Hintergrund und Ziele
Hoyerswerda – ehemals das Zentrum der Braunkohle- und Energiewirtschaft der DDR – schrumpfte seit 1990 von 71.000 auf 37.500 Einwohner. Die Region verlor in dieser Zeit 150.000 Arbeitsplätze. Vor allem durch großflächige Absenkungen des Grundwassers im Zuge des Bergbaus wandelte sich das regionale Klima spürbar. Die Bergbaulandschaft wird langsam in eine Erholungslandschaft umgestaltet (das "Lausitzer Seenland"), künftig Europas größtes künstliches Seengebiet. Die Neustadt wird weiter schrumpfen, die Altstadt soll dauerhaft gestärkt werden, vor allem durch Wohnen, Dienstleistung, Handel und nichtstörendes Gewerbe. Trotzt intensiver Bemühungen gelang es bisher nicht, die innerstädtischen Brachen zu revitalisieren.
In diesem Kontext wurde die Vision der "SolarGardenCity" auf zwei zusammen etwa 6 ha großen Stadtbrachen im nördlichen Zentrumsbereich entwickelt. Dabei steht "Solar" für Klimaschutz, Energieeffizienz und erneuerbare Energien, "Garden" für Klimaanpassung, Vegetationsaufbau und Temperaturausgleich und "City" steht für Innenstadtentwicklung, Urbanität und kurze Wege. Nach weitgehend abgeschlossener Sanierung der Bestände soll das Altstadtzentrum zu einem attraktiven Standort vor allem für den Neubau von Wohneigentum, Mietwohnungen, Seniorenwohnungen und für kleinteiliges Gewerbe entwickelt werden.
"SolarGardenCity" ist eine Vision für die klimagerechte Revitalisierung innerstädtischer Brachflächen in Hoyerswerda. Mit Hilfe des Instruments Projektentwicklung soll sie Wirklichkeit werden. Die "SolarGardenCity" wird aus dem Energie- und Klimaschutzkonzept abgeleitet. Sie ist zugleich ein Element der angestrebten regionalen Wirtschafts- und Ressourcenentwicklung und von strategischer Bedeutung im Rahmen der Stadtreparatur.
Projektentwicklung wird als ein maßgebendes Modul immobilienwirtschaftlicher Strategien aufgefasst. Ziel ist es herauszuarbeiten, wie die Projektentwicklung unterstützend wirken kann:
- städtebaulich als attraktive innenstädtische Quartiere;
- objektbezogen als von Nutzern und Investoren begehrte Gebäude;
- ökologisch als innovativer Beitrag zu Klimaschutz und -anpassung;
- politisch als erlebbarer Erfolg politischen Handelns;
- unternehmerisch als Leistungsangebot mit Alleinstellungsmerkmal.
Folgende Schritte sind dafür notwendig:
- Etablieren einer geeigneten Akteurskonstellation, Sichern notwendiger Kooperationen;
- Managen unabdingbarer Voraussetzungen wie z.B. Planungsrecht, Verfügbarkeit von Grundstücken zu angemessenen Preisen, Medienerschließung nach den Maßgaben des Energie- und Klimaschutzkonzeptes;
- Positionierung in einem schwierigen Wohnungsmarkt;
- Relevante Zielgruppen identifizieren (Marktanalyse) und interessieren (Markttest);
- Darstellen und Bewertung der Gestaltungsmittel, Technologien und Maßnahmen für Klimaschutz und Klimaanpassung für potenzielle Immobiliennutzer und -käufer;
- Entwickeln, Erproben eines Vermarktungsmodells;
- Moderation, Mediation von Zielkonflikten im Spannungsfeld Klimaanpassung/Klimaschutz – Städtebau – Wirtschaftlichkeit.
Laufzeit
bisUntersuchungsregion/-raum
- Deutschland
- Baden-Württemberg
- Sachsen
- Südostdeutsche Becken und Hügel
Hoyerswerda
Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel
Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben
Aktuelle regionale Klimaprojektionen bzw. -szenarien und -informationen werden vom Deutschen Wetterdienst (DWD) bereitgestellt. Auf der Ebene der Stadt oder sogar einzelner Stadtteile fehlen noch belastbare Projektionen.
Generell ist für die Anpassung der Immobilien- und Wohnungswirtschaft an den Klimawandel die Veränderung von Jahresdurchschnittswerten meist unkritisch. Von weit größerer Bedeutung sind die Folgen der Zunahme extremer Wetterereignisse.
- Flusshochwasser
- Hitzewellen
- Starkniederschlag (inkl. Hagel, Schnee)
- Sturm
extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen, Schlagregen, Hagel, Sturm, Starkregen, Hochwasserereignisse
Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)
Es werden die Folgen der Zunahme extremer Wetterereignisse betrachtet:
- Hitzewellen wirken sich insbesondere auf die Nutzer der Gebäude aus und erfordern eine Gegensteuerung durch Standortplanung, technische Gebäudeausrüstung und ein angepasstes Nutzerverhalten.
- Schlagregen, Hagel und Sturm können neue Anforderungen an die Gebäudehülle stellen.
- Starkregen und Hochwasser wirken sich auf die Eignung von Flächen als Bauland aus.
Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen
Neben Maßnahmen zum Klimaschutz wie Energieeinsparung, Steigerung der Energieeffizienz, erneuerbare Energien (passive & aktive Nutzung) werden auch Anpassungsmaßnahmen in der "SolarGardenCity"-Vision betrachtet: verbesserter Temperaturausgleich für thermische Entlastung, angepasstes Wassermanagement, Vegeationsaufbau für verbesserte Luftqualität.
Fokus auf innovative Lösungen zum Klimawandel (Klimaschutz und Klimaanpassung) kann als Alleinstellungsmerkmal und zur erfolgreichen Positionierung in einem schwierigen Wohnungsmarkt dienen.
- 2071–2100 (ferne Zukunft)
Wer war oder ist beteiligt?
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR): KlimaExWoSt - ImmoKlima
Projektträger: asenticon AG;
Projektforscher: F+B Forschung und Beratung
Stadtverwaltung, Wohnungsgesellschaft Hoyerswerda, Wohnungsgenossenschaft LebensRäume Hoyerswerda, städtischen Wirtschafts- und Versorgungsbetriebe, Stadtentwicklungsgesellschaft, Unternehmens-/Projektnetzwerk Hoyerswerda, Sächsische Energieagentur Dresden, Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg, Ostsächsische Sparkasse
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Deichmanns Aue 31-37
53179 Bonn