Klimawandel - Anpassungsbedarf aus Sicht des Bevölkerungsschutzes

Hintergrund und Ziele

Heiße Sommer mit Dürreperioden, Starkniederschläge mit Hochwasser und Überschwemmungen, schwere Winterstürme mit Schäden in Wäldern und Städten - das sind Szenarien, mit denen sich der Bevölkerungsschutz und damit das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) intensiv auseinandersetzt.

Die beschriebenen Szenarien können langfristig massive Auswirkungen auf den Bevölkerungsschutz haben. Es ist notwendig, das Notfall- und Rettungswesen und den Katastrophenschutz mittel- und langfristig an die zu erwartenden klimatischen Veränderungen und deren Folgen anzupassen. Das gilt auch für die sog. "Kritischen Infrastrukturen" wie die Energieversorgung, die Trinkwasserversorgung und das Gesundheitswesen. Hier kommen neben Risikomanagementaspekten auch wichtige Aspekte des baulichen Bevölkerungsschutzes zum Tragen.

Aber auch die Bevölkerung ist durch eine Verbesserung der Selbstschutz- und Selbsthilfefähigkeit auf mögliche neue Gefährdungen vorzubereiten. Denn neue klimatisch bedingte Extremereignissen wie zum Beispiel Hochwasser oder Hitzeperioden könnten in Zukunft durchaus länger anhalten und sich weiter ausbreiten als je zuvor. In solchen Fällen müssen die Bürgerinnen und Bürger über Grundkenntnisse in Selbstschutz- und Selbsthilfefähigkeit verfügen.

Das BBK wird in seinem Zentrum "Schutz Kritischer Infrastrukturen" Grundlagenwissen und zentrale Fragen erarbeiten und mit anderen Fachbehörden und wissenschaftlichen Experten erörtern. Ziel ist die Erarbeitung geeigneter Maßnahmen zum Schutz wichtiger Infrastruktureinrichtungen. Ein erster Schritt dazu wurde bereits geleistet: Im Zentrum "Schutz Kritischer Infrastrukturen" sind zahlreiche wissenschaftliche Quellen zum ⁠Klimawandel⁠ daraufhin untersucht worden, inwieweit sie für den Bevölkerungsschutz wichtig sind. Parallel dazu ist die Analyse der bevölkerungsschutz- und infrastrukturspezifischen Auswirkungen des Klimawandels begonnen worden.

Weiterhin wird mit relevanten Partnern kooperiert sowie Planung und Organisation von Informationsveranstaltungen, Workshops und Kongressen durchgeführt. Gesamtziel ist die Entwicklung von Anpassungsstrategien für den Bevölkerungs- und Katastrophenschutz.

Laufzeit

bis

Untersuchungsregion/-raum

Land
  • Deutschland
Bundesland
  • Baden-Württemberg
  • Bayern
  • Berlin
  • Brandenburg
  • Bremen
  • Hamburg
  • Hessen
  • Mecklenburg-Vorpommern
  • Niedersachsen
  • Nordrhein-Westfalen
  • Rheinland-Pfalz
  • Saarland
  • Sachsen
  • Sachsen-Anhalt
  • Schleswig-Holstein
  • Thüringen

Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel

Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben

Ansatz und Ergebnisse 

Klimaszenarien und Szenarien der sozioökonomischen Entwicklung nach ⁠IPCC⁠ mit den SRES-Emissionsszenarien A1B, A2 und B1. Die deutschen Klimaberechnungen werden mit globalen Modellen des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg durchgeführt. Das Modell besteht aus dem Atmosphären- und Landoberflächenmodell ECHAM 5 und dem Ozeanmodell MPI-OM. Ergebnisse für den regionalen ⁠Klimawandel⁠ werden aus den Regionalisierungsmodellen REMO und WETTREG abgeleitet.

