ClimAlpTour – Climate Change and its impact on tourism in the Alpine Space

Hintergrund und Ziele

Der Alpenraum ist eine der touristisch intensivst genutzten Regionen weltweit. Gleichzeitig sind die Alpen auch eine Region, die besonders anfällig ist für die Auswirkungen des Klimawandels. Im ClimAlpTour-Projekt haben sich daher insgesamt 18 Projektpartner aus 6 Alpenanrainerstaaten unter der Federführung der Region Veneto (Italien) zusammen gefunden, um die Auswirkungen des Klimawandels auf den Tourismus im Alpenraum zu untersuchen und Anpassungsstrategien aufzuzeigen.

Das anwendungsorientierte ClimAlpTour-Projekt hatte zum Ziel, geeignete Anpassungsstrategien für ausgewählte Pilotregionen zu entwickeln. Ein Hauptanliegen von ClimAlpTour war es, traditionelle alpine Tourismuskonzepte, die vorwiegend auf Wintertourismus setzen, zu überarbeiten. Damit sollte das vorhandene Potenzial der Alpen durch ganzjährige Tourismusangebote besser ausgeschöpft werden.

Das Projekt ist in 7 Arbeitspakete unterteilt:

  1. Projektvorbereitung: Antragsformular, Partnerschaftsübereinkommen,
  2. Projektmanagement: Steuerung des Arbeitsablaufs und Verwaltung des Budgets,
  3. Information und Öffentlichkeitsarbeit: Internetseite, Expertenanhörung, Konferenzen,
  4. Datenerhebung: Erfassung bestehender Daten, Datensätze, Indikatoren,
  5. Untersuchung der Auswirkungen: Untersuchung der Auswirkungen des Klimawandels auf Tourismus-Destinationen unter Beachtung ökologischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Aspekte,
  6. Anpassungsstrategien: Maßgeschneiderte Anpassungsstrategien für Modellregionen,
  7. Bewusstseinsbildung: Information, Ausbildung und Kommunikationsmaßnahmen für Interessensgruppen, Urlauber, Gesellschaft und Politik.

Laufzeit

bis

Untersuchungsregion/-raum

Land
  • Deutschland
  • Frankreich
  • Italien
  • Österreich
  • Schweiz
  • Slowenien
Bundesland
  • Baden-Württemberg
  • Bayern
Naturräumliche Zuordnung
  • Alb und nordbayerisches Hügelland
  • Alpen
  • Alpenvorland

Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel

Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben

Ansatz und Ergebnisse 

Nutzung der Daten über den möglichen Klimawandel im Alpenraum aus dem Projekt ClimChAlp.

Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)

Analyseansatz 

Anstieg der Schneefallgrenze und der damit verbundene Rückgang der Schneesicherheit, Bodenerosion und Hanginstabilität, Auftauen der Permafrostböden und Gletscherrückgänge, Veränderungen des Landschaftsbildes, der biologischen Vielfalt und des Wasserhaushaltes.

Describe here, which approach for the vulnerability analysis, risks and/or chances is/was used within your project and which results emerged from it or are expected

Ansatz und Risiken / Chancen 

Innerhalb des Projekts wurden Portfolios erstellt, um die wichtigsten Tourismusprodukte mit Blick auf ihr Vulnerabilitätsniveau (im Sinne von Anfälligkeitsgrad) innerhalb der jeweiligen Destination darzustellen. Darüber hinaus werden auch die Produkt-Portfolios der jeweiligen ClimAlpTour-Pilotregionen vorgestellt (sofern Daten und Umsatzzahlen zur Verfügung standen). Diese Portfolios können als Basis genutzt werden, um eine Diskussion in den Pilotregionen zu initiieren oder um wichtige Hinweise zu möglichen Anpassungsstrategien für spezifische Produkte und für die Destinationen zu liefern.

Um die ⁠Vulnerabilität⁠ der Tourismusindustrie und der Tourismusprodukte in den ClimAlpTour-Pilotregionen zu untersuchen, ist folgender Ansatz gewählt worden: Für die Bestimmung der Destinations-Vulnerabilität können drei verschiedene Vulnerabilitätsbereiche in Betracht gezogen werden, um die Anfälligkeit eines Landes, einer Region oder einer Gemeinde zu bestimmen:

1. Wirtschaftliche Vulnerabilität:

Im ersten Schritt wurde die wirtschaftliche Lage jeder Pilotregion bestimmt und folgende Indikatoren des wirtschaftlichen Wohlstands und der Tourismusabhängigkeit betrachtet und analysiert:

  •  Das BIP als einer der Schlüsselindikatoren zur Bemessung des wirtschaftlichen Wohlstands,
  • Extreme wirtschaftliche Bedingungen: zeigen die allgemeine wirtschaftliche Lage,
  •  Allgemeines Investitionsklima: zeigt das Interesse der Investoren an einer Region,
  •  Tourismusintensität: zeigt die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus in einer Region,
  •  Abhängigkeit des Arbeitsmarktes vom Tourismus: verdeutlicht die Bedeutung der Tourismusindustrie für den Arbeitsmarkt,
  •  Wachstum der Destination: zeigt die Entwicklung der Region in den letzten Jahren,
  • Verhältnis der Arbeitskräfte: zeigt die Abhängigkeit der Destination von zugewanderten Arbeitskräften,
  • Kundenzufriedenheit: verschafft ein Eindruck der Gästewahrnehmung bezüglich der Destination.

