Bei der landwirtschaftlichen Klärschlammausbringung werden auch humanpathogene Bakterien in den Boden eingebracht. Ziel der UBA-Studie war es, zu klären, ob solche Krankheitserreger in Pflanzen, die auf solchen Böden kultiviert werden, aufgenommen werden und damit ein Infektionsrisiko für Verbraucherinnen und Verbraucher darstellen.
In Mikrokosmos- und Gewächshausversuchen wurde das Überleben von humanpathogenen Bakterien im Boden und die mögliche Besiedlung von Salatpflanzen (Lactuca sativa) nach Klärschlammausbringung unter definierten Bedingungen untersucht. Als Modellorganismen wurden Escherichia coli O157:H7 und drei Salmonellenstämme u.a. Salmonella enterica Serovar Typhimurium LT2 (LT2) eingesetzt. Beide Bakterien überlebten längere Zeit im Boden in geringer Zelldichte, wobei LT2 im Vergleich zu E. coli O157:H7 besser überlebte. Bei der Ernte waren in den Pflanzen keine dieser Krankheitserreger nachweisbar: In keinem Experiment wurde die Aufnahme von LT2 oder E. coli O157:H7 in Salatpflanzen nachgewiesen; selbst wenn die Pflanzen durch den Befall mit Pflanzenschädlingen (phytopathogenen Nematoden) bereits verletzt waren. Dies zeigt, dass eine Aufnahme von Krankheitserregern aus dem Boden zumindest in Salatpflanzen kein verbreitetes Phänomen bei der Ausbringung von Klärschlamm ist.
In ersten sondierenden Experimenten wurde außerdem gezeigt, dass es durch die Klärschlammausbringung zu einem signifikanten Anstieg von Resistenzgenen im Boden kommt und dass die Resistenzgene über relativ lange Zeiten im Boden nachgewiesen werden können. Außerdem wurde nachgewiesen, dass IncP-1 Plasmide, die Mehrfachresistenzen gegenüber unterschiedlichen Antibiotika sowie z.B. gegen Quecksilber oder Desinfektionsmittel vermitteln können, von Bodenbakterien in potentielle Krankheitserreger übertragen werden können.