Parameter (Klimasignale)
  • Hitzewellen
  • Meeresspiegelanstieg und Sturmfluten
  • Starkniederschlag (inkl. Hagel, Schnee)
  • Sturm
  • Trockenheit
Weitere Parameter 

Extremwerte für Temperatur und Niederschläge, Wasserhaushalt

Zeithorizont
  • kurzfristig = die nächsten Jahre/Jahrzehnte
Weitere Zeitangaben 

30 bis 100 Jahre

Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)

Analyseansatz 

Es werden die regionalen Folgen des Klimawandel betrachtet wie z.B. für Brandenburg zunehmende Trockenheit und für die Küsten der Anstieg des Meeresspiegels und höhere Sturmfluten. Insgesamt werden Folgen für klimasensitive Systeme im Hinblick auf den Bevölkerungsschutz betrachtet.

Schritt 2b: Vulnerabilität, Risiken und Chancen

Ansatz und Risiken / Chancen 

Es werden für die Bevölkerung und für die Kritische Infrastrukturen ⁠Sensitivität⁠, ⁠Anpassungskapazität⁠, Dringlichkeit, Konfliktpotential und ⁠Nachhaltigkeit⁠ in den Analysen berücksichtigt.

Die Sensitivität der Bevölkerung ist unter Berücksichtigung der Klimaszenarien und für bestimmte Gesellschaftsgruppen als hoch einzuschätzen (z.B. Hitzewellen für ältere und jüngere Menschen). Die Sensitivität der Infrastrukturen ist als niedrig bis hoch anzusehen (z.B. ist sie hoch hinsichtlich der Energieversorgung bei anhaltender ⁠Dürre⁠ bzw. Trockenheit).

Die Anpassungskapazität der Bevölkerung ist unter Berücksichtigung der Klimaszenarien und für bestimmte Gesellschaftsgruppen als niedrig bis mittel einzuschätzen (z.B. Hitzewellen für ältere und jüngere Menschen). Die Anpassungskapazität der Infrastrukturen ist als niedrig bis mittel anzusehen.

Dringlichkeit und Priorisierung von Anpassungsbedarf 

Die Dringlichkeit von Anpassungsmaßnahmen für die Bevölkerung und für die Infrastrukturen ist mittel bis hoch.

Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen

Maßnahmen und/oder Strategien 

Es werden Anpassungsstrategien für den Bevölkerungsschutz, in der Katastrophenhilfe, im Katastrophenschutz und für Kritische Infrastrukturen entwickelt. Anpassungsstrategien beinhalten für die Bevölkerung veränderte Verhaltensweisen, für die Katastrophenhilfe und den Katastrophenschutz eine verbesserte Ausstattung und Ausrüstung und für Kritische Infrastrukturen die Sicherstellung der Versorgung unter Extrembedingungen durch alternative Versorgungskonzepte.

Ziel ist die Reduzierung der Auswirkungen des Klimawandels auf die Bevölkerung z.B. durch die Reduzierung von Versorgungsausfällen.

Weitere Zeitangaben und Erläuterungen 

Die ersten entwickelten Anpassungsmaßnahmen sollen in einem Zeitraum von 3 bis 10 Jahren umsetzbar sein.

Konfliktpotential / Synergien / Nachhaltigkeit 

Zukünftige Konzepte zur Anpassung in der Bevölkerung müssen nachhaltig sein. Wirtschaftlichkeit und Sicherheit stellen für die Infrastrukturen teilweise konkurrierende Aspekte dar, zukünftige Konzepte müssen aber auch hier nachhaltig sein.

Wer war oder ist beteiligt?

Förderung / Finanzierung 

Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK)

Projektleitung 

Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Zentrum "Schutz Kritischer Infrastrukturen"

Beteiligte/Partner 

Zusammenarbeit mit relevanten Partner auf Bundes- und Landesebene;

strategische Kooperationsvereinbarung zwischen Umweltbundesamt (⁠UBA⁠) und BBK;

weitere potentielle Partner sind der Deutsche Wetterdienst (⁠DWD⁠), die Länderbehörden, der Katastrophenschutz und die Betreiber Kritischer Infrastrukturen

Ansprechpartner

BBK - Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
Provinzialstraße 93
D-53127 Bonn

Teilen:
Artikel:
Drucken
Handlungsfelder:
 Bevölkerungs- und Katastrophenschutz  Energieinfrastruktur  Finanzwirtschaft  Landwirtschaft  Menschliche Gesundheit und Pflege  Verkehr und Verkehrsinfrastruktur  Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft