Nr.: 57Newsletter Klimafolgen und Anpassung

Liebe Leserinnen und Leser,

Gründächer sind eine der häufigsten Maßnahmenvorschläge, um Gebäude und Städte an den Klimawandel anzupassen. Tatsächlich haben Gründächer viele Vorteile – doch nicht alle Pflanzentypen schützen gleichermaßen vor Hitzebelastung oder Starkregenschäden.
Prof. Dr. Elke Hietel und Prof. Dr. Oleg Panferov von der Technischen Hochschule Bingen erklären im Interview, wie sie in einem Open-Air-Labor die autarke, pflegeleichte, klimaeffiziente und umweltfreundliche Dachbegrünung erfoschen.
Weitere spannende Neuigkeiten aus der Anpassungslandschaft lesen Sie in diesem Newsletter.

Eine interessante Lektüre wünscht
Ihr KomPass-Team im Umweltbundesamt

Schwerpunktartikel

Open-Air-Labor Dachbegrünung: TH Bingen sucht das optimale Gründach

2 Studierende sind auf einem Gründdach, auf dem Messgeräte und ein Laptop stehen. Im Hintergrund ist eine Stadt zu sehen
Dachbegrünung in Bingen
Quelle: Technische Hochschule Bingen

Dachbegrünung hat viele Vorteile für Klima und Umwelt – doch nicht alle Pflanzentypen führen zum gewünschten Effekt. In ihrem Open-Air-Labor für Dachbegrünung erforscht die Technische Hochschule Bingen in Kooperation mit der Stadt Bingen die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Begrünungstypen.
Wie Dachbegrünung bei Hitze und Starkregen helfen kann, welche Pflanzenarten geeignet sind, um das Mikroklima zu mildern und was Gebäudeverantwortliche bei der Planung und Umsetzung von Dachbegrünung berücksichtigen sollten, verraten Prof. Dr. Elke Hietel und Prof. Oleg Panferov von der TH Bingen im Interview.

KomPass – In eigener Sache

26. November: Workshop zu internationalen Auswirkungen des Klimawandels auf Deutschland: Maßnahmen für Politik und Wirtschaft

Im Auftrag des Umweltbundesamtes analysiert eine Forschungsgruppe, wie der globale Klimawandel die deutsche Volkswirtschaft beeinflusst. Analysiert werden dabei sowohl die Import- als auch die Exportströme in unterschiedlichen Sektoren. Fragen sind etwa: Wie werden der Maschinenbau oder die Automobilindustrie in Deutschland durch Klimaveränderungen in Zulieferländern beeinflusst? Welche Branchen dürfen Absatzchancen erwarten, wenn klimavulnerable Länder vermehrt Produkte und Dienstleistungen für Anpassungsmaßnahmen nachfragen? In einem Workshop am 26. November 2018 stellt die Forschungsgruppe erste Ergebnisse vor und möchte Empfehlungen für die Politik und Privatwirtschaft ableiten. Interessierte Unternehmen, Verbände sowie die angewandte Forschung und Beratung können sich noch bis zum 5. November anmelden bei madeleine.guyer@infras.ch.

Stakeholderdialog: Welche Beteiligungsmethoden können Bürgerinnen und Bürger zur Vorsorge motivieren?

Der Klimawandel stellt nicht nur Verwaltungen und Politik vor Herausforderungen. Auch Bürgerinnen und Bürger sind von den Folgen betroffen – bei vielen fehlt es jedoch noch am nötigen Risikobewusstsein und dem Zugang zu passenden Handlungsoptionen. Wie die Zivilgesellschaft besser in Vorsorge- und Anpassungsaktionen an den Klimawandel integriert werden kann, war deshalb Thema eines partizipativen Workshops am 19. April 2018 in Berlin. Dabei wurden unter anderem bereits erprobte Beteiligungsmethoden vorgestellt, die nun in einem Ergebnispapier zusammengefasst sind. Das Papier enthält auch eine Zusammenstellung von weiterführender Literatur zu Bürgerbeteiligungsprozessen (Methoden, Checklisten und Beispielen) und ist nun online verfügbar.

Haus und Grundstück vor Starkregen schützen – so geht’s!

