Branchenabhängiger Energieverbrauch des verarbeitenden Gewerbes

Alle Wirtschaftsbereiche zusammen verbrauchen fast drei Viertel der in Deutschland benötigten Primärenergie. Der Anteil des verarbeitenden Gewerbes am Primärenergieverbrauch aller Produktionsbereiche lag 2022 bei rund 46 Prozent. Der Energiebedarf dieses Gewerbes blieb im Zeitraum 2010 bis 2022 etwa konstant, der spezifische Energieverbrauch pro Tonne Stahl, Glas oder Chemikalien ging aber zurück.

Inhaltsverzeichnis

 

Der Energiebedarf Deutschlands

Der gesamte Primärenergiebedarf Deutschlands betrug im Jahr 2022 nach dem Inländerkonzept rund 11.854 Petajoule (PJ). Dabei wird der Verbrauch inländischer Wirtschaftseinheiten in der übrigen Welt in die Berechnung des Gesamtverbrauchs einbezogen, während der Verbrauch gebietsfremder Einheiten im Inland unberücksichtigt bleibt. Die privaten Haushalte in Deutschland verbrauchten rund 30 % der ⁠Primärenergie⁠. Die Wirtschaft mit ihren vielen Produktionsbereichen benötigte die übrigen 70 %. Zu diesen Bereichen zählen das Herstellen von Waren, das Versorgen mit Energie und der Warentransport. All diese Produktionsbereiche verbrauchten im Jahr 2022 zusammen mehr als 8.170 PJ Primärenergie (siehe Abb. „Primärenergieverbrauch 2022 (Inländerkonzept)“).

Zur Begriffsklärung: Mit der Präposition „primär“ betonen Fachleute, dass der “Primär“-Energiebedarf sowohl den realen Energiebedarf bei Energieverbrauchern erfasst als auch die Energieverluste, die bei der Bereitstellung und beim Transport von Energie entstehen. Und diese Verluste sind hoch: Mehr als ein Drittel aller Primärenergie geht bei der Bereitstellung und beim Transport von Energie verloren (Statistisches Bundesamt 2006).

Das Kreisdiagramm zeigt die Anteile der Wirtschaftsbereiche am Primärenergieverbrauch Deutschlands. Das Herstellen von Waren, Energieversorgung und Warentransport benötigten im Jahr 2022 70 Prozent, während auf die privaten Haushalte 30 Prozent entfielen.
Primärenergieverbrauch 2022 (Inländerkonzept)
Quelle: Statistisches Bundesamt Diagramm als PDF
 

Der Energiebedarf des verarbeitenden Gewerbes

Die Firmen, die Waren herstellen, werden als „verarbeitendes Gewerbe“ bezeichnet. Sie hatten von allen Produktionsbereichen im Jahr 2022 mit circa 3.768 PJ den größten Primärenergiebedarf. Das ist ein Anteil von rund 46 % am Energieverbrauch aller Produktionsbereiche. Der nächstgrößte Energieverbraucher war die Energieversorgung mit 1.594 PJ (oder 19,5 % Anteil am ⁠Primärenergieverbrauch⁠), gefolgt vom Verkehr mit 1.121 PJ (oder 13,7 % Anteil am Primärenergieverbrauch) (siehe Abb. „Anteil wirtschaftlicher Aktivitäten am Primärenergieverbrauch aller Produktionsbereiche 2022“).

Diagramm: Das verarbeitende Gewerbe brauchte im Jahr 2022 3.768 Petajoule Primärenergie. Das waren 46 Prozent des Energieverbrauchs aller Produktionsbereiche. Die Energieversorgung folgte mit 19,5 Prozent des Energieverbrauchs aller Produktionsbereiche.
Anteil wirtschaftlicher Aktivitäten am Primärenergieverbrauch aller Produktionsbereiche 2022
Quelle: Statistisches Bundesamt Diagramm als PDF
 

