Kosten und Nutzen von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel

Hintergrund und Ziele

Ökonomische Aspekte der ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ sind bisher weit weniger betrachtet worden als ökonomische Fragen der Emissionsminderung. Insbesondere fehlen sektorenübergreifende Arbeiten, die für die Evaluierung unterschiedlicher Politikoptionen notwendig sind. Vor diesem Hintergrund besteht die Notwendigkeit, die vorhandenen Methoden zur Bewertung von Klimaanpassungsmaßnahmen zu prüfen und zu bewerten, um ein konsistentes Instrumentarium für Kosten-Nutzen-Analysen in diesem Bereich auch als Basis für eine Priorisierung von Maßnahmen zu entwickeln. Folgende Forschungsfragen sind bearbeitet worden:

  • Wie weit ist die Kosten-Nutzen-Analyse auf die Auswahl und Planung von Anpassungsmaßnahmen anwendbar?
  • Welche Aussagen sind anhand der Datenlage in Deutschland möglich, wie stellt sich die Situation in einzelnen Handlungsfeldern dar?
  • Inwiefern (und wo) liefert eine ökonomische Betrachtung neue Anhaltspunkte und entscheidungsrelevantes Wissen?
  • Wie können ökonomische Kriterien (Kosten und Nutzen) die Priorisierung von Anpassungsmaßnahmen unterstützen?

Ziele sind:

  • Zusammenstellung des Wissensstands zu ökonomischen Fragen der Anpassung;
  • Entwicklung (ökonomischer) Kriterien zum Vergleich unterschiedlicher Anpassungsmaßnahmen;
  • Konsolidierung und Vereinheitlichung der (ökonomischen) Informationsbasis insb. zu Kosten und Nutzen der Anpassung und dadurch Vergleichbarkeit der Maßnahmen zu ermöglichen;
  • ­Erweiterung der vorhandenen Informationsbasis in den Bereichen, in denen der größte Bedarf bzw. die größte Wirksamkeit besteht.

Laufzeit

bis

Untersuchungsregion/-raum

Land
  • Deutschland

Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel

Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben

Ansatz und Ergebnisse 

Im Projekt wurde mit verschiedenen Klimaszenarien gearbeitet.

Parameter (Klimasignale)
  • Veränderte Niederschlagsmuster
  • Höhere mittlere Temperaturen
  • Meeresspiegelanstieg und Sturmfluten
  • Sturm
Weitere Parameter 

Sturmhäufigkeit und -intensität

Zeithorizont
  • kurzfristig = die nächsten Jahre/Jahrzehnte
  • mittelfristig = bis 2050

Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)

Analyseansatz 

Es werden vielfältige sozio-ökonomische Folgewirkungen des Klimawandels, die aus veränderten Mitteltemperatur, veränderter Niederschlagsverteilung, eeresspiegelanstieg und veränderten Windverhältnisen resultieren, betrachtet.

Schritt 2b: Vulnerabilität, Risiken und Chancen

Ansatz und Risiken / Chancen 

Als Basis für detaillierte Kosten-Nutzen-Schätzungen von Anpassungsmaßnahmen wurde die ⁠Vulnerabilität⁠ erfasst. Die Einschätzung erfolgte zum Großteil anhand von auftretenden Schadenskosten und -risiken, teilweise unter dem Einbezug von sozio-ökonomischen Veränderungen.

Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen

Maßnahmen und/oder Strategien 

Zentraler Forschungsfokus ist die Frage, welche Kosten und Nutzen Anpassungsmaßnahmen besitzen. Von Interesse sind Schätzungen, welcher Teil der Schadenskosten sich durch Anpassungsmaßnahmen vermeiden ließe, und mit welchen Kosten diese Anpassungsmaßnahmen verbunden wären. 28 Anpassungsmaßnahmen in 13 Handlungsfeldern wurden analysiert.

Ergebnisse:

Die Ergebnisse der untersuchten Kosten-Nutzen-Analysen für die Maßnahmen schwanken zwischen sehr günstigen Kosten-Nutzen-Verhältnissen für z.B. Hitzewarnsystem und angepasste Pflanzensorten, bis zu sehr ungünstigen, u. a. bei der Anpassung des Stromleitungsnetzes.

Aus den 28 hier untersuchten Maßnahmen ergibt sich, dass vor allem Maßnahmen der Raumplanung, zur Erhöhung der menschlichen Gesundheit und zum Bevölkerungsschutz ein positives bis ausgeglichenes Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweisen. Dazu zählen u. a. der Ausbau von Frischluftschneisen, die Kühlung in Krankenhäusern oder Warnsysteme für Hitze. Für Maßnahmen, die Informationen zur ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ vermitteln, und solche, die das Bewusstsein für die Folgen des Klimawandels verbessern, ergab sich ebenfalls ein ausgeglichenes Kosten-Nutzen-Verhältnis. Infrastrukturmaßnahmen wiesen eher schlechtere Kosten-Nutzen-Verhältnisse auf als andere Maßnahmentypen. Allerdings ist bei der Interpretation der Ergebnisse Vorsicht geboten, da bei vielen Maßnahmen nur Teile der erwarteten Wirkungen quantifiziert bzw. in Geldeinheiten ausgedrückt werden konnte; zudem waren an vielen Stellen Annahmen nötig, um Datenlücken zu überbrücken.

Schritt 4: Maßnahmen planen und umsetzen

Kosten 

Es wurde analysiert, mit welchen Kosten eine ⁠Anpassungsmaßnahme⁠ in der Lage ist, Schadenskosten zu vermeiden. Als erstes wurden vorhandene Kostenkomponenten rechechiert und via verschiedener Methoden, u. a. "benefit transfer", auf den konkreten Fall übertragen. Zum Beispiel war es teilweise notwendig, Kostengrößen aus dem Ausland auf Deutschland anzuwenden. Drei Anpassungsmaßnahmen wurden als ausführliche Fallstudien angefertigt, in denen u.a. konkrete lokale Kostendaten recherchiert wurden.

Wer war oder ist beteiligt?

Förderung / Finanzierung 

Umweltbundesamt (UBA)

Projektleitung 

Ecologic Institut

Beteiligte/Partner 

Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI;

INFRAS - Forschung und Beratung

Ansprechpartner

Fraunhofer-Institut für System- und Innvoationsforschung (ISI)
Breslauer Straße 48
D-76139 Karlsruhe

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Handlungsfelder:
 Gebäude  Bevölkerungs- und Katastrophenschutz  Biologische Vielfalt  Boden  Energieinfrastruktur  Finanzwirtschaft  Fischerei  Industrie und Gewerbe  Küsten- und Meeresschutz  Landwirtschaft  Menschliche Gesundheit und Pflege  Raumplanung, Stadt- und Siedlungsentwicklung  Tourismuswirtschaft  Verkehr und Verkehrsinfrastruktur  Wald- und Forstwirtschaft  Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft  Handlungsfeldübergreifend