Mit dem Herbst steigt auch die Gefahr von Stürmen oder Niederschlägen. Bereits einfache Maßnahmen können dabei helfen, das eigene Haus vor Starkregen zu schützen: Ein Rückstauventil verhindert beispielsweise, dass Wasser aus der Kanalisation zurück in die Leitungen gedrückt wird. Entsiegelte Flächen helfen dem Wasser dabei zu versickern und die erhöhte Lagerung empfindlicher Geräte beugt kostspieligen Schäden vor. Weitere Tipps bietet die Broschüre „Haus und Grund vor Starkregen schützen“ der Stadt Worms.

Anpassungspolitik – Neues aus Bund und Ländern

Agrarministerkonferenz: mehr Klimaanpassung in der Landwirtschaft

Die Landwirtschaftsministerinnen und -minister von Bund und Ländern sind sich einig: Die Gemeinsame Europäische Agrarpolitik (GAP) muss effektiver und einfacher werden, um die europäische Landwirtschaft zukunftsfähig zu machen. Besonders wichtig ist außerdem die Verbesserung des Risiko- und Krisenmanagements bei Extremwetter-Ereignissen. Landwirte sollen dabei unterstützt werden, ihre Betriebe eigenverantwortlich an die Folgen des Klimawandels anzupassen – beispielsweise durch veränderte Fruchtfolgen und besseren Erosionsschutz.

Aus Forschung und Praxis

Regional

Köln: Neues Förderprogramm für Begrünung und Entsiegelung

Für die Stadt Köln werden für die nächsten Jahre Spitzentemperaturen von bis zu 45 Grad prognostiziert. Was gegen Hitze in der Stadt helfen könnte: zusätzliche Grünflächen – sowohl vertikal als auch horizontal. Zudem binden Pflanzen Stickoxide und Feinstaub. Mit dem neuen Förderprogramm „Grün hoch 3“ werden daher ab sofort Begrünungsprojekte an Fassaden, Innenhöfen und Dächern in Köln mit insgesamt drei Millionen Euro gefördert. Ebenfalls förderfähig sind Entsiegelungsmaßnahmen.

Bayern: Wetter-App warnt vor Extremwetter-Ereignissen

Seit 2015 warnt die Wetter-App „umweltinfo“ des Bayerischen Umweltministeriums vor Unwettern, Hochwassern, Lawinen, erhöhten Ozonwerten und Waldbrandgefahr. Die App wurde in diesem Jahr komplett überarbeitet. Über Smartphone und Tablet erhalten Nutzer Wetter-Warnungen nun für bis zu fünf Standorte. Die Wetter-Daten für ihre Region sowie übersichtliche Karten können sie mit Bekannten oder über soziale Medien teilen. Die App ist kostenlos und sowohl für Android als auch iOs verfügbar.

Umweltamt Dortmund erntet anpassungsfähiges Open-Source-Saatgut

Ein Großteil der konventionellen Landwirtschaft setzt auf Saatgut, welches privaten Schutzrechten unterliegt. Das heißt, Bauern dürfen es meist weder mehrmals verwenden noch an regionale Anforderungen anpassen. Eine Gegenbewegung stellt das sogenannte Open-Source-Saatgut dar, das die Artenvielfalt und die landwirtschaftliche Anpassung an den Klimawandel sichern soll. Das Umweltamt Dortmund hat nun Open-Source-Samen einer Tomatenpflanze geerntet, die im Frühjahr 2019 an interessierte Dortmunder verteilt werden.

National

RegIKlim fördert regionale Informationen zur Klimaanpassung

Welche Klimafolgen sind in meiner Region zu erwarten? Welche Anpassungsmaßnahmen sind sinnvoll? Mit der Fördermaßnahme RegIKlim (Regionale Informationen zum Klimahandel) soll Wissen zum Klimawandel in Kommunen und Regionen aufgebaut und so eine Entscheidungsgrundlage für Anpassungsaktivitäten geschaffen werden. Dafür fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Projekte in den Bereichen Modellregionen, regionale Klimamodellierung und wissenschafliche Koordination. Am 13. November 2018 findet in Bonn eine Informations- und Vernetzungsveranstaltung zur Fördermaßnahme statt.

