Waterlines – Fotografie entlang der Klimaflut

Ein Pärchen steht am Strand blickt in den Sonnenuntergang über dem Meer. In Hüfthöhe zeigt ein blauer Laser, wie hoch Ihnen das Wasser stehen könnte. zum Vergrößern anklicken
Malediven 02/2010
Quelle: Martin Jehnichen

Wie wirkt sich der Anstieg des Meeresspiegels auf unser Leben aus? In seinem Projekt Waterlines geht Fotograf Martin Jehnichen der Frage nach - mit einem Laser.

18.10. bis 30.11.2012

Der Meeresspiegel steigt, und er steigt schneller als erwartet. Forscher gehen laut letztem Weltklimareport von einem Anstieg des Meeresspiegels bis 2100 um bis zu 60 Zentimeter aus – einige rechnen, je nach Region und ⁠Szenario⁠, sogar mit ein bis zwei Metern. In seinem Projekt Waterlines geht der Fotograf Martin Jehnichen der Frage nach, welche Auswirkungen ein Anstieg der Ozeanpegel als Folge der Klimaerwärmung auf unser Leben hätte – das des Fischers auf den Malediven oder des Büroangestellten in Amsterdam. Jehnichen visualisiert dies auf seinen Bildern durch eine blaue Laserlinie.

Drei Fragen an Martin Jehnichen

Herr Jehnichen, wie kamen Sie auf die Idee zu diesem Projekt?

Martin Jehnichen: Immer wieder hatte ich über die Problematik ⁠Klimawandel⁠ und ansteigende Meeresspiegel gelesen, konnte mir aber nicht vorstellen, dass ein Anstieg um 3 Millimeter pro Jahr irgendetwas ausmachen könnte. Ich merkte, dass sich solch schleichende Begleiterscheinungen des Klimawandels der direkten Erfahrung entziehen und vielleicht daher – auch von mir – nicht so ernst genommen werden, wie zum Beispiel ein plötzliches Geschehen direkt vor der Haustür.Vielleicht ist nicht die Wissenschaft sondern eben die Kunst geeignet, diese Brücke zwischen Wissen und Wahrnehmung zu schlagen. Das wollte ich versuchen.

Waterlines ist als Work in Progress angelegt. Erste Bilder entstanden 2010 auf den Malediven. Welche Länder sollen laut Ihrem Plan noch folgen?

Jehnichen: Fast alle großen Flussdeltagebiete der Welt sind bedroht – aber auch Gegenden wie das Kaspische Meer, der größte Binnensee der Welt, oder die Südspitze von Kambodscha. 2011 habe ich das Donaudelta in Rumänien und die Niederlanden bereist und Fotos gemacht, im nächsten Frühjahr sollen Bangladesh mit dem Gangesdelta und wenn möglich Kambodscha durch den blauen Laserstrahl markiert werden.

1988 begannen Sie ein Studium der Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Was hat Sie als gebürtigen Tübinger nach Leipzig verschlagen?

Jehnichen: Nun, es war ja eher ein Auslandssemester. Ich studierte Fotografie an der Fachhochschule Bielefeld, und da gab es die Möglichkeit, im Rahmen eines Kulturabkommens zwischen der DDR und der Bundesrepublik ein Austauschsemester an der HGB in Leipzig zu absolvieren. Ich fand das spannender als wie viele meiner Kommilitonen nach New York zu gehen, auch weil es zugleich vertrauter und fremder war in Leipzig zu studieren. So habe ich die Geschehnisse der friedlichen Revolution direkt mitbekommen und bin dann geblieben – zum Glück.

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