Ziel der Studie
Die Studie ermittelt die Auswirkungen des Klimawandels auf den Bodensee. Mithilfe von Modellberechnungen, Literaturrecherchen, Bemessungen und Datenauswertungen konnten die Veränderungen auf den hydrologischen Merkmale des Bodensees als auch die Trinkwasserversorgung abgeschätzt werden.
Erscheinungsjahr
Untersuchungsregion/-raum
Verwendete Klimamodelle / Ensembles
RCA, CCLM, Had-CM3Q0, REMO, HIRHAM, RACMO, REGCM3, ALADIN
Höhere mittlere Temperaturen, Veränderte Niederschlagsmuster
1980-2009, 2021-2050, 2045-2074, 2070-2099
Klimawirkungen
- Biologische Vielfalt
- Arten und Populationen
- Biotope, Habitate, Ökosysteme
„Sommer können bei Überschreiten von Temperaturgrenzwerten letale Folgen haben oder die betroffenen Organismen physiologisch beeinträchtigen. Erhöhte Wintertemperaturen hingegen führen oft zur Ausdehnung der Vegetationsperiode, der Steigerung der Primärproduktion und größerer Aktivität aquatischer Organismen. In kalten Gewässern führt eine Erwärmung oft zur Zunahme der Diversität und der Anzahl an aquatischen Organismen, wobei Kaltwasserspezies benachteiligt werden.Zudem vergrößern steigende Wassertemperaturen die Wahrscheinlichkeit für Parasiten- und Pilzerkrankungen. Werden beispielsweise 15 °C während einer längeren Zeitperiode (ca. zwei Wochen) überschritten, erhöht sich die Gefahr eines Ausbruches der Proliferativen Nierenkrankheit bei Salmoniden massiv. Diese Krankheit ist einer der Gründe für den Fischrückgang in Schweizer Gewässern.“ (S.102)
„Die Auswirkungen rascher Temperaturänderungen, wie sie häufig durch den Schwall- und Sunk-Betrieb von Reservoiren verursacht werden, sind wenig erforscht. Die wenigen vorhandenen Studien zeigen, dass die rasche Temperaturänderung zu erhöhtem Driften von Invertebraten führt und sich damit die Zusammensetzung der aquatischen Ökosysteme verändern kann.“ (S.102)
- Energiewirtschaft
- Energieumwandlung
„Thermische Belastungen, die sich aus der Nutzung von Seen für Kühl- oder Heizzwecke ergeben können, wurden für den Bodensee mit Hilfe von Modellberechnungen abgeschätzt und im Kontext der klimatischen Veränderungen des Wärmehaushalts des Bodensees bewertet. Eine Zunahme der thermischen Nutzung des Bodensees ist zu erwarten, da die Vorgaben der Bodensee-Richtlinien (IGKB, 2014) diese seit 2014 in größerem Umfang zulassen. Mit der vermehrten thermischen Nutzung soll der Verbrauch nicht-regenerativer Energien verringert werden.“ (S.128)
- Industrie und Gewerbe
- Rohstoff-, Wasser- und Energieversorgung
„Die klimabedingten Änderungen ziehen auch ökonomische Folgen für die Wasserversorgungsunternehmen nach sich. Nicht nur die Seewasserwerke stehen daher zunehmend vor der Aufgabe, die Folgen extremer Wetterereignisse sowie die Auswirkungen der Klimaänderungen in ihren zukünftigen Entscheidungen zu berücksichtigen. Wegen ihrer längeren Umsetzungs und Finanzierungsphase bedürfen dabei vor allem die investiven Maßnahmen einer frühzeitigen und sorgfältigen Planung. Ferner sind praktikable Ansätze erforderlich, mit denen offene Fragestellungen zur Priorisierung und Finanzierung der jeweiligen Anpassungsmaßnahmen ebenso wie Fragestellungen zur Preisgestaltung beantwortet werden können.“ (S.84)
- Wasser
- Gewässerzustand von Oberflächengewässern
- Wasserverfügbarkeit
„Das Seewasser erwärmt sich in fast allen Simulationen in allen Tiefenstufen, allerdings unterschiedlich stark. Abb. 48 zeigt den Verlauf der Wassertemperaturen in verschiedenen Tiefenstufen im Zeitraum 2010 bis 2085 bei Verwendung des Klimaszenarios avg 1. Abb. 49 zeigt die mittlere Erwärmung verschiedener Tiefenschichten des Zeitraums 2070 bis 2085 im Vergleich zum Referenzzeitraum 2000 bis 2010 bei allen ausgewerteten Klimaszenarien.“ (S.52)
„Das langjährige Wasserangebot im betrachteten Trinkwasserversorgungsgebiet hängt vor allem von den regionalen und örtlichen verfügbaren Wasservorkommen und den saisonalen Einflüssen ab. Es scheint, dass in Abhängigkeit der sich teilweise kleinräumig auswirkenden Wasserbilanzgrößen und örtlicher Verhältnisse im Trinkwasserversorgungsgebiet des Bodensees Grund- und Quellwasser weiterhin in ähnlichem Ausmaß wie heute zur Verfügung steht oder lediglich mit moderaten Veränderungen zu rechnen ist.“ (S.83)
Methodischer Ansatz
Für die Ermittlung der klimatischen Auswirkungen des Bodensees wurden Informationen zu Klimamodellen, Wärmebelastung und thermischen Nutzungen des Gewässers und Trinkwassernutzung recherchiert. Daneben wurden Messungen im Bodensee durchgeführt und sowohl als auch vorhandene Messungen ausgewertet. Um Aussagen für die Zukunft zu treffen wurden computergesteuerte Klimasimulationen angewendet, für diese die Grundlagendaten aus Bemessungen und Emissionsszenarien zur Verfügung standen.
Wer war oder ist beteiligt?
Institut für Seenforschung (ISF) der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz, Baden-Württemberg (LUBW)
Fink, Gabriel; Fleig, Michael; Lang, Ulrich; Mirbach, Stefan; Schick, Roland; Wahl; Bernd, Wüest, Alfred; Zintz, Klaus (2015): KlimBo – Klimawandel am Bodensee; Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) (Hg.), Blaue Reihe, Bericht Nr. 60: 136 Seiten.