„Vor dem Hintergrund der bevorstehenden Klimakonferenz und den aktuellen Warnungen über die möglichen Folgen der Klimaänderung wird deutlich, dass wir bis 2050 nicht nur die Dekarbonisierung erreichen, sondern Deutschland auch klimasicher machen müssen“, sagt die parlamentarische Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter.
Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes (UBA): „Die Ergebnisse zeigen, was uns verletzlich macht, worauf wir uns vorbereiten müssen, welche Regionen besonders betroffen sein werden. Wir müssen zukünftig noch mehr als bisher mit häufigeren Hitzewellen, Starkregen und Hochwasser rechnen. Gleichzeitig wird der Klimawandel in der Zukunft auf andere sozioökonomische Bedingungen als heute treffen. In der Vulnerabilitätsanalyse wurden erstmals für Deutschland auch sozioökonomische Szenarien wie Veränderung der Landnutzung, ökonomische und demographische Entwicklung betrachtet.“
Paul Becker, Vize-Präsident des Deutschen Wetterdienstes (DWD): „Mit dieser Vulnerabilitätsanalyse, die im Rahmen der Ressortforschung von unterschiedlichen Fachbehörden gemeinsam mit weiteren Experten und Expertinnen erarbeitet wurde, konnten die wesentlichen zukünftigen Klimafolgen noch fundierter abgeschätzt werden. Zwar brauchen wir auch weiterhin noch Forschung, aber unsere Ergebnisse zur Klimazukunft in Deutschland sind schon jetzt so belastbar, dass sie für die Begründung politischen Handelns nutzbar sind.“
Die Ergebnisse zeigen: Deutschlands Regionen werden unterschiedlich stark vom Klimawandel betroffen sein. So sind beispielsweise Ballungsgebiete in Ostdeutschland und dem Rheintal durch Hitzewellen besonders gefährdet. Hier kann bis zur Mitte des Jahrhunderts die Anzahl der heißen Tage pro Jahr auf 15 bis 25 Tage ansteigen. Heute gibt es 8 bis 12 solcher Tage mit einem Tagesmaximum der Lufttemperatur von mindestens 30 Grad Celsius. Im norddeutschen Tiefland könnte die Anzahl der Überschwemmungen durch Flusshochwasser zunehmen, Süddeutschland ist dagegen durch Überschwemmungen infolge von Starkregen besonders bedroht.
Durch eine Veränderung der Artenzusammensetzung wird sich der Klimawandel auch auf solche Pflanzen und Tiere auswirken, die sich wenig an die neuen Wetterverhältnisse anpassen können, zum Beispiel Insekten in höheren Berglagen wie die Alpen-Smaragdlibelle. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wird es voraussichtlich häufiger zu Frühjahrs- und Sommertrockenheit kommen. Dies wird die Auswahl der Nutzpflanzen und die Erträge in der Land- und Forstwirtschaft beeinflussen. Gleichzeitig kann die deutsche Landwirtschaft durch eine längere Vegetationsperiode durchaus auch vom Klimawandel profitieren, beispielsweise durch den Anbau von wärmeliebenden Kulturpflanzen wie die Sojabohne oder die Sorghum-Hirse.
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Die Vulnerabilitätsanalyse untersucht zwei wahrscheinliche Szenarien, die sowohl klimatische als auch sozioökonomische Veränderungen berücksichtigen: Selbst für den Fall eines schwachen Klimawandels ist – wie bereits heute messbar – weiterhin mit Beeinträchtigungen zu rechnen, ein starker Klimawandel kann ganz erhebliche Gefährdungen mit sich bringen.
Das Netzwerk Vulnerabilität wurde 2011 im Auftrag der Bundesregierung gegründet. Heute besteht das Netzwerk aus 16 Bundesbehörden und -institutionen aus neun Ressorts und einem wissenschaftlichen Konsortium, finanziert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und koordiniert durch das Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung (KomPass) im UBA.