Beschattung von Wegen gegen zunehmende Hitze
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Quelle: dietwalther / Adobe Stock
Klimaprojektionen zeigen, dass durch den Einfluss des Klimawandels die Anzahl der heißen Sommertage zunimmt. Dadurch steigt das Bedürfnis, Aktivitäten wie Wandern oder Radfahren in einer schattigen Umgebung durchführen zu können. Die Tourismusdestinationen können sich daran durch eine Beschattung der bestehenden Rad- und Wanderweginfrastrukturen anpassen.
Da eine vollständige Beschattung vorhandener Wege höchstens stellenweise und nur mit einem hohen Aufwand möglich ist, können stattdessen die vorhandenen natürlichen Gegebenheiten genutzt werden, indem der Verlauf der Wege in schattiges Gelände verlegt wird. In vielen Fällen dürfte sich hierfür eine Waldfläche anbieten. Eine Besonderheit stellen Alleen dar. Hier kann geprüft werden, inwieweit diese erhalten, erweitert und touristisch genutzt werden können. Neben den Wegen sollten bei der Planung insbesondere die sonnenexponierten Stellen berücksichtigt werden, an denen sich Touristinnen und Touristen längere Zeit aufhalten. Dies kann z. B. ein Aussichtsplatz, eine Bank oder ein Picknickplatz sein. Beschattende Elemente können hier dazu beitragen, die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Dafür bieten sich natürliche Methoden (Bäume), bauliche Maßnahmen oder eine Mischung von beidem an (z. B. ein begrüntes Sonnendach). Ein Vorteil eines fest installierten Sonnenschutzes kann sein, dass dieser auch als Unterstand bei Unwetter genutzt werden kann. Wichtig ist dabei, dass sich die Beschattungsmaßnahmen optisch in die Landschaft einfügen und das „Landschaftsbild“ dadurch nicht gestört wird, was durch eine natürliche Beschattung leichter erreicht werden kann.
Trotz der beschatteten Wege sollten sowohl Einheimische als auch Gäste dafür sensibilisiert werden, sich durch Sonnencreme und passende Bekleidung vor der Sonne zu schützen, genügend zu trinken und die Mittagssonne möglichst zu meiden.
Destinationsmanagementorganisation, Landkreis oder Gemeinde
Grundbesitzerinnen und Grundbesitzer, Landwirtinnen und Landwirte, Forstwirtinnen und Forstwirte, Jägerinnen und Jäger, Natur- oder Wanderführerinnen und -führer, (Landschafts-)Planerinnen und Planer, Wandervereine, touristische Vereine, ...
Temperaturanstieg im Sommer, Zunahme der Anzahl der heißen Sommertage
Besucherinnen- und Besucherlenkung, Beteiligungsverfahren, Genehmigungsverfahren, Geländebegehung
Die Veränderung der Wegführung kann zu Konflikten mit anderen Nutzungsansprüchen wie z. B. der Jagd oder der Land- und Forstwirtschaft führen. Für den Bau von Beschattungsmaßnahmen können zudem naturschutzrechtliche Eingriffsgenehmigungen erforderlich sein. Daher ist eine frühzeitige Abstimmung mit Naturschutzverbänden, den zuständigen Behörden sowie anderen Interessensgruppen wichtig. So können mögliche Konflikte rechtzeitig identifiziert und die Planungen entsprechend angepasst werden.
Ein weiteres Problem ist, dass nicht in allen touristischen Regionen bereits schattenspendende Elemente vorhanden sind. Beispiele sind Bergwiesen oder Bereiche von Heidelandschaften, in denen Bäume kein dominierender Bestandteil des Landschaftsbilds sind.
Auch wenn die Beschattung durch Bäume aus ökologischer Sicht baulichen Maßnahmen vorzuziehen ist, erfordern diese einen fortlaufenden Pflegeaufwand und benötigen bei der Neupflanzung eine entsprechend lange Zeitspanne, bis diese ihrer Funktion als Schattenspender gerecht werden können. Dies muss in der Planung berücksichtigt werden. Gegebenenfalls könnten Vereine oder Einzelpersonen für eine Baumpatenschaft gewonnen werden, wodurch dann bestimmte Aufgaben bei der Baumpflege übernommen werden und die Baulastträger entlastet werden können.
Bei einer Anpassung der Wegführung fallen Kosten für die Planung (z. B. Überarbeitung/Erstellung eines Wegekonzepts) und Umsetzung (z. B. Beschilderung, Änderung von Wanderkarten, …) an, die sich an der Weglänge und dem Ausmaß der vorgesehenen Veränderung ausrichten. Werden Bäume als Schattenspender genutzt, müssen neben der Pflanzung auch Kosten für die laufende Pflege miteinberechnet werden. Ähnlich ist es bei baulichen Schattenspendern, die sich in ihren Beschaffungskosten stark unterscheiden und einen unterschiedlich hohen Wartungs- und Reparaturaufwand bedeuten können.
Durch die Verlegung von Wegen kommt es zu Verschiebungen von Besucherströmen, welche mit negativen ökologischen Auswirkungen verbunden sein können. Diese kommen durch die Trittbelastung, aber auch ein unangemessenes Verhalten der Wegbenutzerinnen und -benutzer (Lärm, Müll, Pflücken von Pflanzen, …) zustande. Auch die Anlage neuer Wege in schattigem Gelände stellt einen Eingriff in die natürliche Umwelt dar. Das tatsächliche Ausmaß der Beeinträchtigung hängt dabei entscheidend von der Empfindlichkeit des Lebensraumes ab, was in den Planungen entsprechend berücksichtigt werden sollte.
Wenn eine Beschattung der Wege durch natürliche oder bauliche Methoden erfolgt, werden dadurch die lokalklimatischen Verhältnisse verändert. Warme und sonnige Standorte bevorzugende Pflanzen und Tiere können so verdrängt werden. Dies hat aber nur dann nennenswerte Auswirkungen, wenn die Beschattung großflächig erfolgt. Andererseits kann – in Abhängigkeit der Menge – darüber hinaus durch die Pflanzung von Bäumen ein positiver Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden, da diese das atmosphärische CO2 in der pflanzlichen Biomasse speichern.
Eine vorhandene Beschattung wird von den Gästen wahrscheinlich eher unterbewusst wahrgenommen, wohingegen das Fehlen einer Beschattung die Aufenthaltsqualität an sonnenexponierten Stellen deutlich mindern kann. Eine Beschattung von Wegen und damit verbundener Infrastrukturen stellt also einen Faktor für die Zufriedenheit mit dem touristischen Aufenthalt und eine eventuelle Weiterempfehlung dar. Direkte sozio-ökonomische Effekte lassen sich aufgrund dessen aber nicht bestimmen.
Dieser Vorschlag für eine Anpassungsmaßnahme ist ein Ergebnis des Forschungsvorhabens „Folgen des Klimawandels für den Tourismus in den deutschen Alpen und Mittelgebirgsregionen und Küstenregionen sowie auf den Badetourismus und flussbegleitende Tourismusformen (z. B. Radwander- und Wassertourismus) “ / Seite 98.