Die vier EU-Mitgliedstaaten Deutschland, Frankreich, die Niederlande und das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland haben 2011 vereinbart, die Prüfungen zur hygienischen Eignung von Produkten im Kontakt mit Trinkwasser zu harmonisieren. Diese 4MS-Zusammenarbeit hat sich erfolgreich entwickelt und wird mit Blick auf eine Erweiterung nun als „4MS-Initiative“ (4MSI) bezeichnet.
Im Januar 2011 teilten die vier EU-Mitgliedstaaten Deutschland, Frankreich, die Niederlande und das Vereinigte Königreich (4MS) mit, dass sie formell vereinbart haben, auf einem wichtigen Gebiet zusammenzuarbeiten, das ihre aufsichtsrechtlichen Vorgaben zur Sicherstellung der hygienischen Unbedenklichkeit von Trinkwasser betrifft. Seit der formellen Etablierung dieser Zusammenarbeit gestaltet sich die Beteiligung an der 4MS-Initiative heute wie folgt:
Im Jahre 1998 begannen die Arbeiten an der Konzeption und Entwicklung eines einheitlichen europäischen Zulassungssystems für Produkte im Kontakt mit Trinkwasser; des European Acceptance Scheme (EAS). Die Zielsetzungen waren, durch die Schaffung eines einheitlichen Anerkennungssystems Handelshemmnisse zu beseitigen sowie Bewertungssysteme zu entwickeln, die dem wachsenden Bewusstsein für die Notwendigkeit der Regelung der Wasserqualität von der Quelle bis zum Verbraucher gerecht würden. Diese Arbeiten wurden unter der Schirmherrschaft der Europäischen Kommission (GD Unternehmen und Industrie) durchgeführt, doch entzog die Kommission dem EAS im Jahre 2006 ihre Unterstützung. Fortan sollte sich die Arbeit auf ein begrenztes "Harmonisierungsprojekt" im Rahmen der Bauproduktenrichtlinie beschränken, mit dem es aber nicht gelingen würde, die ursprünglichen Ziele des EAS zu verwirklichen.
Deutschland, Frankreich, die Niederlande und das Vereinigte Königreich Großbritannien waren starke Befürworter des EAS-Konzepts gewesen. Im Jahre 2007 kamen sie überein, einen gemeinsamen Ansatz bei der Produktbewertung zu verfolgen, um die Ziele des EAS in Bezug auf die hygienische Unbedenklichkeit im jeweiligen Mitgliedstaat umzusetzen. Sie befürworten weiterhin eine europäische Regelung und beteiligen sich aktiv an deren Verwirklichung.
Grundlage eines gemeinsamen Ansatzes
Die 4MS beabsichtigen, ein gemeinsames bzw. unmittelbar vergleichbares Vorgehen für folgende Aspekte umzusetzen:
Die Feststellung der Eignung von Bestandteilen für die Verwendung in Materialien im Kontakt mit Trinkwasser
Die Prüfung der Materialien
Den Einsatz gemeinsamer Prüfverfahren und die Festsetzung von Prüfwerten
Die genaue Festlegung der Prüfungen, die für Produkte anzuwenden sind
Überprüfung der Eigenüberwachung der Hersteller im Werk und Festlegung von Anforderungen an die Fremdüberwachungsprüfung
Überprüfung der Eignung der Zertifizierungs- und Prüfstellen
Veröffentlichung von gemeinsamen Ansätzen
Die 4MSI haben gemeinsame Ansätze zur Regelung der unterschiedlichen Materialien im Kontakt mit Trinkwasser veröffentlicht. Ein Teil der gemeinsamen Ansätze hat noch Entwurfsstatus, dies betrifft die Dokumente:
Teil C des gemeinsamen Ansatzes für organische Materialien,
Gemeinsamer Ansatz für Email und keramische Werkstoffe, und
Gemeinsamer Ansatz zur Zertifizierung und Zulassung
Die gemeinsamen Ansätze dienen als Vorschläge für die nationalen Regelungen und wurden nun der EU-Kommission als inhaltliche Vorschläge zur Entwicklung der Durchführungsrechtsake und delegierten Rechtsakte nach dem neuen Artikel 11 der am 16. Dezember 2020 verabschiedeten Trinkwasser-Richtlinie (Richtlinie (EU) 2020/2184) übergeben. Hierzu wurden die gemeinsamen Ansätze in die Struktur der Durchführungsrechtsakte nach Artikel 11 Absatz 2 der Trinkwasser-Richtlinie überführt.
Eine weitere Bearbeitung der gemeinsamen Ansätze wird nicht erfolgen. Einzige Ausnahme bilden die Positivlisten (Teil B der jeweiligen materialspezifischen Dokumente), die noch aktualisiert werden, bis eine europäische Liste verfügbar ist.
Informationsveranstaltung
Am 5.11.2020 fand ein 4MSI-Webinar statt. Ziel dieser Informationsveranstaltung war es, vornehmlich Industrievertretern die Entwürfe der gemeinsamen Ansätze zu vermitteln und diese Entwürfe zur Diskussion zu stellen. Die Präsentationen und Mitschnitte der Vorträge können hier abgerufen werden.
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