2. Ökologische Vulnerabilität:

Für den ökologische Aspekt bei der Bemessung der Destinations-Vulnerabilität wurden zwei Parameter in Betracht gezogen:

  •  Ökologische Vulnerabilität: Bestimmt anhand des durchschnittlichen Schneefalls, des minimalen Schneefalls, der Wintertemperaturen, dem niedrigsten Punkt der Destination, der durchschnittlichen Höhe des Skigebiets, der Ausrichtung der Skihänge, der Topographie und der geographischen Lage,
  •  Naturkatastrophen: zeigt die Häufigkeit bzw. das Auftreten von extremen Naturgefahren.

3. Soziale Vulnerabilität:

Für die sozialen Aspekte in der Bemessung der Destinations-Vulnerabilität wurden folgende Indikatoren betrachtet und analysiert:

  •  Migrationsverhältnis: zeigt ob die Einwohnerzahl zu- oder abnimmt,
  •  Altersindex: zeigt die demographischen Veränderungen,
  •  Zusammenhalt innerhalb der Gemeinde: zeigt die Kooperations- und Unterstützungsbereitschaft der lokalen Gemeinschaft.

Bestimmung der Produkt-Vulnerabilität:

Nach der Bemessung der wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Vulnerabilität der Pilotregionen war es notwendig dieses Wissen auf eine detaillierte Produktebene zu übertragen. Auch wenn es in den ⁠Klimawandel⁠-Diskussionen der Vergangenheit üblich war, macht ein genereller Ansatz der nur Sommertourismus von Wintertourismus unterscheidet keinen Sinn. Denn die Unterschiede der klimabezogenen Vulnerabilität in der Gruppe des Sommertourismus sind enorm und folglich ist es daher notwendig, die Produkte selbst etwas genauer zu betrachten. Somit basiert die Entwicklung eines Produkt-Portfolios nicht nur auf dem üblichen Verständnis von Vulnerabilität, sondern auch auf der Erfassung der Anfälligkeit einzelner Tourismusprodukte. Diese Produkt-Vulnerabilität ist ihrerseits mit den allgemeinen Vulnerabilitäts-Indikatoren der jeweiligen Destination verknüpft. Um das zu erreichen, wurde ein ähnlicher Ansatz wie der des österreichischen StartClim-Projekts gewählt und den speziellen Anforderungen des ClimAlpTour-Projekts angepasst. Eine Produktliste mit Winter-, Sommer- und Ganzjahres-Tourismusprodukten wurde erstellt. Daraufhin wurde jedes Produkt bezüglich seiner Wetteranfälligkeit und seiner Anforderung an natürlichen Ressourcen bewertet. Weiterhin wurde die Kostenstruktur in Betracht gezogen (fixe Kosten, variable Kosten und Kapitalertrag). Es wurde die Produkt-Vulnerabilität eines einzelnen Produkts berechnet und so konnte deutlich gemacht werden, ob ein Produkt schwer zu unterhalten oder ohne große finanzielle und wetterspezifische Risiken angeboten werden kann.

Bestimmung der Gesamtvulnerabilität:

Die Gesamtvulnerabilität besteht aus einer Kombination aus Destinations- und Produkt-Vulnerabilität, die beide in gleichem Maße gewichtet werden (50%/50%).

Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen

Maßnahmen und/oder Strategien 

Strategische Anpassung sollte mithilfe eines ganzheitlichen Ansatzes verwirklicht werden. Daher wurden Stakeholdern aus allen relevanten Bereichen (ökonomisch, ökologisch und sozial) in das Projekt einbezogen. Dies geschah u. a. im Rahmen von überregionalen Experten-Hearings. Um beispielhaft Anpassungsstrategien aufzuzeigen, wurden Pilotregionen ausgewählt. Im bayerischen Alpenraum waren dies z. B. einerseits die Gemeinde Grainau und andererseits die Karwendelgemeinden Mittenwald, Krün, Wallgau, Kochel, Jachenau und Lenggries. Um die Zukunftsfähigkeit Grainaus als Ganzjahres-Destination für den Tourismus zu stärken, sollte dort mit Unterstützung des Alpenforschungsinstituts ein alpiner Naturerlebnispark entstehen. In diesem sollte u. a. das Bewusstsein für den ⁠Klimawandel⁠ durch einen Klimawandellehrpfad geschärft werden. Die Karwendelgemeinden strebten weiterhin einen Naturpark Karwendel als Instrument einer nachhaltigen Regionalentwicklung sowie als Plattform für die Tourismusvermarktung an. Beide Ansätze lösen sich von einer einseitigen Winterausrichtung auf Sport hin zu alpinem Naturerlebnis. Die in den Pilotregionen gewonnenen Erfahrungen können auf Regionen mit ähnlichen Problemen übertragen werden.

