KLIMOPASS – Klimawandel und modellhafte Anpassung in Baden-Württemberg

Hintergrund und Ziele

Der Ministerrat von Baden-Württemberg hat im Mai 2010 das neue Forschungsprogramm "⁠Klimawandel⁠ und modellhafte Anpassung in Baden-Württemberg (KLIMOPASS)" beschlossen.

Das Forschungsprogramm hat zum Ziel, die Folgen des Klimawandels und die Anpassungsmöglichkeiten für Baden-Württemberg zu untersuchen. Dafür sollen sektor- bzw. themenübergreifenden Verbundprojekte gefördert werde. KLIMOPASS besteht aus zwei Teilen:

Teil 1 "Grundlagenforschung regionale ⁠Klimafolgen⁠" mit folgenden Themenfeldern:

(1) Räumliche und zeitliche Verdichtung regionaler Klimamodelle für Baden-Württemberg unter Berücksichtigung aktueller globaler Modelle einschließlich vergleichender Analyse, Validierung und Bewertung;

(2) Auswirkungen des Klimawandels auf den Energieverbrauch, die Energiebereitstellung und -versorgung in Baden-Württemberg einschließlich modellhafter Anpassung;

(3) Auswirkungen des Klimawandels auf bestehende Infrastruktureinrichtungen in Baden-Württemberg einschließlich modellhafter Anpassung;

(4) Auswirkungen des Klimawandels auf die Ökonomie Baden-Württembergs sowie Handlungsoptionen für die öffentlichen und privaten Sektoren;

(5) Perspektiven für die Lebensverhältnisse und die Lebensqualität in Baden-Württemberg im Jahr 2050 und im Jahr 2100 unter Berücksichtigung des Klimawandels;

Teil 2 "Angewandte Forschung und Modellprojekte":

Umwelt:

- Bestandsaufnahme von klimatologischen Messdaten Baden-Württembergs und Erstellung einer Metadatenbank;

- Entwicklung eines Konzepts zum ⁠Monitoring⁠ von Klimafolgen und Anpassungsmaßnahmen anhand eines Modellraums in Baden-Württemberg;

- Auswirkungen des Klimawandels auf die Pflanzenwelt Baden-Württembergs am Beispiel der Stadtflora;

- Auswirkung des Klimawandels auf die Entwicklung der Nitratbelastung im Grundwasser am Beispiel des Gesamteinzugsgebiets des Langenauer Donaurieds;

- Einfluss des Klimawandels auf die ökologischen Funktionen des Bodens durch Humusabbau – Entwicklung eines Instruments zur Früherkennung von Humusveränderungen in typischen Böden Baden-Württembergs;

Forstwirtschaft:

- Entscheidungshilfe Wald und ⁠Klima⁠ – Modellprojekt: ⁠Vulnerabilitätsanalyse⁠ auf Wald-Bestandesebene;

- Umweltveränderungen im Spiegel des Wachstums baden-württembergischer Hauptbaumarten: Exktraktion und Analyse des umweltbedingten Wachstumssignals aus langfristigen Messzeitreihen;

- Beitrag der Waldbewirtschaftung zur Abmilderung des Klimawandels - Auswirkungen von Waldbehandlungsstrategien auf die Kohlenstoffspeicherung in Baden-Württemberg;

Landwirtschaft:

- Invasive Arten als Fischnahrung im Bodensee;

- Entwicklung und Optimierung sensorgestützter komplexer Regelstrategien für die optimale Stallklimatisierung in frei belüfteten Offenfrontställen für Schweine;

- Bodenwasserhaushalt bei konservierender Bodenbearbeitung;

- Regulierung von Schildläusen im Apfelanbau mit Nützlingen;

Tourismus:

- Zukunftmobilität in der Ferienregion Schwarzwald;

Gesundheit:

- Raumklima und Befindlichkeit/Wohnzufriedenheit der Bewohner in energetisch teilsanierten Wohnungen;

- Untersuchungen zum Vorkommen der viszeralen Leishmaniose in Baden-Württemberg;

Laufzeit

bis

Untersuchungsregion/-raum

Land
  • Deutschland
Bundesland
  • Baden-Württemberg
Naturräumliche Zuordnung
  • Alb und nordbayerisches Hügelland
  • Alpen
  • Alpenvorland
  • Oberrheingraben

Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel

Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben

Ansatz und Ergebnisse 

Grundlage der Arbeiten sind retrospektiv analysierte Klimaentwicklungen für Klimanormalperioden sowie regionalisierte Klimaszenarien auf der Basis der IPCC SRES. Betrachtet wird eine Bandbreite von Emissionsszenarien (A1 bis B1) für mehrere Zeiträume (bis 2050, bis 2100) bewegen. Zusammenarbeit zu Klimaprojektionen mit dem Süddeutschen Klimabüro.