Dürre 2018: Hilfe für die deutsche Landwirtschaft

Hitze und extreme Trockenheit haben den Landwirten in Deutschland dieses Jahr Schäden in Höhe von rund 680 Millionen Euro beschert. Um den Bauern schnell zu helfen, einigen sich Bund und Länder derzeit auf ein Hilfspaket für kleine und mittlere Agrarbetriebe, deren Existenz von den Ernteausfällen akut bedroht ist. Die nach wie vor anhaltende Dürre wurde zum „Ereignis von nationalem Ausmaß“ erklärt – andernfalls wären die Länder allein für die Unterstützung der Bauern verantwortlich.

Naturgefahrenreport 2018 veröffentlicht

Die Schäden durch Extremwetterereignisse nehmen zu. Diesen Schluss lässt der Naturgefahrenreport des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft zu. Im Jahr 2017 verursachten Stürme, Starkregen und Co. einen Schaden in Höhe von 2,9 Milliarden Euro. Zum Vergleich: 2016 waren es 2,5 Milliarden Euro. Während 93 Prozent der Hausbesitzer gut gegen Hagel- und Sturmschäden gesichert sind, fehlt 59 Prozent der Eigentümer der Schutz bei Hochwasser und Sturmschäden.

Online-Informationsportal für mehr Grün in Städten

Stadtgrün verbessert nicht nur das Lebensgefühl in städtischen Ballungsräumen, es spielt auch eine große Rolle bei der Anpassung an den Klimawandel. Die Initiative „Grün in die Stadt“ will kommunale Entscheider daher bei der Umsetzung von Begrünungsmaßnahmen unterstützen. Das gleichnamige Online-Portal bietet umfassende Informationen über kleine und große Begrünungsprojekte sowie zu regionalen und bundesweiten Fördermöglichkeiten für die Bepflanzung in Kommunen.

Kompetenzzentrum Gebäudebegrünung und Stadtklima gegründet

Mit dem Klimawandel nimmt das Risiko für Hitzebildung und Überflutungen in den Städten zu. Um Stadtplanern wirksame Maßnahmen für den Umgang mit dem Klimawandel an die Hand zu geben, wurde das Kompetenzzentrum Gebäudebegrünung und Stadtklima gegründet. Es soll als Plattform dienen, die die die gewonnenen Erkenntnisse rund um Gebäudebegrünung und Stadtklima in Form von Forschungsprojekten, Kongressen, Publikationen und einer digitalen Plattform einem breiteren Nutzerkreis zugänglich macht. Am 8. und 9. November stellt sich das Kompetenzzentrum auf dem 2. Hochschulforum der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen vor.

Poster-Wettbewerb zur Klimaanpassung in der Landwirtschaft

Wie können sich landwirtschaftliche Betriebe an die Folgen des Klimawandels anpassen? Forschungsergebnisse zum Thema können in Form von Postern bis zum 15. Dezember beim Kuratorium für Technik und Bauwesen eingereicht werden. Die zwölf besten Einreichungen werden während der Tagung „Kühlen Kopf bewahren – Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel“ am 20./ 21. März 2019 präsentiert. Außerdem wird ein Publikumspreis in Höhe von 500 Euro verliehen.

Studierenden-Wettbewerb „Temporäre Temperatur“ startet

Der Klimawandel stellt Organisatoren von Großveranstaltungen wie dem Deutschen Kirchentag vor Herausforderungen: Wie können beispielsweise Großzelte als Veranstaltungsorte genutzt werden, ohne dass eine energieintensive Kühlung benötigt wird? Auf der Suche nach innovativen Lösungen lobt der Deutsche Kirchentag den Wettbewerb „Temporäre Temperatur“ aus. Studierende können ihre Ideen bis zum 28. März 2019 in Form von Postern einreichen.

Global

IPCC Sonderbericht: Klimawandel schon jetzt akut

Rund 6.000 Studien zum Klimawandel und seinen Implikationen wurden für den Sonderbericht des Weltklimarats zur 1,5 Grad-Grenze ausgewertet. Das Ergebnis ist nüchtern: Die Erderwärmung geht schneller voran als gedacht – schon jetzt mit spürbaren Klimafolgen. Für eine Kehrtwende bedarf es schneller und weitreichender Veränderungen in allen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Bereichen.