Aus der Perspektive von Naturschutzorganisationen und Befürwortern von Nachhaltigkeitskonzepten bestehen zwar bereits gute Ansätze zur ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ im Nordalpenraum, vielerorts mangelt es jedoch noch an fehlendem Risikobewusstsein. So sind laut Expertenmeinung die heutigen Anpassungsmaßnahmen bei den Kommunen (noch) mehr „Schein als Sein“ und die Erstellung und Implementierung eines Leitbildes zur nachhaltigen Kommunalentwicklung ist dringend erforderlich. Ebenfalls muss eine Verbesserung bei der Koordination der Entwicklungsplanung erreicht werden. Bei Tourismusunternehmen ist meist lediglich das Marketing angepasst und es wird empfohlen, zukünftig substanziell nachhaltige Produkte zu entwickeln, ohne dabei bereits vom Klimawandel betroffene Produkte auszugrenzen.

Konfliktpotential / Synergien / Nachhaltigkeit 

Während sich die Finanzbranche bereits differenziert mit den Folgen des Klimawandels auseinandersetzt, beklagen die Tourismus-Experten eine fehlende Bereitschaft der Tourismusindustrie, Themen zum Klimawandel aktiv zu behandeln. Viele Unternehmen der Branche schweigen lieber, wollen den Gast nicht verunsichern, Investoren nicht abschrecken und Wertminderungen vermeiden. Im Rahmen einer strategischen Anpassung an die Folgen des Klimawandels ist es jedoch wichtig, den Nachhaltigkeitsaspekt in der Entwicklung neuer Tourismuskonzepte fest zu verankern.

Schritt 4: Maßnahmen planen und umsetzen

Kosten 

Die wirtschaftliche Lage jeder Pilotregion wurde bestimmt und Indikatoren des wirtschaftlichen Wohlstands und der Tourismusabhängigkeit betrachtet und analysiert. Außerdem wurde die ⁠Vulnerabilität⁠ einzelner Produkte berechnet. So konnte deutlich gemacht werden, ob ein Produkt "schwer zu unterhalten" oder ohne große finanzielle und wetterspezifische Risiken angeboten werden kann.

Wer war oder ist beteiligt?

Förderung / Finanzierung 

Zuschuss aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Das EU-Projekt ClimAlpTour ist Bestandteil des Alpenraumprogramms "European Territorial Cooperation – Alpine Space 2007–2013"

Projektleitung 

Region Veneto (Italien)

Beteiligte/Partner 
  • AFI – Alpenforschungsinstitut GmbH, Deutschland;
  • Autonomous Region of Valle d'Aosta, Italien;
  • EURAC – European Academy, Italien;
  • Hochschule München, Fakultät für Tourismus, Deutschland;
  • Institute of Economics & Tourism of HES-SO Valais, Schweiz;
  • Institut Universitaire Kurt Bösch, Schweiz;
  • Institut für Landschaft und Freiraum, Hochschule für Technik Rapperswil, Schweiz;
  • Institut für Tourismus und Freizeitforschung, Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur, Schweiz;
  • IREALP – Research Institute for Ecology and Economy applied to Alpine Areas, Italien;
  • MATT Italian Ministry for the Environment, the Land and the Sea, Italien;
  • Scientific Research Center of the Slovenian Academy of Sciences and Art, Anton Melik Geographical Institute, Slowenien;
  • The Mountain Institute, University of Savoy, Frankreich;
  • Universität Innsbruck, Institut für Strategisches Management, Marketing, Tourismus, Österreich;
  • UNCEM – National Union of Mountain Municipalities, Communities and Institutions, Italien;
  • UNEP⁠ – United Nations Environment Programme, Österreich;
  • Veneto Region – Directorate for Forests and Mountain Economy, Italien;
  • WWF, Italien.
Ansprechpartner

Regione del Veneto
Via Torino 110
30172 Mestre, Venezia
Italy

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Handlungsfelder:
 Biologische Vielfalt  Landwirtschaft  Raumplanung, Stadt- und Siedlungsentwicklung  Tourismuswirtschaft