Ruhe bitte! Lärmminderungsmaßnahmen für Nord- und Ostsee

Anthropogener Unterwasserschall belastet unsere Meere zunehmend mit gravierenden negativen Folgen für die marine ⁠Biodiversität⁠. Weltweit steigt die Hintergrundlärmbelastung in den Meeren an und hat sich in einigen Regionen in den letzten 50 Jahren verdoppelt bis verdreifacht. Das Projekt möchte die Ursachen und Folgen der Lärmbelastung in das Bewusstsein von Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Gesellschaft rücken sowie mögliche Handlungsansätze zur Lärmminderung z. B. über Alternativtechniken voranbringen.

Die anthropogenen Schallquellen sind vielfältig. So sind Nord- und Ostsee durch Schifffahrt, Abbau von Sand und Kies, lokale Sprengungen (Munitionsaltlasten), Rammen beim Bau von Offshore-Windenergie-Anlagen, Bohrungen, seismische Untersuchungen zur Erkundung von Öl- und Gasvorkommen sowie Freizeitbeschäftigungen stark betroffen. Viele Meerestiere reagieren sehr empfindlich auf Unterwasserschall, so dass sie geschädigt und in ihren Lebensfunktionen beeinträchtigt werden. Schweinswale, eine FFH-geschützte Art in der Nord- und Ostsee, orientieren sich, kommunizieren und jagen über akustische Signale.

Der Lärm kann bei ihnen zu Maskierungen, Hörschäden oder zum Tod führen (Gordon et al., 1998). Auch bei anderen marinen Arten wie Fischen und Wirbellosen wurden negative Auswirkungen, wie eine erhöhte Sterblichkeit von Eiern und Larven, festgestellt (Keller et al., 2006). Regelmäßige Lärmemissionen können so die demografische Entwicklung von Populationen negativ beeinflussen (Müller & Werner, 2016).

Das Projekt "Ruhe bitte! Lärmminderungsmaßnahmen für Nord- und Ostsee" setzt hier an und will auf Basis wissenschaftlicher Studien Handlungsansätze für Lärmminderungsmaßnahmen entwickeln. Diese bilden die Grundlage für eine gezielte Ansprache der Nutzer*innengruppen, deren Problembewusstsein geschärft wird und daraus resultierend ihre Akzeptanz für die Handlungsnotwendigkeiten gestärkt. Eine breite Öffentlichkeitsarbeit unterstützt diesen Prozess. Die BUND-Öffentlichkeitskampagne beinhaltet die Erstellung von Informationsmaterialien für die Nationalparkhäuser und weitere Bildungseinrichtungen sowie ein Hintergrundpapier. Social Media sowie das BUNDmagazin und die Website sollen ebenfalls für die Kampagne genutzt werden.

Weiterhin wird die Mitarbeit in nationalen Gremien zu Lärm (MSRL Umweltziel 6: Meere ohne Beeinträchtigung durch anthropogene Energieeinträge) sowie in einschlägigen internationalen Gremien (EU, ⁠OSPAR⁠, HELCOM) angestrebt. Außerdem soll die Wiederaufnahme des FOWEUMs (Forum Offshore Windenergie und Umweltschutz) initiiert werden.

Ziel ist es, einen Schutz vor Unterwasserschalleinträgen für marine Lebewesen über die nationalen Grenzen hinaus zu erwirken.

Thema (Bereich)Lärm, Wasser und Gewässerschutz
AntragstellerBund für Umwelt und Naturschutz, LV Bremen
Laufzeit bis
Fördersumme150.000 €