FW-R-6: Forstliche Informationen zum Thema Anpassung

Das Bild zeigt zwei junge Förster, die in einem lichten Wald diskutieren. Der Mann links im Bild verschränkt die Arme, während der andere mit seiner Hand gestikuliert. Im Hintergrund dringen Strahlen der tiefstehenden Sonne in den Wald.zum Vergrößern anklicken
FW-R-6: Forstliche Informationen zum Thema Anpassung

Das Bild zeigt zwei junge Förster, die in einem lichten Wald diskutieren. Der Mann links im Bild verschränkt die Arme, während der andere mit seiner Hand gestikuliert. Im Hintergrund dringen Strahlen der tiefstehenden Sonne in den Wald.

Quelle: Robert Kneschke / stock.adobe.com

Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel

FW-R-6: Forstliche Informationen zum Thema Anpassung

Über Umfang und Intensität der forstlichen Beratung gibt es bundesweit keine gebündelten Informationen. In einer groben Annäherung bildet die Zahl von Artikeln, die in der viel gelesenen praxisnahen Forstzeitschrift „AFZ Der-Wald“ zum Thema ⁠Klimawandel⁠ veröffentlich werden, die Intensität der Information und Diskussion ab. Vor allem im Zusammenhang mit den extremen Dürrejahren 2018–2020 gab es deutlich mehr Fachartikel zum Thema.

Das Säulendiagramm FW-R-6 "Forstliche Informationen zum Thema Anpassung" zeigt die Anzahl der Artikel zum Thema Klimawandel in der Forstzeitschrift "AFZ - DerWald" von 2002 bis 2021. Die Zeitreihe zeigt eine signifikante Zunahme, insbesondere zwischen 2015 und 2019. Seither stagniert die Zahl der jährlich veröffentlichten Artikel bei rund 65.
FW-R-6: Forstliche Information zum Thema Anpassung
Quelle: TI für Waldökosysteme (Auswertungen der Zeitschrift AFZ – DerWald)

Forstliche Information zum Thema Anpassung

Die Waldwirtschaft steht in Anbetracht des Klimawandels in den nächsten Jahrzehnten vor immensen Herausforderungen. Im Zusammenhang mit der Anpassung der Wälder stellen sich viele praxisnahe Entwicklungs- und Managementfragen, die unter anderem die Baumartenwahl, die Technik des Waldumbaus und geeignete Maßnahmen der zielgerichteten Waldpflege betreffen. Handlungsbedarf besteht dabei nicht nur im Staats- und ⁠Körperschaftswald⁠, sondern ebenso auch im Privatwald, denn dieser bedeckt in Deutschland immerhin rund 48 % der gesamten Waldfläche122.
Privatwaldbesitzende verfügen häufig über nur vergleichsweise kleine, im Durchschnitt weniger als 10 ha große Flächen. Sie haben ihren beruflichen Schwerpunkt überwiegend außerhalb der Forstwirtschaft und bewirtschaften ihre Wälder nach sehr individuellen und unterschiedlichen Zielvorstellungen. Der wirtschaftliche Anreiz, sich forstwirtschaftlich zu engagieren und entsprechendes Wissen anzueignen, ist in vielen Fällen eher gering. Für die Pflege und Entwicklung der Wälder sind das ungünstige Bedingungen.
Bisher waren die aus der Waldbewirtschaftung erzielbaren Holzerlöse einschließlich der vorhandenen Förderungen für Waldbesitzende in der Regel ausreichend, um die Lasten des Waldschutzes, der Wiederaufforstungs- sowie der Verkehrssicherungspflicht zu tragen. Die großflächigen Waldschäden der letzten Jahre haben das Betriebskapital der Waldbesitzenden jedoch vielfach deutlich reduziert. Stark betroffene Betriebe können auf Jahrzehnte hinaus kaum noch Holzerlöse erwarten. Es gibt aber ein gesellschaftliches Interesse, dass auch im Privatwald eine nachhaltige und an die neuen klimatischen Rahmenbedingungen angepasste Waldbewirtschaftung stattfindet, damit die ⁠Ökosystemleistungen⁠ der Wälder erhalten oder auch verbessert werden.123

Vor diesem Hintergrund kommt neben der Ausweitung der finanziellen Förderung (siehe ⁠IndikatorFW-R-1) der forstlichen Beratung der Privatwaldbesitzenden eine bedeutende Rolle zu. Sie muss die Voraussetzungen schaffen, dass auch die Bewirtschaftung des Privatwalds einen Beitrag zur Anpassung der Wälder leistet. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich die für große, geschlossene und intensiv bewirtschaftete Staatswaldkomplexe entwickelten und dort angewendeten Waldbauverfahren nicht ohne Weiteres auf den Privatwald übertragen lassen, denn die Ausgangsbedingungen sind dort häufig andere. So sind fichtendominierte Bestände oftmals aufgrund einer zu geringen Durchforstung besonders instabil. Aufgrund der kleinen Flächen und der ungünstigen Ausformung der Bestände sind Schutzmaßnahmen gegen Wildverbiss wie eine Zäunung zu aufwändig und zu teuer. Außerdem fällt es vielen Waldbesitzenden nach wie vor schwer, sich von der traditionellen Fichtenkultur zu verabschieden, oder es fehlt ihnen schlichtweg das Wissen und die Zeit, um sich mit standortangepassten Waldbaukonzepten auseinanderzusetzen.

Forstliche Beratungen werden von zahlreichen unterschiedlichen Einrichtungen durchgeführt. In den Ländern widmen sich unter anderem die Landesforstverwaltungen, Landeswaldbetriebe sowie die Forstbetriebsgemeinschaften und Waldbesitzerverbände dieser Aufgabe. Insgesamt ist das gesamte Feld der forstlichen Beratung vielfältig und zugleich unübersichtlich. Über Form, Umfang und Intensität der Privatwaldberatung lassen sich daher bundesweit keine gebündelten Informationen abrufen.
Ein wichtiges Mittel, forstlich relevante Informationen zu verbreiten, sind Zeitschriften, die insbesondere von Personen aus der forstwirtschaftlichen Praxis gelesen werden. Zu diesen Zeitschriften gehört unter anderem die „AFZ DerWald“, die unter den forstlichen Zeitschriften aufgrund ihrer kurzgefassten Artikel in deutscher Sprache derzeit die öffentlichkeitswirksamste ist. Artikel, die in dieser Zeitschrift zum Thema ⁠Klimawandel⁠ und Anpassung veröffentlicht werden, erreichen einen sehr großen Kreis von Lesenden, die sich mit forstlichen Bewirtschaftungsfragen auseinandersetzen.
In vielen Fällen werden Themen des Klimaschutzes und der Klimawandelanpassung in den Artikeln gleichermaßen adressiert, so dass eine strikte Zuordnung zur Anpassung nicht immer möglich ist. Ab 2018, als deutlich wurde, dass Trockenheit und Hitze massive Konsequenzen für den Wald haben, gab es eine Vielzahl von Artikeln, die sich spezifisch mit dieser Problematik befasst haben. Auch wenn in diesen Artikeln die Begriffe ⁠Klimaänderung⁠ oder Klimaerwärmung nicht immer explizit genannt wurden, sind die Zusammenhang mit Klimawandelfolgen doch eindeutig. Ab 2020 war die Anzahl der Artikel mit Klimawandelbezug mehr als doppelt so hoch als noch in den beiden Jahren 2017 und 2018. Das thematische Spektrum reichte von der Analyse der Waldzustände und der Waldschutzsituation bis hin zu Empfehlungen zum Umgang mit Schaderregern, zur Behandlung von Kalamitätsflächen, zur künftigen Baumartenwahl, zum Wildmanagement und Risikomanagement im Allgemeinen bis hin zu den Konsequenzen für den Holzmarkt.
Die Daten erlauben die Schlussfolgerung, dass den Klimawandel betreffende Fragestellungen inzwischen einen hohen Stellenwert in der praxisorientierten Fachdiskussion haben. Nicht erlaubt sind allerdings Rückschlüsse, inwieweit dann – auf diesen Diskussionen und Empfehlungen aufbauend – auch tatsächlich konkrete Umsetzungen in der Praxis vor allem bei der Bewirtschaftung der Privatwälder erfolgen.

 

122 - ⁠BMEL⁠ – Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft 2014: Der Wald in Deutschland – Ausgewählte Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur. Berlin, 56 S. https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/bundeswaldinventur3.pdf

123 - BMEL 2021: Waldstrategie 2050. Nachhaltige Waldbewirtschaftung – Herausforderungen und Chancen für Mensch, Natur und ⁠Klima⁠. Bonn, 55 S. https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/Waldstrategie2050.html

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 Anpassung an den Klimawandel  KomPass  Monitoringbericht  Forstliche Information  Forstzeitschrift  Waldbesitzer  Waldumbau