. Die Karte „Kraftwerksleistung in Deutschland“ stellt für die einzelnen Bundesländer die prozentualen Anteile der Energieträger (zum Beispiel Braunkohle, Erdgas, Windkraft) an der installierten Kraftwerksleistung dar:

  • Im Bereich der erneuerbaren Energien entfällt der Großteil der Windenergienutzung aufgrund der günstigen geographischen Gegebenheiten auf die Bundesländer in der Nordhälfte Deutschlands, während die Nutzung der Photovoltaik und Wasserkraft im Süden Deutschlands dominant ist (siehe insbesondere die Karten „Kraftwerke und Windleistung in Deutschland“ und „Kraftwerke und Photovoltaikleistung in Deutschland“).
  • Der bedeutendste inländische fossile Energieträger ist die Braunkohle, wovon die größten Vorkommen im Rheinland sowie im Gebiet der neuen Bundesländer im Mitteldeutschen und im Lausitzer Revier liegen. Alle deutschen Braunkohlenkraftwerke verteilen sich auf diese Abbaugebiete.
  • Die deutschen Steinkohlenkraftwerke zeigen eine starke Konzentration in den ehemaligen Steinkohlerevieren an Ruhr und Saar sowie aufgrund kostengünstiger Transportmöglichkeiten eine verstärkte Verbreitung an stark frequentierten Binnenschifffahrtsrouten und in Küstenregionen.
  • Die Stromerzeugung aus Kernkraftwerken beschränkt sich ausschließlich auf das Gebiet der alten Bundesländer.
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