Veranstaltung: Kleingewässermonitoring - und jetzt?
Wie können kleine Gewässer in der Agrarlandschaft besser vor Pflanzenschutzmitteln geschützt werden?
Am 10. November 2022 diskutierte das UBA mögliche Maßnahmen als Konsequenz aus den Befunden des Kleingewässermonitorings mit Beteiligten und Akteuren rund um Pflanzenschutzmittel (PSM). Über 90 Vertreterinnen und Vertreter aus den Bundesländern, Naturschutzorganisationen, Landwirtschaftsvertretungen, Gewässerschutz und -management, Forschung, PSM-Regulierung sowie Politik folgten der Einladung und nahmen vor Ort oder online teil.
Am Vormittag wurden die Ergebnisse des Kleingewässermonitorings in kurzen Vorträgen aufgegriffen und eingeordnet. Die Mitschnitte folgender Vorträge finden Sie unter diesem Text:
- Begrüßung Dr. Jutta Klasen, FB IV Chemikaliensicherheit, UBA
- Kleingewässermonitoring – Befunde und Handlungsbedarf Prof. Dr. Matthias Liess, Dep. System-Ökotoxikologie, UFZ
- Erkenntnisse für die Pflanzenschutzmittel-Zulassung Dr. Kristina Hitzfeld, FG IV 1.3 Pflanzenschutzmittel, UBA
- Vom Monitoring zu Maßnahmen – Beispiele aus anderen Ländern Dr. Marion Junghans, Ökotoxzentrum (Schweiz)
- Gewässerrandstreifen Philipp Vormeier, FG II 2.4 Binnengewässer, UBA
- Weitere Handlungsfelder Alexandra Müller, FG IV 1.3 Pflanzenschutzmittel, UBA
- Zulassung- Reduktionsziele- Realitätscheck Dr. Jörn Wogram, FG IV 1.3 Pflanzenschutzmittel, UBA
Professor Dr. Liess vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) unterstrich in seinem Vortrag, dass aus den Ergebnissen des Kleingewässermonitorings hervorgeht, dass das angestrebte hohe Schutzniveau der Zulassung in der Realität für kleine Gewässer eklatant verfehlt wird. Frau Dr. Hitzfeld vom UBAt betonte in Ihrem Vortrag, dass die Belastungssituation eindeutig einen großen Handlungsbedarf aufzeigt und es zukünftig deutlich mehr gemeinsamer Anstrengungen verschiedener Akteure bedarf, um die kleinen, aber ökologisch relevanten Gewässer besser vor Pflanzenschutzmitteln zu schützen. Frau Dr. Junghans vom Ökotoxzentrum der Schweiz zeigte anhand von Beispielen welche Maßnahmen im europäischen Ausland gewählt wurden um die PSM-Einträge zu reduzieren und appellierte ebenfalls an alle Beteiligten gemeinsam Maßnahmen umzusetzen denn ‚gemeinsam sind wir stärker‘.
Der Fokus am Nachmittag des Workshops lag auf der Diskussion zu wirksamen Maßnahmen sowie der Notwendigkeit einer Fortführung des Monitorings.
Die Forderung einiger Akteure nach der Einrichtung flächendeckender bewachsener Gewässerrandstreifen wurde diskutiert ebenso wie deren begrenzter Einfluss auf PSM-Einträge aus anderen Quellen wie Hofabläufen, Kläranlagen und Entwässerungsgräben.
Der Austausch und die Diskussion machten deutlich, dass die Belastung der kleinen Gewässer durch PSM nur durch ein geeignetes Monitoring aufgezeigt werden kann und eine Reduktion des Eintrages benötigt wird, momentan jedoch sowohl Maßnahmen als auch Management nur sehr schleppend erfolgt.
Frau Müller vom UBA legte in Ihrem Vortrag dar, dass durchaus schon Ideen zur Reduktion von PSM-Einträgen im Rahmen des Nationalen Aktionsplans zum Nachhaltigen Pflanzenschutz (NAP) aufgeführt sind, aber leider kaum Umsetzung oder Erfolgsüberprüfung dieser freiwilligen Maßnahmen stattfindet. In der Diskussion brachten die Teilnehmenden ihre Verwunderung zum Ausdruck, dass das Kleingewässermonitoring als eine der wenigen umgesetzten Maßnahmen des NAP bis heute nicht im deutschen Pflanzenschutzindex abgebildet wird und so die tatsächliche Belastung geschönt dargestellt und an die EU berichtet wird.
Zustimmung fand die Feststellung von Herr Dr. Wogram, Fachgebietsleiter Pflanzenschutzmittel am UBA, dass ein gemeinsames Problembewusstsein Voraussetzung für effektive und gemeinsam umgesetzte Maßnahmen ist. Trotzdem war in der Diskussion bei einigen Akteuren Widerstand gegen Veränderungen des Status quo in der PSM-Nutzung und dem Risikomanagement spürbar.