Die unsichtbare Bedrohung sichtbar machen

Umweltwirksame Chemikalien als Herausforderung für eine erfolgreiche Naturschutzarbeit

Obwohl der „Stumme Frühling“ häufig als Ausgangspunkt der weltweiten Umweltbewegung und als eines der einflussreichsten Bücher des 20. Jahrhunderts bezeichnet wird (Neßhöver 2013), geriet das Kernthema des Buches - die Folgen des Einsatzes von Pestiziden für Säugetiere und Vögel - in der naturschutzfachlichen Umsetzung in den letzten Jahrzehnten in Vergessenheit.

Eine Rückbesinnung als wichtiges Thema für den Naturschutz ist durch die „Krefelder Studie“ (Hallmann et al. 2017) aufgetreten, da hier eindeutiger umweltpolitischer Handlungsbedarf aufgezeigt werden konnte, der sich auch in der Diskussionen um das Insektensterben und dem im Koalitionsvertrag fixierten Insektenschutzprogramm manifestiert. Ein im Jahr 2016 (Sparling 2016) erschienener Bericht zeigte, dass allein im Jahr 2014 weltweit über 29.000 wissenschaftliche Artikel über ⁠Pestizide⁠, fast 7.500 neue Beiträge über polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAKs) und mehr als 84.000 neue Literaturangaben zu Schwermetallen nachgewiesen werden konnten.

Doch haben Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeiten bislang kaum Eingang und Umsetzung in die praktische und naturschutzpädagogische Arbeit der Verbände gefunden. Auch für die Politikberatung erstellte Arbeiten wie das Umweltgutachten des Sachverständigenrates für Umweltfragen (SRU 2016; mit umfangreichem Kapitel Pflanzenschutzmitteln) wurden bisher (zu) wenig rezipiert. Gleichzeitig sind die Schadstoffauswirkungen heute auf den ersten Blick weniger augenscheinlich als auf dem Höhepunkt der Umweltbewegung in den 1970er/1980er Jahren. Die daher für eine thematische Annährung umso notwendigere Fachexpertise ist in den Verbänden jedoch nur sehr begrenzt vorhanden.

Der Naturschutz in Deutschland läuft daher Gefahr, den aus Umweltverschmutzungen und Schadstoffeinträgen erwachsenen Naturschutzrisiken nicht die gebotene Aufmerksamkeit zu widmen, sodass die Artenvielfalt der Ökosysteme immer weiter abnimmt und Spezies regional oder gar großräumig verschwinden.

Thema (Bereich)Chemikalienpolitik, Umweltbildung, Umweltbewusstsein und Umweltberatung
AntragstellerNaturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Laufzeit bis
Fördersumme128.747 €