NaLaMa-nT – Nachhaltiges Landmanagement im Norddeutschen Tiefland

Hintergrund und Ziele

In dem Verbundforschungsprojekt NaLaMa-nT sollen vor dem Hintergrund sich ändernder ökologischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen Wissens- und Entscheidungsgrundlagen für ein innovatives und nachhaltiges Landmanagement im Norddeutschen Tiefland erarbeitet sowie Handlungsstrategien aufgezeigt werden. Der umfassende Ansatz des Vorhabens schafft eine vergleichende Gesamtsicht für die verschiedenen Sektoren der ⁠Landnutzung⁠. Es werden die Landnutzungssysteme als Wirkungsgefüge betrachtet und die Wechselwirkungen unter heutigen und künftigen Rahmenbedingungen offen gelegt.

Dies eröffnet die Chance, mit einem transsektoralen Indikatorensystem einen gemeinsamen Bewertungsmaßstab für ein nachhaltiges Landmanagement zu erarbeiten. Die Ergebnisse decken zudem Fakten und Handlungsbedarf auf und schaffen somit eine belastbare Grundlage für raumbezogene Planungen und Entscheidungen in den Betrieben, den Verwaltungen sowie in der Politik.

Das Projekt verbindet 21 wissenschaftliche Teilvorhaben aus den Bereichen Klimatologie, Wasser-, Land-, und Forstwirtschaft sowie Sozioökonomie. Die Arbeit erfolgt themenbezogen in 7 Teilprojekten: Integratives Landmanagement, Ökologische Grundlagen, Land- und Ressourcennutzung, Risikomanagement, Betriebliche und regionale Wertschöpfung, Regionalmanagement sowie Koordination.

Damit die Forschungsergebnisse des Projektes praxisnah erarbeitet und später auch umgesetzt werden können, sind neben den Praxisvertretern und Entscheidungsträgern aus den Modellregionen wesentliche Vertreter überregionaler Organisationen der Land-, Forst- und Wasserwirtschaft in das Projekt eingebunden. Durch den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis sollen die mitunter konkurrierenden Ansprüche der verschiedenen Landnutzer klar aufgezeigt und der Interessenausgleich gefördert werden, um die Zukunftsfähigkeit der ländlichen Räume insgesamt zu stärken.

Teilziele:

  • Analyse der ökologischen Grundlagen, der Land- und Ressourcennutzung, der Risiken von Wertschöpfungsketten und der Stadt-Landbeziehungen.
  • Modellgestützte Abschätzung der Auswirkungen des Klimawandels und der Globalisierung der Märkte.
  • Identifikation quantitativer, transsektoraler Indikatoren eines nachhaltigen Landmanagements.
  • Partizipative Entwicklung von Leitbildern einer nachhaltigen Land-, Forst- und Wasserwirtschaft.
  • Entwicklung von Anpassungsstrategien zur Stärkung der ländlichen Räume und Neugestaltung der Stadt-Land-Beziehungen.

Laufzeit

bis

Untersuchungsregion/-raum

Land
  • Deutschland
Bundesland
  • Brandenburg
  • Niedersachsen
Naturräumliche Zuordnung
  • Nordostdeutsches Tiefland
  • Nordwestdeutsches Tiefland
Räumliche Auflösung / Zusatzinformationen 

Modellregionen: Landkreis Diepholz, Landkreis Uelzen, Fläming, Landkreis Oder-Spree

Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel

Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben

Ansatz und Ergebnisse 

Die Entwicklung des Klimas wird mit Hilfe von modellierten Daten (Modell STARS II) auf der Basis des neuen ⁠IPCC⁠-Szenarios RCP-8.5 beschrieben. Dabei wird ein hoher (anthropogener) Strahlungsantrieb von mindestens 8,5 W/m2 im Jahr 2100 unterstellt, der danach noch zunimmt.

Die ersten Modellläufe von ECHAM6 mit diesem ⁠Szenario⁠ weisen für den im Projekt betrachteten Zeitraum eine Erwärmung von ca. 3 Grad auf. Erst jenseits des Jahres 2070 steigen die Temperaturwerte wesentlich stärker an.

Nach einer ersten Analyse der ECHAM6-Modellläufe wird das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) die notwendigen Daten für die weitere Verarbeitung auswählen und mit Hilfe des Modells STARS regionalisieren. Zur Beschreibung der Variabilität der STARS-Läufe werden aus den 1000 Realisierungen anhand der Verteilung der Trends der klimatischen Wasserbilanz die Quantile 5% und 95% verwendet. Für die Klimafolgenforschung werden die meteorologischen Größen der Realisierungen von den genannten Quantilen und dem ⁠Median⁠ zur Verfügung gestellt.

