Dynamischer Kulturlandschaftsplan und Kulturlandschaftsverband "Obere Wipperau"

  • Großflächenberegnungen verteilen Wasser sanft und bodennah
    Großflächenberegnungen verteilen Wasser sanft und bodennah
  • Beispielhafte Darstellung Dynamischer Kulturlandschaftsplan
    Beispielhafte Darstellung Dynamischer Kulturlandschaftsplan
<>

Ziel des Kulturlandschaftsverbands ist die historisch gewachsenen Kulturlandschaften zu erhalten und unter dem Einfluss des projizierten Klimawandels zu schützen, zu pflegen und anzupassen. Die Aufgabe des Kulturlandschaftsverbands ist die Anpassung der Agrarstruktur, des (Freizeit-) Wege- und Gewässernetzes, der Grundwasserbewirtschaftung und der sonstigen Naturgüter (Natur, Boden…) an den Klimawandel, sowie an die sich verändernden gesellschaftlichen sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen. Die Entwicklung und Darstellung der Maßnahmen erfolgt in Form des Dynamischen Kulturlandschaftsplans, um die entwickelten Anpassungsstrategien kostengünstig, zeitnah, unbürokratisch und integrativ umzusetzen. Die Schutzgüter Wasser, Boden, Luft sowie Fauna und Flora sollen in ihrer Funktion nicht nur nachhaltig gesichert, sondern auch zukunftsfähig weiter entwickelt werden. Der Schwerpunkt liegt auf der Veränderung der Landschaftsstruktur und weniger auf die Neuordnung des Grundeigentums.

In Zukunft wird ein unbürokratisches Instrument zum Flächen- und Wassermanagement benötigt, das kostengünstig große Flächenareale neu gestaltet und die Kulturlandschaften zukunftsfähig entwickelt. Im Landkreis Uelzen (Modellgebiet Obere Wipperau) wird im Rahmen von KLIMZUG-NORD ein dynamischer Kulturlandschaftsplan entwickelt. Die Umsetzung der geplanten Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel sollen durch die Gründung eines Kulturlandschaftsverbands befördert werden. Die Land- und Forstwirtschaft prägt durch ihre Flächennutzung in Niedersachsen eine vielfältige Kulturlandschaft mit hoher Biodiversität. Die landwirtschaftlichen Betriebe müssen sich einerseits den Herausforderungen des Klimawandels anpassen und sich andererseits auf die Risiken und Unsicherheiten hoher Sommertemperaturen mit geringen Niederschlägen und/oder hohen Winterniederschlägen mit der Gefahr von Vernässungen, einstellen. Der steigende Wasserbedarf der landwirtschaftlichen Kulturen kann durch die Feldberegnung ausgeglichen werden. Schon heute werden auf den leichten Böden Nordost-Niedersachsens ca. 70 % der Ackerflächen beregnet. Eine der wesentlichen Anpassungsmaßnahmen in der Landwirtschaft werden Maßnahmen zum Wassermanagement sein (Be- und Entwässerungsmaßnahmen). Konkret sind in Nordost-Niedersachsen Beregnungssysteme zu fördern, die Wasser und Energie effizient einsetzen und arbeitssparend sind. I. d. R. werden dies Großregnersysteme sein, die jedoch nur einsetzbar sind, wenn die Agrarstruktur entsprechend angepasst werden kann. Notwendig sind 30 – 50 ha große Feldböcke, die so geformt sein müssen, dass eine Kreis- oder Linerarberegnung installiert werden kann. Gemeinsam mit den Vertretern aus Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft, Forschung (Projekt KLIMZUG-NORD), Naturschutz und Politik (Kommunalvertreter) werden Vorschläge zur Verbesserung der Kulturlandschaft erarbeitet und regionale Ziele zur Anpassung an den Klimawandel definiert. Zur Erreichung der Ziele werden u. a. die im Rahmen des Verbundprojekts KLIMZUG-NORD entwickelten Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel auf das Verbandsgebiet übertragen. Die erforderlichen Anpassungsmaßnahmen werden innerhalb des Verbandes abgestimmt und in einem jährlich fortzuschreibenden Entwicklungsplan aufgeführt – dem sogenannten Dynamischen Kulturlandschaftsplan. Die praktische Entwicklung und Umsetzung des Dynamischen Kulturlandschaftsplans ist insbesondere für die beregnungsintensive Region Nordost-Niedersachsens erforderlich. Durch den Kulturlandschaftsverband (derzeit in der Gründung) können Defizite zwischen der Idee und der Umsetzung einzelner Maßnahmen auf den Gebieten des Land- und Wassermanagements reduziert werden. Der Ansatz „vom Management zum Governance“ ist innovativ und zukunftsweisend, da der Dialog hier vor der Planung steht. Der Begriff Governance impliziert eine gesellschaftliche Selbstregelung, die nicht allein stellvertretend von bestimmten Institutionen übernommen wird, sondern organisations- und bereichübergreifend offen für die Mitwirkung aller Betroffenen und Interessierten ist. Mit dem Kulturlandschaftsverband wird eine Plattform für eigenentscheidungsorientierte Planungen in der Land-(wirt)schaft gebildet. Durch den integrativen und kooperativen Ansatz ist dieses Verfahren modellhaft und hat Leuchtturmcharakter für ganz Niedersachsen. Dieses Projekt wird im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojekts „KLIMZUG-NORD“ umgesetzt.

