Angepasste Lebewesen
Trotz extrem lebensfeindlicher Bedingungen sind in der Arktis – im Vergleich zur Antarktis – viele verschiedene Pflanzen und Tiere beheimatet. Alle Lebewesen dort haben sich an die widrigen Umstände angepasst: niedrige Temperaturen und starke Temperaturunterschiede, wenig Sonneneinstrahlung bis hin zu monatelangen Dunkelperioden, kurze Vegetationsperioden und niedrige Reproduktionsraten, Permafrostböden und extreme Wetterereignisse.
Nicht nur Eisbären
Müsste man für die Arktis ein Wappentier bestimmen, so würde man zweifellos den Eisbären auswählen. Die weißen Bären haben hier ihr einziges natürliches Verbreitungsgebiet und sind die größten an Land lebenden Raubtiere der Welt. Männliche Tiere wiegen im Durchschnitt etwa eine halbe Tonne und erreichen eine Schulterhöhe von etwa 160 cm. Die Weibchen sind mit einem Gewicht von 150 bis 300 kg kleiner und leichter. Eisbären sind die Top-Prädatoren der Arktis. Für die Jagd auf Robben, die Aufzucht der Jungtiere und sogar für die Fortbewegung sind die Bären auf Meereis angewiesen – sie sind daher besonders anfällig für das Abschmelzen der Eisdecke auf dem Nordpolarmeer.
Der Eisbär mag zwar das berühmteste Tier der Arktis sein, aber bei weitem nicht das einzige: An Land leben schätzungsweise 6.000 Tierarten. Mehr als die Hälfte der Tierarten sind Insekten – Säuger sind mit einer Zahl von 75 Arten vergleichsweise gering vertreten. Dazu zählen neben den bereits erwähnten Eisbären auch Polarwölfe, Polarfüchse, Vielfraße, Schneehasen, Lemminge, Moschusochsen, Karibus und Rentiere. In der Arktis sind 240 Vogelarten beheimatet – insbesondere während der Sommermonate, wenn zahlreiche Zugvogelarten in den hohen Norden kommen, um zu brüten, ist das Gebiet ein wahres Paradies für Ornithologen. Enten, Gänse, Schwäne, Möwen, Skuas, Lummen, Schneehühner, Krabbentaucher, die Schnee-Eule und noch viele weitere sind im hohen Norden anzutreffen.
Im Meer tummeln sich Ringel- und Bartrobben, Walrosse und verschiedene Walarten, wie der charismatische Narwal mit seinem 4 bis 5 Meter langen Stoßzahn. Zudem sind Grönlandhai, der Polardorsch, die arktische Äsche, der Weißlachs, Kabeljau, Heilbutte, Lachse, Plattfische, Wirbellose und Krebstiere in der Arktis zu finden. Viele dieser Arten sind bereits jetzt durch den Klimawandel und dessen Folgeerscheinungen in ihrem Fortbestehen beeinträchtigt.
Sowohl für die Fauna, als auch für die Flora gilt: Die Artenvielfalt nimmt in Richtung Norden immer weiter ab.
Vielfältige Überlebensstrategien
Um den extremen Bedingungen im hohen Norden zu trotzen, haben die meisten Tierarten besondere Überlebensstrategien entwickelt. Hierzu zählt – insbesondere bei den Säugetieren – ein spezieller Körperbau: Im Vergleich zum Körpervolumen haben Tiere wie der Polarfuchs oder der Moschusochse eine relativ kleine Körperoberfläche und kurze Extremitäten, um die Wärmeabgabe so gering wie möglich zu halten. Zusätzlich lagern viele Tiere dicke Fettschichten unterhalb der Haut zur Isolierung gegen Kälte an. Säugetiere an Land verfügen über ein dichtes Unterfell, das die Funktion eines isolierenden Luftpolsters zwischen Haut und Umgebung übernimmt. Vögel haben hierfür besonders zahlreiche Daunenfedern. Unter seinem hell gefärbten Fell hat der Eisbär zum Beispiel eine schwarze Haut. Sonnenstrahlen werden über die Haare zur Haut geleitet und helfen, den Körper zu wärmen. Auch das Auftreten im Pulk schützt einzelne Tiere verlässlich vor Auskühlung, so stehen Moschusochsen bei starker Kälte oftmals dicht beieinander, um sich gegenseitig zu wärmen.
Andere, wie das Karibu wandern auf der Suche nach Nahrung jahreszeitenbedingt enorme Strecken. Der arktische Ziesel, eine Erdhörnchenart, hat eine andere Anpassungsmaßnahme: während der kältesten Monate hält er Winterschlaf. Dabei sinkt seine Körpertemperatur unter den Nullpunkt – dennoch gefriert sein Blut nicht. Ähnliches ist bei einigen polaren Fischarten der Fall. Der Gefrierpunkt des Blutes liegt dank einer besonderen Beschaffenheit des Serums niedriger als der des umgebenden Wassers.