Herstellung
Größtenteils handelt es sich bei den Akkus in E-Scootern um Lithium-Ionen-Akkus. Vor allem aufgrund ihrer hohen Energiedichte werden diese beispielsweise auch für den Antrieb von E-Bikes / Pedelecs oder Elektro-Pkw genutzt. Akkus dieser Art können Kobalt, Nickel, Kupfer, Aluminium und andere teilweise kritische Rohstoffe enthalten, deren Abbau häufig mit Belastungen für die menschliche Gesundheit und die Umwelt einhergeht.
Der Abbau von Kobalt in Afrika und Lithium in Südamerika erfolgt nicht immer umwelt- und menschengerecht. In den nächsten Monaten wird das UBA im Rahmen der Vorhaben ÖkoRess II und KlimRess 15 detaillierte Fallstudien veröffentlichen, darunter eine zum Lithiumabbau in Chile und eine zum Kobaltbergbau in der DR Kongo.
Die UBA-Fallstudie zu Lithium zeigt, dass das Hauptumweltproblem bei der Lithiumgewinnung aus Salaren (Salzseen) der Wasserverbrauch durch die offene Verdunstung in Becken ist. Diese Problematik wird auch in einem „Policy-Brief“ zu Lithium und Kobalt aus dem EU-Projekt „STRADE“ beschrieben. Allerdings wird derzeit intensiv an Wasserrückgewinnungstechnologien für die Lithiumgewinnung gearbeitet, wodurch die Umweltauswirkungen reduziert werden können (s. STRADE Policy Brief).
Die UBA-Fallstudie zum Kobaltbergbau zeigt schwerwiegende negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt: von der Kontamination von Grund- und Oberflächenwasser mit Chemikalien und Schwermetallen, über Wassernutzungskonkurrenzen mit lokalen Gemeinden, bis hin zu Emissionen von kontaminierten Stäuben in die Luft. Diese Umweltwirkungen haben zu gesundheitlichen Auswirkungen bei den Bergbauarbeitern, lokalen Gemeinden und Schäden an Ökosystemen (z.B. Fischsterben) geführt, was auch zum Verlust von Einkommens- und Versorgungsmöglichkeiten (Fischerei) geführt hat.
Neben den Umweltwirkungen beschreibt der o.g. STRADE Policy Brief auch direkte negative Wirkungen des Kobaltbergbaus auf die Menschen, z.B. kommt es bei der Kobaltgewinnung im Kleinbergbau auch zu Kinderarbeit.
Aufgrund der hohen Umweltrelevanz der Akkuherstellung ist die Lebensdauer des Akkus für die Klima- und Umweltwirkungen des E-Scooters ein entscheidender Parameter: Eine lange Lebensdauer des E-Scooters und seines Akkus verringert die Umweltauswirkungen pro gefahrenem Kilometer (siehe hierzu Frage „Wie lang ist die Lebensdauer der E-Scooter?“). Wird das Ende der Nutzungsphase erreicht, kann die Lebensdauer der Akkus möglicherweise durch eine weitere Nutzung in stationären Energiespeicher-Anwendungen verlängert werden (Second Life-Konzepte). Am Ende der Lebensdauer müssen alle Akkus dem Recycling zugeführt werden – beispielsweise über Sammelstellen (siehe hierzu Frage „Wie sind E-Scooter und ihre Akkus richtig zu entsorgen?“). Mit der Rückgewinnung dieser Stoffe kann unter anderem die umweltbelastende Primärgewinnung vieler Rohstoffe reduziert werden.
Emissionen
Wenn E-Scooter reell Pkw-Fahrten ersetzen, werden die sonst durch das Auto verursachten CO2-Emissionen und Luftschadstoffe vermieden. Für die Herstellung des E-Scooters und des Akkus müssen jedoch auch die dabei entstehenden Emissionen in die Gesamtrechnung einbezogen werden. Für E-Scooter-Akkus liegen dazu noch keine spezifischen Berechnungen vor, aber Zahlen für Pedelec-Akkus können hier einen ersten Ansatz liefern (vgl. Broschüre „E-Rad macht mobil“ (UBA 2014)): Bei der Herstellung eines durchschnittlichen Pedelec-Akkus entstehen ca. 27,5 – 37,5 kg CO2-Emissionen. Für 100 km mit dem Pkw muss man durchschnittlich 19,7 kg CO2-Emissionen ansetzen. Das heißt vereinfacht gerechnet, dass bereits nach durchschnittlich 165 km die CO2-Emissionen der Akku-Herstellung beglichen sind, wenn statt dem Pkw ein Pedelec benutzt wird.
Aufladung
Noch ist unklar, wie viele Pkw-Kilometer durch die Aktivitäten der sogenannten „Juicer“ entstehen, die die E-Scooter nachts mit Pkw oder Kleintransportern zum Aufladen zu Ladepunkten transportieren. Nur wenn E-Scooter nicht mehr zusätzliche Wege mit Benziner- oder Diesel-betriebenen Fahrzeugen generieren, als sie bei ihrer Nutzung einsparen, können sie überhaupt als umweltfreundlich bezeichnet werden. Allerdings gibt es erste Ansätze, bei denen die Verleiher planen, ihre Roller mit austauschbaren Akkus auszustatten, so dass nicht mehr der gesamte E-Scooter zum Aufladen bewegt werden muss.
Der Ursprung des Stromes ist für die Umweltbilanz des Rollers weniger entscheidend, viel mehr sind Herstellung und Lebensdauer wesentlich (siehe oben). Natürlich ist Strom aus regenerativen Quellen zu bevorzugen.
Unten finden Sie weitere Fragen und Antworten des Umweltbundesamtes zu E-Scootern.