Bei den Landwirt*innen in der Pilotregion zeichnet sich hoher Investitionswille ab, die eine zukunftsfähig und wettbewerbsfähig Entwicklung der Betriebe fördert. Langjährige Versuche der LWK zeigen, dass beregnete Flächen im langjährigen Mittel 45 % höhere Erträge erzielen als unberegnete Flächen. Global werden derzeit ca. 17 % der Ackerflächen beregnet. Diese produzieren jedoch 40% aller landwirtschaftlichen pflanzlichen Erzeugnisse. Nach Aussagen des UBA sind flächenaufwendige Extensivierungsprogramme der Landwirtschaft zu hinterfragen. Vielmehr sollten verstärkt Anbauformen erforscht, entwickelt und gefördert werden, die hoch produktiv und umwelt- und landschaftsverträglich sind (z. B. Precision-Farming; innovative Bewässerungssysteme, Intensivanbau gekoppelt mit Ausgleichsflächen und Randstreifen etc.). Der effiziente Einsatz von Wasser und Energie durch innovative Beregnungssysteme wird unter den Bedingungen des Klimawandels in Nordostniedersachsen eine entscheidende Größe werden. Durch die Anpassung der Agrarstruktur können Großflächenberegnungssysteme (Kreis- und Linearanlagen) die bisherigen Rohrtrommelberegnungen ersetzen. Die Bewässerung wird dadurch ökonomisch, planbar und führt zu einem einheitlichen Bestand in der jeweiligen Kultur.

Eckdaten zur Maßnahme

Maßnahmenträger

MaßnahmenträgerLandwirtschaftskammer Niedersachsen, Bezirksstelle Uelzen
http://lwk-niedersachsen.de
Kooperationspartner

Gewässer- und Landschaftspflegeverband Mittlere und Obere Ilmenau , Wasser- und Bodenverbände, Beregnungsverbände, Landwirte, das Landvolk, die Landwirtschaftskammer, Gemeinde(n) und Landkreis (UNB) sowie weitere Verbände (Naturschutzverbände, Beregnungsverbände, Jägerschaft/Hegering)

Dauer und Finanzierung

Dauer

Beginn der Umsetzung
Dauer der Umsetzung2009-2014
Wie hoch waren die (geschätzten) Kosten für die Umsetzung?

4-5 Mio

Mit welchen Mitteln wurde die Maßnahme finanziert?

PROFIL-Fördermittel, LEADER, KLIMZUG-NORD, Landwirtschaftliche Betriebe

Beteiligung

Welche weiteren Personengruppen wurden an der Planung oder Umsetzung der Maßnahme beteiligt?

Gewässer- und Landschaftspflegeverband , Wasser- und Bodenverbände, Beregnungsverbände, Landwirte, das Landvolk, die Landwirtschaftskammer, Gemeinde(n) und Landkreis (UNB) sowie weitere Verbände (Naturschutzverbände, Beregnungsverbände Jägerschaft/Hegering)

Welche Formen der Beteiligung fanden statt?

ErläuterungArbeitskreise, Workshops

Erfolge

Hat die Maßnahme positive Nebeneffekte?

Ziel des Projektes ist die Entwicklung von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel, um die landwirtschaftliche Wertschöpfung in der Region zu erhalten und ggf. noch zu steigern. Ziele für den Naturschutz: a) Erhaltung und Verbesserung der Biodiversität durch Aufbau eines Biotopverbundsystems, b) Erhaltung und Entwicklung von Strukturen für das EU Vogelschutzgebiet, c) Möglichst gezielte Nutzung von „Agrarumweltmaßnahmen“ und „Vertragsnaturschutz“ auf landwirtschaftlichen Grünflächen.

Hindernisse

Hat die Maßnahme negative Nebeneffekte?

Die Zusammenlegung ist dort schwierig, wo dem andere Nutzungen wie Wege, Gewässer und Wald entgegenstehen. In der Vergangenheit kam es vermehrt zu einer Beseitigung von Hecken oder anderen Landschaftselementen, um die Schlaggrößen anzupassen. Naturschutzvertreter beklagen den damit einher gehenden Rückgang der Vernetzungsstrukturen und der davon abhängigen Biotopvielfalt.

Ansprechperson

Imke Mersch
Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Bezirksstelle Uelzen
Wilhelm-Seedorf-Str. 3
29525 Uelzen
Deutschland
Abteilung Bezirksstelle Uelzen
Telefonnummer0581-8073135
imke.mersch@lwk-niedersachsen.de

Ort der Umsetzung

Wilhelm-Seedorf-Str. 3
29525 Uelzen
Deutschland

Uelzen

Teilen:
Artikel:
Drucken