Moorwiedervernässung durch ehrenamtliches Engagement: Arbeit mit gesellschaftlicher Gewinnerwartung

- Nominiert für den Blauen Kompass 2020 -
In der Moorwiedervernässung verfügt Bergwaldprojekt e. V. über 20 Jahre Erfahrung in nahezu allen Moortypen, von den Hochmooren des Alpen- und Mittelgebirgsraums über Hang- und Quellmoore bis hin zu den Kesselmooren des Nationalpark Jasmund. Ein Schwerpunkt unserer Moorprojekte liegt derzeit auf dem Nationalpark Hunsrück-Hochwald und dem Nationalpark Jasmund.
Das Bergwaldprojekt verschliesst die für die Nutzung der Moore angelegten Entwässerungsgräben in Handarbeit mit hölzernen Sperren, sorgfältig und äußerst naturschonend. Bevorzugt wird der Graben dabei zusätzlich mit einem Gemisch aus heimischen Hackschnitzeln und Sägemehl verfüllt und bepflanzt. Wird diese Verfüllung homogen mit dem Torfkörper verbunden, so verhindern die Sperren den Abfluss, während die Verfüllung die bislang vom Graben getrennten Geländeteile hydrologisch wieder verbindet. Gleichzeitig werden die hölzernen Sperren im diesem nassen Milieu dauerhaft vor Verrottung geschützt.
Diese äußerst anspruchsvolle Moorwiedervernässung führen wir mit freiwilligen Teilnehmerinnen und Teilnehmern unter fachlicher Anleitung aus. Bergwaldprojekt e. V. verbindet auf diese Weise gute fachliche Praxis mit Umweltbildung und ehrenamtlichem Engagement der Freiwilligen – auf diese Weise gewinnen wir Multiplikatoren. Durch die Arbeit, Gespräche und Exkursionen ist eine intensive Auseinandersetzung mit Aspekten von Biodiversität und Klimaschutz verbunden. Da diese Einblicke sich durch die Erfahrung der eigenen Wirkungsmacht ergänzen, geben unsere Projektwochen Impulse für einen nachhaltigen Lebensstil. Damit, und durch die Emissionsvermeidung in den wiedervernässten Mooren, wird der Klimawandel an sich gemindert. Da aber intakte Moore ein ausgleichendes Element im Wasserhaushalt der Landschaften sind, wirken intakte Moore auch den Folgen des Klimawandels entgegen: die zunehmenden Extremwetterereignisse werden abgemildert, Wasser und Kühlung steht der Landschaft gleichmässiger zur Verfügung.
Nationalparkamt Vorpommern, Nationalpark Jasmund (exemplarisch)
ca. 16.000 €/Projektwoche für Personal, Werkzeug, Verpflegung
Die Projektwochen finanziert Bergwaldprojekt e. V. überwiegend durch Beiträge des Projektpartners, durch Spenden und Fördermitgliedschaften, Stiftungsanträge und Firmenkooperationen. Öffentliche Gelder wie z. B. das Programm EU-LIFE+ spielen eine untergeordnete Rolle. Das Projekt "Waldschule" hat eine Förderung durch das BfN erfahren.
Die Maßnahmen werden immer gemeinsam mit Grundstückseigentümerinnen und -eigentümern und/oder den Trägern hoheitlicher Belange geplant und durchgeführt. Über Presse, Funk und Fernsehen wird die Öffentlichkeit informiert.
Am konkreten Beispiel wird die Leistung erkennbar: Zum Abschluss der Initialphase des Nationalparks Jasmund erfüllen die Freiwilligen dessen gesetzlichen Auftrag des Nationalparks, die Moore wieder zu vernässen und das Gewässersystem in einen naturnahen Zustand zu bringen. Nach 16 Projektwochen wird das Gewässersystem in diesem Jahr nun zur Wildniszone. Die nicht einfach messbaren, aber wichtigen Wirkungen sind Verhaltensänderungen wie torffreies Gärtnern, Verzicht auf Produkte von Landwirtschaft auf Moorböden oder Förderung von Paludikultur durch das Einkaufsverhalten.
Die ausgleichende Funktion intakter oder vernässter Moore im Wasserhaushalt hilft, die zunehmenden Extremwetterereignisse zu beherrschen und die biologische Vielfalt zu erhalten. Moore mindern zudem als Kohlenstoffsenke den Klimawandel. Unter anderem durch integrative Projektwochen wird Teilhabe erzielt.
Für die Wiedervernässung von kultivierten Mooren ist entweder ein Nutzungsverzicht oder eine Nutzungsänderung erforderlich. Der Nutzungsverzicht ist sehr unpopulär und erfordert zumeist Kompensation, eine Nutzungsänderung wie Paludikultur erfordert Methodenentwicklung (vgl. Universität Greifswald) und Investitionen.
Würzburg