Parameter (Klimasignale)
  • Flusshochwasser
  • Veränderte Niederschlagsmuster
  • Höhere mittlere Temperaturen
  • Starkniederschlag (inkl. Hagel, Schnee)
Weitere Parameter 

alle Klimaparamter der Klimamodelle, Extremereignisse

Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)

Analyseansatz 

Betrachtete Klimafolgen u. a. durch Extremereignisse wie Starkniederschläge und Hagel sowie Hochwasser durch vermehrte Winterniederschläge (Details finden sich in den jeweiligen Forschungsprojekten).

Schritt 2b: Vulnerabilität, Risiken und Chancen

Ansatz und Risiken / Chancen 

Details finden sich in den jeweiligen Forschungsprojekten;

Im Modellprojekt "⁠Vulnerabilitätsanalyse⁠ auf Wald-Bestandesebene" wurde in einer ersten Phase eine umfassende Vulnerabilitätsanalyse für die Wälder durchgeführt, die Risiken wie ⁠Dürre⁠, Sturm, Insekten, verändertes Wachstum und Arealverschiebung umfasste. Mit dem Projekt sollen Grundlagen für Waldbau und Forsteinrichtung unter einem sich ändernden ⁠Klima⁠ in Baden-Württemberg erarbeitet werden. Für die Hauptbaumarten Buche und Fichte, unter Berücksichtigung weiterer Baumarten wie Tanne, Douglasie und Eiche wird eine Konkretisierung der Kriterien für die Baumarteneignung in den Bereichen Konkurrenzstärke im ⁠Ökosystem⁠, Disposition für abiotische und biotische Schadfaktoren und Wuchsleistung angestrebt. Dabei soll eine flächenhafte Darstellung der Konsequenzen von Klimaveränderungen erarbeitet, die ⁠Vulnerabilität⁠ der Wälder für Klimaänderungen erfasst und anhand der verfügbaren Klimaszenarien für die Zukunft prognostiziert werden. In einem zweiten Schritt sollen Anpassungsstrategien erarbeitet und bewertet werden.

Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen

Maßnahmen und/oder Strategien 

Details finden sich in den jeweiligen Forschungsprojekten;

Anpassungsstrategien, die über die derzeit in vielen Bereichen angewendete flexible-and-no-regret-Strategie hinausgehen – und das zukünftig wohl auch müssen – sind nur sinnvoll, wenn sie einen konkreten Raumbezug besitzen, gezielt an den speziellen wesentlichen Gefährdungsstellen ansetzen und in ihrer Wirkung und Wirkungsweise überprüfbar sind. Die Relation zwischen Aufwand und Ertrag ist zu beachten, um vorhandene Ressourcen möglichst effektiv einzusetzen. Hierzu müssen wesentliche vulnerable Strukturen des betreffenden Raums bekannt und nach Bedeutung geordnet werden.

Anpassungsstrategien mit konkretem Raumbezug müssen darüber hinaus so angelegt sein, dass sie zur Berücksichtigung zukünftiger ökologischer, ökonomischer und sozialer Entwicklungen (Mensch und Natur) und möglicher Veränderungen hinsichtlich der Dynamik und der Ausmaße des Klimawandels und seiner Auswirkungen gegebenenfalls nachjustiert werden können. Anpassungsstrategien müssen Anpassungsprozesse sein. Ein Prüf- und Kontrollsystem (Monitoringsystem) ist deshalb notwendig.

Zeithorizont
  • 2036–2065
  • 2071–2100 (ferne Zukunft)

Wer war oder ist beteiligt?

Förderung / Finanzierung 

Zukunftsoffensive III des Landes Baden-Württemberg (Teil 1) und Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (Teil 2)

Projektleitung 

Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW)

Beteiligte/Partner 
  • - TU Dortmund;
  • - Karlsruher Institut für Technologie - KIT;
  • - Universität Stuttgart;
  • - Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg;
  • - Universität Freiburg, Institut für Landespflege;
  • - Institut für Botanik und Landschaftskunde;
  • - Ingenieurgesellschaft Prof. Kobus und Partner GmbH;
  • - Universität Hannover, Institut für Bodenkunde;
  • - Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA);
  • - Landwirtschaftliches Zentrum für Rinderhaltung, Grünlandwirtschaft, Milchwirtschaft, Wild und Fischerei Baden-Württemberg (LAZBW);
  • - Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg;
  • - Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ);
  • - Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee;
  • - Steinbeis Beratungszentrum Trossingen;
  • - Landesgesundheitsamt;
  • - Universität Hohenheim, Inst. für Zoologie, Fachgebiet Parasitologie;
Ansprechpartner

Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW)
Referat 23
Griesbachstraße 1
D-76185 Karlsruhe

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Handlungsfelder:
 Biologische Vielfalt  Energieinfrastruktur  Landwirtschaft  Menschliche Gesundheit und Pflege  Raumplanung, Stadt- und Siedlungsentwicklung  Tourismuswirtschaft  Verkehr und Verkehrsinfrastruktur  Wald- und Forstwirtschaft  Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft