Seit 1881 hat die mittlere jährliche Niederschlagsmenge in Deutschland um rund 8 Prozent zugenommen. Dabei verteilt sich dieser Anstieg nicht gleichmäßig auf die Jahreszeiten. Vielmehr sind insbesondere die Winter deutlich nasser geworden, während die Niederschläge im Sommer geringfügig zurückgegangen sind.
Die Zeitreihe der jährlichen Niederschläge in Deutschland (Gebietsmittel) zeigt einen leichten Anstieg, der mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 % statistisch signifikant ist. Dieser Anstieg ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass bis etwa 1920 nur selten überdurchschnittlich niederschlagsreiche Jahre aufgetreten sind. Im Anschluss an eine Übergangsphase mit mehreren leicht überdurchschnittlich feuchten Jahren traten ab Mitte der 1960er Jahre dann auch einige sehr regenreiche Jahre auf (siehe Abb. „Mittlere jährliche Niederschlagshöhe in Deutschland 1881 bis 2023). Dies entspricht genau der Zeit, seit der die Auswirkungen des Klimawandels global deutlich zu beobachten sind. Im globalen Durchschnitt steigt mit den Temperaturen auch die Verdunstung von Wasser an, was in der globalen Summe zu größeren Niederschlagsmengen führt, jedoch mit regional und saisonal sehr großen Unterschieden - von Dürren bis Überschwemmungen.
Seit 2011 wurden in Deutschland einige ausgesprochen trockene Jahre beobachtet. Im Jahr 2023 wurde jedoch überdurchschnittlich viel Niederschlag registriert. Der Niederschlagsüberschuss resultierte vor allem aus den Monaten Oktober, November und Dezember, infolge dessen es auch zu großräumigen Überschwemmungen in der nördlichen Landesmitte kam.
Noch stärker als bei den mittleren Temperaturen ist dieser Trend also nicht gleichmäßig in allen Jahreszeiten ausgeprägt. Er beruht im Wesentlichen darauf, dass die mittleren Winterniederschläge zugenommen haben. Im Winter 2022/2023 lag mit 179,6 mm Niederschlag die Abweichung zum historischen Referenzzeitraum 1881-1910 bei +29 mm. Frühling und Herbst zeigen ebenfalls eine leichte, aber im Gegensatz zum Winter nicht signifikante Zunahme, während die Niederschläge im Sommer geringfügig zurückgegangen (siehe nachfolgende Tabelle und Abbildungen).
Bemerkenswert ist aus klimatologischer Sicht, dass mit 2023 die Serie von sehr trockenen Jahren unterbrochen wurde. Zwischen Ende Mai und Ende Juli erinnerten die Niederschlagsmengen noch an die sehr trockenen Vorjahre. Die kühle und nasse Witterungsphase von Ende Juli bis Mitte August hinterließ jedoch den Eindruck, dass der gesamte Sommer 2023 kalt und verregnet gewesen wäre. Wie o.g., war es aber besonders der Herbst 2023, der die Gesamtniederschlagsmenge nach oben getrieben hat.
Mit 958 mm belegt 2023 auf der Rangliste der nassesten Jahre seit 1881 den 6. Platz (siehe Karte „Jährliche Niederschläge in Deutschland im Jahr 2023“).
Bei der Betrachtung der Einzelmonate sind erhebliche Unterschiede erkennbar: Im Jahresverlauf wiesen 8 Monate überdurchschnittliche Niederschlagsmengen auf (Januar, März, April, Juli, August, Oktober, November, Dezember) und 4 Monate unterdurchschnittliche Niederschläge (Februar, Mai, Juni, September). Über das Jahr ergibt sich ein Niederschlagsüberschuss von 21 %.
Und auch regional unterscheidet sich die Niederschlagsverteilung im Jahr 2023 sehr stark: Im Vergleich zum Normalwert 1971-2000 liegen die Niederschläge vor allem im Norden deutlich über dem vieljährigen Mittelwert, während im Südwesten einige Regionen ein leichtes Niederschlagsdefizit aufweisen (siehe Karte „Veränderung der Jährlichen Niederschläge in Deutschland im Jahr 2023“).
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