Jahrzehntelang setzten Städte im Kampf gegen Ratten auf den Einsatz von Rattengift. Die Ratten sind immer noch da. Mancherorts nimmt ihre Population sogar zu. Klimaerwärmung, Urbanisierung und eine steigende Stadtbevölkerung fördern diese Entwicklung zusätzlich. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forschungsteam bei der Auswertung von Rattenmeldungen aus 16 Großstädten, darunter New York, Amsterdam und Tokio. Als vielversprechendste Gegenmaßnahme empfehlen sie, die Städte für Ratten möglichst unattraktiv zu machen.
Die UBA-Kampagne für ein nachhaltiges Rattenmanagement (KaRMa) unterstützt Kommunen dabei. Ziel ist es, das Nahrungsangebot für Ratten in Parks, auf Spielplätzen und in der Kanalisation zu verringern, damit sich Ratten gar nicht erst ansiedeln und vermehren. Das spart Geld und ist ein Gewinn für den Gesundheits-, Umwelt und Tierschutz, weil dadurch weniger hochproblematisches Rattengift zur Bekämpfung der Tiere benötigt wird.
Die chemische Bekämpfung stellt den Forschenden zufolge ohnehin keine nachhaltige Maßnahme zur dauerhaften Reduktion der Ratten in der Stadt dar. Langfristig effektiver ist es, den Tieren die Nahrungsquellen und Nistmöglichkeiten zu entziehen. Eine entscheidende Rolle bei der Vermeidung von Befallsursachen kommt der Stadtverwaltung und -bevölkerung zu. Sie müssen gemeinsam sicherstellen, dass Lebensmittelreste in rattensicheren Mülleimern entsorgt und wilde Müllablagerungen beseitigt werden, Wildtierfütterungen möglichst unterbleiben, Zugänge zu Gebäuden für die Nagetiere verschlossen werden und Speisereste in der Biotonne entsorgt werden und nicht in der Toilette oder auf dem Komposthaufen landen.
Durch koordiniertes Vorgehen der Stadtverwaltung und ein bewusstes Verhalten der Stadtbevölkerung im Umgang mit Müll können alle dazu beitragen, das Rattenvorkommen einzudämmen und den Einsatz von umweltschädlichem Rattengift zu reduzieren. New Orleans und Tokio machen es vor. Die Rattenmeldungen sind dort der Studie zufolge rückläufig. Gründe dafür sind ein solide finanziertes und koordiniertes Programm zum nachhaltigen Rattenmanagement bzw. hohe allgemeine Hygienestandards.
Deutsche Städte waren in der Studie nicht vertreten. Doch auch hierzulande gehen viele Städte beim Thema Rattenmanagement bereits mit gutem Beispiel voran. So ist KaRMa von den öffentlichkeitswirksamen Kampagnen in Kiel, Kassel und Gießen inspiriert. Die Erkenntnis dort: „No food, no rats!“