UN-Bericht: große Schäden durch klimabedingte Naturkatastrophen

Überschwemmungen, Stürme, Hitzewellen, Dürren und Waldbrände verursachten in den letzten 20 Jahren doppelt so hohe Schäden wie zuvor. Das ergab ein Bericht vom UN-Büro für Katastrophenvorsorge in Genf. Dem Bericht zufolge kamen zwischen 1998 und 2017 1,3 Millionen Menschen bei Naturkatastrophen ums Leben – 44 Prozent davon wegen klimabedingter Ereignisse. Zudem seien etwa 4,4 Milliarden Kinder, Frauen und Männer verletzt oder obdachlos geworden oder hätten ihren Lebensunterhalt verloren.

Veränderte Jahreszeiten sorgen für weniger CO2-Abbau

Eine internationale Studie über die Auswirkungen des Klimawandels zeigt, dass Pflanzen immer zeitiger im Frühjahr austreiben. Durch die trockenen Sommer führt das jedoch nicht – wie bisher angenommen – zu einem vermehrten Abbau von CO2 aus der Atmosphäre. Im Gegenteil: Folgen auf das zeitige Erblühen ein trockener Sommer und ein regenarmer Herbst, produzieren die Pflanzen vergleichsweise sogar weniger Biomasse und binden daher weniger CO2.

Nobelpreis für Klimafolgenforschung

William Nordhaus und Paul Romer wurden für ihre ökonomischen Forschungen zu den Folgen des Klimawandels mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet. Nordhaus publizierte bereits 1975 die Studie „Können wir Kohlenstoffdioxid kontrollieren?“, welche als Ursprung der 2-Grad-Grenze gilt. Sowohl Nordhaus als auch Romer untersuchen in ihrer Arbeit, wie Natur und Klima sowie technische Innovationen zu einem nachhaltigen wirtschaftlichen Wachstum beitragen können.

Publikationen

Studie „Naturkapital Deutschland“: Naturerhalt zahlt sich aus

Der Erhalt natürlicher Flächen in Deutschland ist nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll. Zu diesem Ergebnis kam die Studie „Naturkapital Deutschland“ vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Naturschutz-Maßnahmen verbessern zudem oft die Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel. Zum Beispiel bei der Renaturierung und Wiederherstellung von Auen als Flächen zum Wasserrückhalt: Eine Kosten-Nutzen-Analyse für Deichrückverlegungen an der Elbe ergab, dass die Investitionskosten durch dreimal so hohen Nutzen für Hochwasserschutz, Erholung und Naturschutz sowie Gewässerreinhaltung aufgewogen werden.

Ratgeber zum Umgang mit Naturkatastrophen

Naturkatastrophen stellen kommunale Verantwortungsträger sowohl in der Vorsorge als auch in der akuten Bewältigung und Nachsorge auf die Probe. Unterstützung im Umgang mit Naturkatastrophen bietet ein österreichischer Ratgeber. Er vermittelt Wissen über die rechtlichen, organisatorischen und gesellschaftspolitischen Grundlagen im Umgang mit Naturgefahren und ist für 39 Euro über den Linde Verlag erhältlich.

Veranstaltungen

Impressum

HINWEISE
Der Newsletter Klimafolgen und Anpassung ist ein Informationsdienst des Kompetenzzentrums Klimafolgen und Anpassung im Umweltbundesamt. Vervielfältigung mit Angabe der Quelle ist erwünscht. Bitte leiten Sie diesen Newsletter an interessierte Personen weiter.

Haben Sie Anregungen, Fragen und Hinweise zu diesem Newsletter? Möchten Sie uns auf eigene Publikationen und Termine hinweisen? Sie erreichen uns unter: kompass@uba.de

HERAUSGEBER
Umweltbundesamt
Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung (KomPass) Fachgebiet I 1.6
Wörlitzer Platz 1 
06844 Dessau-Roßlau 
Tel.: +49(0) 340 2103-2416
E-Mail: kompass@uba.de
Internet: www.anpassung.net

REDAKTION
Sophie Adam und Petra Mahrenholz

DATENSCHUTZ
Hier finden Sie unsere Datenschutzbestimmungen.

© Copyright Umweltbundesamt

Erstellt am