Wachsen mit dem Meer

Hintergrund und Ziele

In den WWF-Projekten „Wachsen mit dem Meer – das Wattenmeer rechtzeitig an den Meeresspiegel anpassen“ werden Pilotprojekte entwickelt, in denen die Möglichkeiten für eine naturverträgliche Klimaanpassung des Wattenmeeres wissenschaftlich erforscht und praktisch ausprobiert werden.

Vor dem Hintergrund des Klimawandels müssen Küstenschutz und Naturschutz zusammenarbeiten, um zwei zentrale Ziele zu erreichen:

  • den Schutz der Menschen an der Nordseeküste vor Sturmfluten und
  • den Schutz des Weltnaturerbes und Nationalparks Wattenmeer vor Zerstörung aufgrund des Meeresspiegelanstiegs.

Langfristiges Ziel ist es, das Weltnaturerbe Wattenmeer in seiner Funktion, in seiner gesamten Ausdehnung, sowie in allen seinen Qualitäten zu erhalten und heute verlorenen Arten eine Rückkehr zu ermöglichen. Das Wattenmeer darf deshalb auch nicht durch die Folgen des Meeresspiegelanstieges gefährdet werden. Um dies zu erreichen, muss der Küstenschutz verstärkt die ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ und den Schutz der Natur berücksichtigen. Er wird dazu auch neue Methoden finden bzw. weiter entwickeln müssen und es muss eine enge Kooperation zwischen Küsten- und Naturschutz geben.

Konkrete Aufgaben sind z.B.:

  • Auswertung internationaler Beispiele aus vergleichbaren Regionen für eine ökologisch nachhaltige Anpassung des Wattenmeeres.
  • Mitarbeit bei der Entwicklung und Umsetzung von Anpassungsstrategien und Maßnahmenplänen für das Wattenmeer auf Landes- und kommunaler Ebene.
  • Initiierung und Begleitung von konkreten Pilotprojekten in der Fläche, mit denen Erfahrungen mit einem naturfreundlichen und die Anpassung an den Meeresspiegel begünstigenden Küstenschutz gesammelt werden. Solche Pilotprojekte können von der frühzeitigen Begleitung von geplanten Maßnahmen des Küstenschutzes über Forschung bis hin zu lokalen Zukunftswerkstätten reichen.
  • Beratung der drei Wattenmeerstaaten Niederlande, Deutschland und Dänemark zugunsten eines besser an den Klimawandel angepassten Wattenmeeres.

Laufzeit

Untersuchungsregion/-raum

Land
  • Deutschland
Bundesland
  • Schleswig-Holstein
Naturräumliche Zuordnung
  • Küste

Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel

Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben

Ansatz und Ergebnisse 

Berücksichtigung der aktuellen Projektionen zum Meeresspiegelanstieg.

Parameter (Klimasignale)
  • Meeresspiegelanstieg und Sturmfluten

Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)

Analyseansatz 

Es werden die Folgen eines beschleunigten Meeresspiegelanstiegs für Watten und Deichvorländer betrachtet: Die größte Bedrohung für das Wattenmeer ist in der längeren Sicht der ⁠Klimawandel⁠ und der mit ihm verbundene Meeresspiegelanstieg. Er gefährdet das Wattenmeer in seiner Substanz: Wattflächen, Salzwiesen, Strände und Dünen sowie Inseln könnten mit ihrer einmaligen Natur durch Abbruch verloren gehen. Sturmfluten könnten an unseren Küsten höher auflaufen und Menschen gefährden.

Wattflächen und Salzwiesen sind in der Lage, sich an den Meeresspiegelanstieg auf natürliche Weise anzupassen, da auf ihren Flächen sich mit jeder Überflutung feiner Meeresschlick ablagert und zu einem Höhenwachstum führt. Bei einem beschleunigten Meeresspiegelanstieg stößt dieses Wachstum jedoch an Grenzen: Das Wattenmeer kann nicht schnell genug mitwachsen und droht dann zu „ertrinken“.

Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen

Maßnahmen und/oder Strategien 

Die Fähigkeit des Wattenmeeres zum „Wachsen mit dem Meer“ ist begrenzt; sie sollte gestärkt werden, z.B. indem der natürliche Transport von Sedimenten im Wattenmeer unterstützt und deren Ablagerung nicht behindert wird. Möglicherweise muss zukünftig auch zusätzlicher Sand aus der Nordsee aufgespült werden, um dem Meeresspiegelanstieg im Wattenmeer zu begegnen.

Perfekte Lösungen zur Klimaanpassung im Wattenmeer gibt es heute noch nicht – es wird aber Zeit, danach zu suchen. Deshalb werden gemeinsam mit dem Küstenschutz und anderen Partnern Pilotprojekte entwickelt, mit denen die Möglichkeiten für eine naturverträgliche Klimaanpassung des Wattenmeeres wissenschaftlich erforscht und praktisch ausprobiert wird. Mit seinen Projekten zum „Wachsen mit dem Meer“ beteiligt sich der WWF intensiv an der notwendigen Diskussion.

Zeithorizont
  • 2071–2100 (ferne Zukunft)
Konfliktpotential / Synergien / Nachhaltigkeit 

Das Projekt will einen Beitrag zur Lösung der Konflikte zwischen Natur- und Küstenschutz liefern.

Schritt 4: Maßnahmen planen und umsetzen

Maßnahmen und/oder Strategien 

Aufgabe der WWF-Projekte zum „Wachsen mit dem Meer“ ist ein Beitrag, um das Wattenmeer vor der Zerstörung durch den beschleunigten Meeresspiegelanstieg zu bewahren und zugleich die Menschen an der Nordseeküste vor Sturmfluten zu schützen. Dazu werden in Pilotgebieten gemeinsam mit den regionalen Partnern Pilotmaßnahmen umgesetzt.

„PiKKoWatt – Pilotmaßnahmen zur Klimaanpassung mit Kommunen in der schleswig-holsteinischen Wattenmeer-Region“ ist solch ein Projekt: In den Pilotgebieten nordfriesischen Halligen und Inseln sowie der Husumer Dockkoog an der schleswig-holsteinischen Festlandküste werden Wege für eine naturverträgliche Klimaanpassung des Wattenmeeres beschritten. Am Ende sollen gemeinsam getragene Konzepte für die anschließende Umsetzung stehen.

Wer war oder ist beteiligt?

Förderung / Finanzierung 

Vorphase wird von der Umweltlotterie BINGO! Schleswig-Holstein gefördert. In Kooperation mit dem schleswig-holsteinischen Umweltministerium wird eine internationale Übersicht über Optionen einer naturverträglichen Anpassung für das Wattenmeer erarbeitet. Seit 2015 werden gemeinsam mit Partnern erste Pilotmaßnahmen in der Wattenmeer-Region entwickelt und durch das Bundesumweltministerium gefördert.

Projektleitung 

World Wide Fund For Nature (WWF)

Ansprechpartner

WWF Deutschland, Wattenmeerbüro
Hafenstr. 3
25813 Husum

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Handlungsfelder:
 Biologische Vielfalt  Küsten- und Meeresschutz