Heinrich Freiherr von Lersner gestorben

Gründungspräsident des Umweltbundesamtes stand von 1974 bis 1995 an der Spitze der Behörde

Heinrich von Lersner präsentiert 1981 asbestfreie Bremsbeläge, die mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“ ausgezeichnet wurden.zum Vergrößern anklicken
Lersner präsentiert 1981 asbestfreie Bremsbeläge, ausgezeichnet mit dem „Blauen Engel“
Quelle: Umweltbundesamt

Der erste Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), Heinrich Freiherr von Lersner ist am Dienstag, 26. August 2014 in Berlin verstorben. Der am 14. Juli 1930 in Stuttgart geborene von Lersner leitete das UBA 21 Jahre. Sein Nachfolger Andreas Troge, UBA-Präsident von 1995 bis 2009, würdigte von Lersner als einen herausragenden Visionär des Umweltschutzes: „Herr von Lersner wirkte maßgeblich daran mit, Visionen zum Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen mit wissenschaftlich fundierten und praktisch wirksamen Maßnahmen zu verwirklichen. Seine hohe Achtsamkeit gegenüber den Mitmenschen, insbesondere uns Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, seine Weitsicht hinsichtlich zukünftiger Umweltprobleme und sein Beharren auf wissenschaftlicher Unabhängigkeit des Umweltbundesamtes prägen das Amt nach wie vor.“ Die amtierende UBA-Präsidentin Maria Krautzberger ergänzt: „Das Umweltbundesamt, welches Herr von Lersner als ‚Amt neuen Stils‘ gründen half, verdankt ihm sein hohes Ansehen in der Öffentlichkeit und in der Wissenschaft; schon kurze Zeit nach der Gründung und bis zum heutigen Tag.“

Nach dem Abitur 1950 studierte von Lersner zunächst Rechtswissenschaften in Tübingen und Kiel, absolvierte die Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer und legte 1959 seine zweite juristische Staatsprüfung ab. Im gleichen Jahr wurde er von dem Tübinger Staatsrechtler Günter Dürig über Fragen der Haftung für legislatives Unrecht promoviert. Anschließend trat er im Südbadischen seine Assessorenlaufbahn bei verschiedenen Landratsämtern an. Nach nur zwei Jahren wechselte von Lersner in den Bundesdienst. Im Bundesministerium des Innern war er seit 1961 zunächst in der Abteilung für Soziales, schließlich in der Abteilung für öffentliche Sicherheit eingesetzt. Erst 1970 kam er in die kurz zuvor aus dem Bundesgesundheitsministerium umgezogene Abteilung für Umweltschutz und wurde dort Unterabteilungsleiter für Wasser- und Abfallwirtschaft. Im Jahr 1973 wurde der Ministerialdirigent von Innenminister Hans-Dietrich Genscher zum Leiter der Bundesstelle für Umweltangelegenheiten, der Vorläufereinrichtung des ⁠UBA⁠ ernannt. Das 1974 errichtete UBA leitete von Lersner 21 Jahre bis zu seiner Pensionierung 1995.

Als Jurist war von Lersner vor allem Generalist, zum Umweltschutz kam er „wie die Jungfrau zum Kind“ – so formulierte er es in einem Interview 1983 einmal selbst. Doch es war ein Kind, das von Lersner lieb gewann, dies zeigt bereits seine ungeheure Produktivität auf dem Gebiet des Umweltrechts: Zwischen 1970 und 1990 veröffentlichte er über 50 wissenschaftliche Beiträge zu Fragen des Abfall- und Wasserrechts und sonstigen Fragen des Umweltschutzes. Sein Führungsstil war für einen Amtsleiter in den 1970er und 1980er Jahren eher ungewöhnlich. Der dem linken Flügel der FDP zuzurechnende von Lersner war stets für die Freiheitsrechte des Individuums eingetreten. Das UBA war für ihn ein „Amt neuen Stils“ und das war mehr als eine Floskel. Er bemühte sich, hierarchische Schranken abzubauen, etwa indem er Rücksprachen nicht nur mit den Vorgesetzten, sondern auch mit den fachlich verantwortlichen Mitarbeitern selbst führte – seinerzeit ein absolutes Novum. Gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Kantine zu essen, war für ihn selbstverständlich. Er hatte für viele ein offenes Ohr.

Es war von Lersners zentrales Anliegen, das UBA zu einer unabhängigen Behörde aufzubauen, die auch vor politischen Kurswechseln sicher ist. Die Geschichte, er habe im Bundesministerium des Innern (BMI) erreicht, dass der UBA-Präsident lediglich in Besoldungsstufe B8 eingruppiert wird und damit nicht mehr als politischer Beamter gilt, der im Zuge eines Regierungswechsels ausgetauscht werden kann, wird bis heute erzählt. Vehement verteidigte er seine Mitarbeiter immer wieder gegen Kritik – etwa wenn sich das vorgesetzte BMI über den „unbotmäßigen Kleidungsstil“ im UBA beklagte oder wenn die fachlich für richtig erachteten Stellungnahmen von UBA-Mitarbeitenden nicht mit den politischen Erwartungen in den Ministerien übereinstimmten.

Als Privatmann zeichnete ihn ein starkes Interesse an Geschichte und Kunst aus. Im UBA etablierte von Lersner die Tradition regelmäßiger Kunstausstellungen.

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06844 Dessau-Roßlau
Deutschland

Heinrich Freiherr von Lersner, Präsident des Umweltbundesamtes von 1974 bis 1995

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  1. Der erste Präsident des Umweltbundesamtes, Heinrich Freiherr von Lersner
  2. 1974 reiste eine Delegation des UBA mit Präsident Heinrich von Lersner nach Chicago
  3. Die Amtsleitung des UBA im Jahr 1975
  4. Hannover Messe 1977: UBA-Präsident Heinrich von Lersner erläutert die Werststoff-Rückgewinnung
  5. Nur für Altglas: Pressekonferenz der „Aktion saubere Landschaft“ auf der Grünen Woche 1977
  6. 1978 stellt Präsident Heinrich von Lersner den lärmgeminderten Blauer-Engel-Altglascontainer vor
  7. Heinrich von Lersner pflanzt ein Bäumchen
  8. Tag der Umwelt 1980: Testet Heinrich von Lersner hier eine Alternative zum Dienstwagen?
  9. von Lersner vor dem Stand „Milch aus Mehrwegflaschen gesund und umweltfreundlich“, Umweltmarkt 1980
  10. Lersner präsentiert 1981 asbestfreie Bremsbeläge, ausgezeichnet mit dem „Blauen Engel“
  11. Heinrich von Lersner präsentiert 1982 Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann das Bildungsangebot
  12. Lersner u. Bundesinnenminister Baum präsentieren 1980 Forschungseregbnisse zum schadstoffarmen Motor
  13. Heinrich von Lersner demonstriert 1988 an einer Tankstelle in Berlin-Tempelhof das Gaspendelverfahre
  14. Das UBA war für von Lernser ein „Amt neuen Stils“ und das war mehr als eine Floskel.
  15. „Wir benützen die Erde, als seien wir die letzte Generation, die auf ihr lebt!“ – Zitat
  16. Nach 21 Jahren an der Spitze des UBA übergibt Heinrich von Lersner die Leitung an Andreas Troge.
  17. Zu seiner Verabschiedung erhielt von Lersner 1995 von seiner Belegschaft eine Tabakdose der KPM
  18. Die ehemaligen UBA-Präsidenten Lersner (links), Flasbarth (Mitte) und Troge (rechts) im Jahr 2009
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