Parameter (Klimasignale)
  • Höhere mittlere Temperaturen
Weitere Parameter 

alle Parameter des Klimamodells

Zeithorizont
  • mittelfristig = bis 2050
Weitere Zeitangaben 

All parameters of the climate model

Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)

Analyseansatz 

Die Veränderungsanalyse erfolgt vorwiegend modellbasiert. So wird der ⁠Klimawandel⁠ mittels ausgewählter Klimaszenarien über einen mindestens 50-jährigen Zeitraum mit dem Modell STARS regionalisiert und durch modellierte Extremereignisse ergänzt. Die Veränderungen von Technologien und Märkten werden durch sozioökonomische Szenarien abgebildet, die auf der Basis vorliegender Marktprognosen, gesetzlicher Restriktionen und unter Berücksichtigung der sich regional verändernden Nachfrage, Betriebsstrukturen und Produktionslinien festgelegt werden. Die unterstellten Triebkräfte zwingen die Forst-, Land- und Wasserwirtschaft, Anpassungsstrategien zu entwickeln, die ihre Nutzungsmöglichkeiten und Wertschöpfungspotenziale sichern bzw. neu ausrichten. Deren Eignung wird mit Hilfe von Simulationsrechnungen überprüft.

Im forstlichen und landwirtschaftlichen Bereich werden die Entwicklungen auf der Basis virtueller Modellbetriebe simuliert, die die standörtlichen und landschaftlichen Verhältnisse in den Modellregionen repräsentieren. Im Bereich der Wasserwirtschaft dienen hierfür ausgewählte Wassereinzugsgebiete. Die Veränderungen des Gebietswasserhaushaltes werden mit den Modellen SWAT und IWAN abgebildet, die des Bodens u.a. mit den Wasser- und Stoffhaushaltsmodellen WASMOD und WASIM/ETH. Die Waldentwicklung wird mit dem Wachstumssimulator BWINPro regelbasiert fortgeschrieben und die landwirtschaftlichen Fruchtfolgen und Anbauverfahren mit den Modellen ROTOR bzw. dem Betriebsmodell MODAM modelliert und mit dem Modell REPRO bewertet.

Die sozioökonomischen Szenarien werden sich voraussichtlich an den Storylines "Ökonomisch ausgerichtet in einer homogenen Welt" und "Ökologisch ausgerichtet in einer heterogenen Welt" (ähnlich denen der ⁠SRES-Szenarien⁠ A1 und B2) sowie einer jeweiligen Erweiterung „Intensivierung der Biorohstoffe“ orientieren. Die Konsistenz der Szenarien und ihre landnutzungsspezifische Konkretisierungen werden derzeit innerhalb des Projektes abgestimmt. Die nächsten Arbeitsschritte erfolgen innerhalb des Teilprojekts Wertschöpfung und umfassen die Weiterentwicklung der Szenarienbildung sowie inhaltliche Abstimmung dieser Szenarien innerhalb der Steuerungsgruppe und der Teilvorhaben.

Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen

Maßnahmen und/oder Strategien 

Die Aufgabe des Projektes ist es, zunächst sektoral die anzustrebenden Teilziele unter heutigen und künftigen Bedingungen betriebsspezifisch bzw. regional zu quantifizieren und mit den Akteuren zu gewichten. Im weiteren Verlauf werden dann mit Akteuren und Stakeholdern unter Berücksichtigung der Wechselwirkungen zwischen den Landnutzungsformen sektorenübergreifende Nachhaltigkeitsindikatoren identifiziert. Mit Hilfe dieser Nachhaltigkeitsindikatoren lassen sich für die jeweiligen Kriterien Zielerreichungsgrade bestimmen. Diese zeigen dann ggf. Handlungsbedarf bzw. Unterschiede in den Anpassungsstrategien auf.

Zeithorizont
  • 2036–2065
Konfliktpotential / Synergien / Nachhaltigkeit 

Durch den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis sollen die mitunter konkurrierenden Ansprüche der verschiedenen Landnutzer klar aufgezeigt und der Interessenausgleich gefördert werden, um die Zukunftsfähigkeit der ländlichen Räume insgesamt zu stärken.

Wer war oder ist beteiligt?

Förderung / Finanzierung 

Förderung im Rahmen der ⁠BMBF⁠ (Bundesministerium für Bildung und Forschung) Fördermaßnahme „Nachhaltiges Landmanagement“ – „Modul B: Innovative Systemlösungen für ein nachhaltiges Landmanagement"

Projektleitung 

Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt, Göttingen (NW-FVA)

Beteiligte/Partner 

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH (UFZ);

Hochschule Vechta;

Landesbetrieb Forst Brandenburg - Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde (LFE);

Landkreis Diepholz;

Landkreis Uelzen;

Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V.;

Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK);

Regionale Planungsgemeinschaft Havelland-Fläming;

Regionale Planungsgemeinschaft Oderland-Spree;

Regionale Planungsgemeinschaft Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg;

TU Berlin;

Universität Halle-Wittenberg;

Georg-August-Universität Göttingen;

Universität Kiel;

Universität Rostock

Ansprechpartner

Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt
Grätzelstr. 2
37079 Göttingen

Teilen:
Artikel:
Drucken
Handlungsfelder:
 Biologische Vielfalt  Landwirtschaft  Raumplanung, Stadt- und Siedlungsentwicklung  Wald- und Forstwirtschaft  Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft  Handlungsfeldübergreifend