Auf die letzten Meter kommt es an
Auf dem Weg vom Wasserzähler zum Wasserhahn kann das Trinkwasser eine Vielzahl von Stoffen aus den Installationsmaterialien aufnehmen. Am bekanntesten ist hier Blei. Das Schwermetall wurde lange Zeit aufgrund seiner guten technischen Materialeigenschaften unter anderem als Werkstoff für Wasserrohre verwendet. Blei löst sich aber zu gesundheitlich bedenklichen Konzentrationen im Wasser und ist als Werkstoff für Trinkwasser-Installationen daher nicht geeignet. Es sollte schnellst möglich und vollständig durch besser geeignete Materialien ausgetauscht werden. Ab 1. 12. 2013 gilt ein neuer Grenzwert von 10 µg/l für Blei im Trinkwasser.
Werkstoffe im Kontakt mit Trinkwasser
Im Bereich der Trinkwasser-Installation kommen eine Vielzahl an Werkstoffen und Materialien – wie Kunstoffe und Metalle für Rohre, Dichtungsmaterialien und Armaturen – zur Anwendung, die sich im Trinkwasser teilweise lösen könnten und seine Qualität beeinträchtigen würden. Besonders organische Stoffe können zudem das Wachstum von Bakterien begünstigen und zu einer mikrobiellen Verkeimung des Trinkwassers führen.
Ausführung und Planung der Trinkwasser-Installation
Aber auch Planung, Ausführung und Betrieb einer Trinkwasser-Installation sind für die Qualität des Wassers entscheidend. Unnötig lange Rohrleitungen, „tote“ Leitungsstränge (Sackgassen), wenig genutzte Rohrabschnitte, schlecht wärmeisolierte Rohre und zu niedrige Temperaturen bei der Warmwasserbereitung verschlechtern die Qualität des Trinkwassers. Planung und Ausführung einer Trinkwasser-Installation sollte unbedingt durch Fachbetriebe erfolgen.
Erhalt der Trinkwasserqualität durch Nutzerinnen und Nutzer
Als Nutzerin und Nutzer können Sie auch einiges für den Erhalt der Trinkwasser-Qualität tun, in dem Sie abgestandenes Wasser (Stagnationswasser) ablaufen lassen, wenig genutzte Leitungsabschnitte regelmäßig durchspülen und den Betreiber (Eigentümer, Verwaltung) auf Missstände aufmerksam machen.
Anforderungen an Materialien und Werkstoffe
Das Umweltbundesamt hat mit der im Dezember 2012 geänderten Trinkwasserverordnung (TrinkwV) die Aufgabe erhalten, die Anforderungen an Materialien und Werkstoffe im Kontakt mit Trinkwasser in Form von verbindlichen Bewertungsgrundlagen festzuschreiben.
Bisher hat das Umweltbundesamt verschiedene Leitlinien in Form von Empfehlungen für organische Materialien veröffentlicht.
4MS-Zusammenarbeit
Die vier EU-Mitgliedstaaten (MS) Deutschland, Frankreich, die Niederlande und das Vereinigte Königreich Großbritannien („4MS“) haben eine Zusammenarbeit dieser 4MS zur Harmonisierung der Prüfungen zur hygienischen Eignung von Produkten im Kontakt mit Trinkwasser vereinbart. Das Umweltbundesamt ist an diesem Prozess aktiv beteiligt.
Zertifizierung der Produkte im Kontakt mit Trinkwasser
Das Umweltbundesamt lässt keine Produkte zu und führt auch keine Zertifizierung durch, sondern erarbeitet die grundlegenden und speziellen Anforderungen zur hygienischen Beurteilung von Werkstoffen und Materialien. Neben den hygienischen Anforderungen müssen die Bauteile der Wasserversorgungsanlagen auch technische Ansprüche erfüllen. Die Einhaltung der Anforderungen kann durch ein Zertifikat eines für den Trinkwasserbereich akkreditierten Zertifzierers erbracht werden.
Nickelabgabe von verchromten Trinkwasserarmaturen und anderen Bauteilen
Verchromte Trinkwasserarmaturen und andere Bauteile können Nickel in das Trinkwasser abgeben. Dies kann zu einer Überschreitung des Nickelgrenzwertes in der S1-Probe entsprechend der Probennahmeempfehlung führen.
Probennahmeempfehlung
Für die Bewertung der metallenen Verunreinigungen des Trinkwassers, die aus Werkstoffen stammen, sind die einschlägigen Grenzwerte der Trinkwasserverordnung zu berücksichtigen. Zur Ermittlung des Wochenmittelwertes für die Parameter Kupfer, Blei und Nickel der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) gab das Umweltbundesamt eine Probennahmeempfehlung heraus.
Für die Beurteilung weiterer materialbürtiger Kontaminationen des Trinkwassers hat das Umweltbundesamt die Empfehlung "Beurteilung materialbürtiger Kontaminationen des Trinkwassers" herausgegeben.