Primärenergienutzung des verarbeitenden Gewerbes

Die Primärenergienutzung innerhalb des verarbeitenden Gewerbes verteilt sich auf verschiedene Produktionssektoren (siehe Abb. „Anteile der Sektoren am ⁠Primärenergieverbrauch⁠ des verarbeitenden Gewerbes 2022“). Ein wichtiger Sektor ist dabei die Chemieindustrie. Sie benötigte im Jahr 2022 mit rund 1.592 PJ von allen Sektoren am meisten ⁠Primärenergie⁠ zur Herstellung ihrer Erzeugnisse. Das ist ein Anteil von 42,3 % am Energieverbrauch im ⁠verarbeitenden Gewerbe⁠. Weitere wichtige Energienutzer sind die Metallindustrie mit einem Anteil von 14,7 % sowie die Hersteller von Glas, Glaswaren, Keramik, verarbeiteten Steinen und Erden mit 7,3 % am Energieverbrauch im verarbeitenden Gewerbe.

Die Energie wird Unternehmen dabei als elektrischer Strom, als Wärme (etwa als Dampf oder Thermoöl) sowie direkt in Form von Brennstoffen (wie Erdgas, Kohle oder ⁠Biomasse⁠) zur Verfügung gestellt.

Diagramm: Das „Herstellen chemischer Erzeugnisse“ hatte im Jahr 2022 mit 42,3 Prozent den höchsten Anteil am Primärenergiebedarf aller Produktionssektoren. Ein weiterer wichtiger Energieverbraucher war die Metallindustrie mit 14,7 Prozent.
Anteile der Sektoren am Primärenergieverbrauch des verarbeitenden Gewerbes 2022
Quelle: Statistisches Bundesamt Diagramm als PDF
 

Gleichbleibender Primärenergieverbrauch

Seit dem Jahr 2010 blieb der ⁠Primärenergieverbrauch⁠ in fast allen Produktionssektoren relativ konstant (siehe Abb. „Primärenergieverbrauch ausgewählter Sektoren des verarbeitenden Gewerbes“).

Diagramm: In fast allen Produktionssektoren blieb der Primärenergieverbrauch seit 2010 mehr oder weniger konstant.
Primärenergieverbrauch ausgewählter Sektoren des verarbeitenden Gewerbes
Quelle: Statistisches Bundesamt Diagramm als PDF
 

Gesunkene und gestiegene Primärenergieintensität

Die Primärenergieintensität beschreibt, wie viel ⁠Primärenergie⁠ bezogen auf die erzielte Bruttowertschöpfung eines Produktionsbereichs oder Wirtschaftszweigs verbraucht wird. Die Entwicklung dieser Energieintensität über mehrere Jahre kann einen Hinweis darauf geben, ob in einem Wirtschaftszweig energieeffizient gearbeitet wird.

Die Primärenergieintensität einzelner Wirtschaftszweige entwickelte sich im Zeitraum 2010 bis 2021 unterschiedlich (siehe Abb. „Primärenergieintensität ausgewählter Sektoren des verarbeitenden Gewerbes“):

  • Die Primärenergieintensität der Gummi- und Kunststoffwarenindustrie sank um 34 %.
  • Die Primärenergieintensität der Industrie, die Glas, Keramik, Steine und Erden verarbeitet, sank bis 2021 um 23 %; die der Nahrungs- und Futtermittelindustrie sank um etwa 24 %.
Diagramm: Die Primärenergieintensität der chemischen Industrie sank zwischen 2000 und 2020 um 44 Prozent. In der Glas, Keramik, Steine und Erden verarbeitenden Industrie stieg sie zunächst um 1Prozent, sank jedoch bis 2020 wieder um 34 Prozent.
Primärenergieintensität ausgewählter Sektoren des verarbeitenden Gewerbes
Quelle: Statistisches Bundesamt Diagramm als PDF
 

Begrenzte Aussagekraft der Primärenergieintensität

Schwankende Preise für Rohstoffe und Produkte sowie andere äußere Wirtschaftsfaktoren oder ggf. auch die Auswirkungen der weltweiten Corona-Pandemie beeinflussen zwar die Bruttowertschöpfung, nicht aber die Energieeffizienz eines Prozesses. Die Primärenergieintensität eignet sich daher nur eingeschränkt, um die Entwicklung der Energieeffizienz in den jeweiligen Herstellungsprozessen zu beschreiben. Dies ist unter anderem deutlich bei den Kokerei- und Mineralölerzeugnissen zu sehen.