Der Europäische Emissionshandel 1 (EU-ETS 1) umfasst die Treibhausgasemissionen aus Energie- und energieintensiven Industrieanlagen, des innereuropäischen Luftverkehrs sowie des Seeverkehrs. Im EU-ETS 1 wurden im Jahr 2024 Auktionserlöse von rund 5,5 Milliarden Euro erzielt. Damit sanken die Einnahmen im Vergleich zum Rekordergebnis aus dem Vorjahr um rund 28 Prozent (2023: 7,7 Milliarden Euro). Dagegen stiegen die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung im nationalen Emissionshandel (nEHS) für Wärme und Verkehr gegenüber dem Vorjahr an. Im nEHS lagen die Einnahmen im Jahr 2024 bei rund 13 Milliarden Euro und damit rund 21 Prozent über dem Vorjahreswert (2023: 10,7 Milliarden Euro). Die Gesamteinnahmen aus beiden Systemen stiegen also gegenüber dem Vorjahr noch einmal leicht.
„Mit den jüngsten Reformen auf europäischer Ebene hat sich der Emissionshandel zum zentralen sektorübergreifenden Klimaschutzinstrument entwickelt. Eingebettet in einen wirkungsvollen Mix aufeinander abgestimmter Maßnahmen, kann die CO2-Bepreisung maßgebliche Impulse für den klimaschonenden Umbau unserer Gesellschaft setzen. Neben seiner direkten Lenkungswirkung kommt den Erlösen aus dem Emissionshandel dabei eine entscheidende Rolle zu: Diese Mittel müssen vollständig und zielgerichtet für eine aktive sozial- und wirtschaftspolitische Flankierung der klimaneutralen Transformation eingesetzt werden. Auf diese Weise schafft der Emissionshandel den notwendigen Dreiklang aus ambitioniertem Klimaschutz, Sozialverträglichkeit und wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit in unserem Land. Um einen Ausgleich für die privaten Haushalte auch bei weiter steigenden CO2-Preisen sicherzustellen, brauchen wir jetzt rasch ein Klimageld in Kombination mit spezifischen Förderprogrammen für besonders betroffene Bevölkerungsgruppen“, sagt UBA-Präsident Dirk Messner.
EU-ETS 1: Preisrückgang und geringere Auktionsmengen im Vergleich zu 2023
Im Europäischen Emissionshandel wird die Menge der zugeteilten Emissionsberechtigungen (EUA) jährlich gesenkt, um die Emissionen schrittweise immer stärker zu begrenzen. Auch im Jahr 2024 wurde die versteigerte Zertifikatsmenge weiter gekürzt. Hier spiegelt sich auch die jüngste europäische Reform zur Stärkung des Emissionshandels wider. Konkret sank die Zahl der versteigerten Berechtigungen im Jahr 2024 auf 85 Millionen (2023: 92 Millionen).
Gleichzeitig fiel auch der durchschnittliche Preis der Emissionsberechtigungen: Dieser lag 2024 mit 65,00 Euro deutlich unterhalb des Vorjahreswertes (2023: 83,66 Euro). Ausschlaggebend für den seit Februar 2023 kontinuierlichen Preisrückgang im EU-ETS 1 ist vor allem die nachlassende Nachfrage der Marktteilnehmer vor dem Hintergrund der überwundenen Gasmangellage infolge des russischen Angriffskriegs sowie insgesamt durchwachsener wirtschaftlicher Entwicklung in der EU. Damit liegt der durchschnittliche Erlös im EU-ETS 1 jedoch immer noch um rund 24 Prozent oberhalb des Vergleichswerts von 2021 (52,50 Euro), dem Startjahr der laufenden Handelspriode.
nEHS: Preisanstieg sorgt für Rekordeinnahmen
Ergänzend zum EU-ETS 1 startete 2021 in Deutschland der nationale Emissionshandel (nEHS) für Wärme und Verkehr. Bis 2022 waren zunächst nur die Hauptbrennstoffe Benzin, Diesel, Heizöl, Flüssig- und Erdgas Teil des nEHS. Ab 2023 kamen alle weiteren Brennstoffe, darunter auch Kohle, dazu. Seit 2024 sind auch die CO2-Emissionen von Abfallverbrennungsanlagen erfasst.
Im Jahr 2024 wurden insgesamt knapp 278 Millionen nEHS-Zertifikate (nEZ) zu einem Festpreis von 45 Euro pro nEZ im Gesamtwert von rund 12,5 Milliarden Euro an der Energiebörse European Energy Exchange (EEX) in Leipzig verkauft. Weitere knapp 17 Millionen nEZ für das Jahr 2023 wurden im Rahmen der begrenzten Nachkaufmöglichkeit von nEHS-Zertifikaten zum Festpreis des Vorjahres (30 Euro pro nEZ) veräußert – dies entspricht Erlösen von rund einer halben Milliarde Euro. Die Gesamteinnahmen des nEHS aus dem Verkauf der insgesamt knapp 295 Millionen nEZ beliefen sich damit im Jahr 2024 auf rund 13 Milliarden Euro.
Obwohl im Jahr 2024 insgesamt deutlich weniger nEHS-Zertifikate als im Vorjahr veräußert wurden, konnten aufgrund des gestiegenen Festpreises höhere Einnahmen verzeichnet werden (2023: 358 Millionen nEZ mit den Jahreskennungen 2023 und 2022 im Gesamtwert von 10,7 Milliarden Euro). Maßgeblich für die höhere Nachfrage im Jahr 2023 war der einmalige Nachholbedarf von Unternehmen, die den Erwerb ihrer nEHS-Zertifikate aufgrund des konstanten Festpreises von 2022 nach 2023 verschoben hatten. Dieser Sondereffekt kam im Jahr 2024 aufgrund des zum Jahreswechsel gestiegenen Festpreises nicht mehr zum Tragen.
„Dieser Sondereffekt ist für die geringere Nachfrage nach nEHS-Zertifikaten im nationalen Emissionshandel der wesentliche Treiber. Insofern bestehen weiterhin große Herausforderungen für Emissionsminderungen im Gebäude- und Verkehrsbereich: In beiden Sektoren muss der Ausstoß von Treibhausgasen noch deutlich rascher sinken. Das gilt insbesondere für den Verkehrssektor – etwa durch Förderung der Elektromobilität, den Wegfall steuerlicher Fehlanreize für Verbrenner-PKW und anderer klimaschädlicher Subventionen. Diese Maßnahmen müssen aber in einen starken Emissionshandel eingebettet sein. Hier setzen wir große Erwartungen in den 2027 startenden Europäischen Emissionshandel für Brennstoffe, in den der nationale Emissionshandel übergeleitet wird“, erläutert Daniel Klingenfeld, beauftragter Leiter des Fachbereichs „Klimaschutz, Energie, Deutsche Emissionshandelsstelle“ im Umweltbundesamt.
Die DEHSt im UBA ist für den Vollzug des nationalen Emissionshandels, des Europäischen Emissionshandels und seit Dezember 2023 auch für den Europäischen CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) in Deutschland zuständig. Die Leipziger Energiebörse EEX veräußert und versteigert Emissionszertifikate im Auftrag der DEHSt.